„Jazz im Park“: Ein Spektakel – und viel mehr

Als der Weltklasse-Drummer Charly Antolini zum ersten
Mal an diesem Abend seine Stöcke über Trommel und Becken
wirbeln ließ, war der Regen vergessen, der am Nachmittag für
ungewollte Umbauten, besorgte Blicke zum Himmel und sicher auch
manches Stoßgebet gesorgt hatte. Am Abend des 16. Juni war
die Welt in diesem Moment für die Besucher von Jazz im Park
2002 in Ordnung; sie hörten besten Mainstream-Jazz von fünf
außergewöhnlichen Musikern.

Nicht gerade unglücklich dürften in diesem
Augenblick auch die Macher von Jazz im Park gewesen sein, die bereits
zum siebten Mal für einen langen Tag aus dem idyllischen Areal
zwischen Wasserschloss und Bezirkskrankenhaus ein kleines Mekka
für Jazz-Freunde und andere gezaubert hatten. Und ein Blick
in die Gesichter der vielen Frauen und einiger Männer, die
den ganzen Tag Kuchen in appetitlichen Portionen auf Teller gelegt,
Getränke ausgeschenkt oder Pfannengemüse gegart hatten,
zeigte außer einer leichten Müdigkeit auch Freude und
ein bisschen Zufriedenheit.

Neben diesem sehr erfreulichen Bild darf und sollte
es nicht unerwähnt bleiben, dass Jazz im Park eigentlich nur
Teil eines mittlerweile sehr erfolgreichen Projektes in der Therapierung
psychisch kranker Menschen ist. Wie sich inzwischen doch herum gesprochen
haben sollte, werden das alljährliche Jazz-Event und andere
Konzerte oder auch mal eine kleine Ausstellung von einem Verein
namens SOVIE e.V. geplant, organisiert und ausgerichtet.

Dieser Vereinsname entstand aus den Anfangsbuchstaben
von „Soziale Verantwortung in Eigeninitiative“. Er steht
für die Chance, dass Menschen, die oftmals bereits an Aussichtslosigkeit
glaubten, an die Ausweglosigkeit in ihrem Leben, eine Perspektive
bekommen. Es wurden Arbeitsplätze geschaffen, denn die Einrichtung
betreibt in der Anlage des Bezirkskrankenhauses auch das Kultur-Café
„SOVIE’s Welt“ und einen kleinen Laden für Dinge
des täglichen Bedarfs.

Der Verein unter dem Vorsitz von Krankenhaus-Chef Professor
Dr. Matthias Dose ist mit einem Namen besonders verknüpft:
Cordia Orlob. Sie ist Motor und Programm-Direktorin, Sozialpädagogin
und Finanzmanagerin, unter anderem mit dem Ziel, Barrieren zwischen
den Patienten des Bezirkskrankenhauses und den sogenannten gesunden
Menschen „draußen“ abzubauen. Wie notwendig dies
selbst nach Jahren des laufenden Projekts ist, zeigt auch das Kultur-Café.
Bisher wurden hier regelmäßig an Donnerstagabenden tolle
Konzerte veranstaltet, waren Liedermacher, Jazz-Combos oder Klassik-Interpreten
zu hören – bei freiem Eintritt. Aber der Strom von Besuchern
von außerhalb hielt sich zumeist in Grenzen.

Auch an den übrigen Tagen rekrutiert sich das
Publikum des Cafés fast ausschließlich aus Klienten
des Krankenhauses. Und das, obwohl man wohl kaum irgendwo so freundlich
bedient wird wie hier. Es gibt also noch viel zu tun. Es gilt immer
noch, Berührungsängste abzubauen, Vorurteile endlich und
endgültig zu entsorgen. Für die Menschen „draußen“.
(pebe)