Recycling

Wer nichts tut, kann schnell mal auf schlechte Gedanken kommen! Also wer nur immer so rumlungert, könnte zum Beispiel auf die Idee kommen zu überlegen, ob das, was Politiker tun, auch wirklich so sinnvoll ist. Nun glauben anscheinend gerade besagte Politiker zu wissen, was gut ist für uns Normalbürger.

Endlich hatten wir beste Gelegenheit, mal die Füße ein biss­chen hochzulegen, vielleicht sogar so etwas Seltsames zu tun wie nach einem Buch zu greifen. Schließlich hatte uns gerade die Industrie mit all diesen Wunderwerken versorgt, die den Alltag leichter machten und jede Menge Zeit sparten. Also mit Waschvollautomaten, bügelfreien Hemden, Mikrowellenherden, Fertiggerichten und Fernsehsendungen für Kinder.

Doch da haben sich Politiker das Recyceln einfallen lassen. Und komme mir jetzt keiner und behaupte, dass wir das den Grünen zu verdanken hätten. Dass die keine Atomkraftwerke haben wollten, das hat doch jahrzehntelang auch kaum jemanden interessiert. Nein, die Wahrheit ist, dass das Recyceln nur eingeführt wurde, damit die Menschen in Deutschland nicht zu viel rumlungern.

Haben Sie sich schon mal überlegt, wie viel Zeit Sie inzwischen mit Recyceln verbringen? Es ist ja nicht damit getan, dass man den Müll akribisch sortiert und auf mindestens drei verschiedene Behältnisse verteilt. Es gibt ja auch Anweisungen, wie das zu recycelnde Material auszusehen hat. Weshalb man morgens für einen rechtsdrehenden Jogurt schon mal gut drei Minuten länger braucht. Bis der Becher nämlich restlos ausgekratzt ist. Was einem immerhin erspart, ihn mit warmem Wasser auszuspülen, das geht auf Dauer schließlich ziemlich ins Geld.

Genauso bei Konservendosen oder Gläsern mit Saucen und ähnlichem. Außerdem müssen Metalldeckel entfernt, Kunststoffe von Papier und Karton getrennt und Plastikflaschen nach Einkaufsmärkten sortiert werden. Wir haben Sammelbehälter für Batterien, Elektrokleingeräte und seit neuestem auch für Energiesparlampen, die bestückt werden wollen.

Und weil wir Deutschen wenigstens beim Recyceln Weltmeister sein wollen, nachdem es beim Fußball beim letzten Mal nicht geklappt hat, muss man inzwischen auch schon mal einen halben Nachmittag für den Besuch auf dem Recyclinghof einplanen, so groß ist dort der Andrang. Selbst Staus auf den Zufahrtstraßen sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Ganz zu schweigen von den Irrfahrten, weil mal wieder alle Container voll sind.

Und dann gibt es noch eine andere bittere Wahrheit. Haben Sie schon mal in einem Englischwörterbuch nachgeschaut, was „recyclen“ eigentlich heißt? Wiederverwerten, stimmt. Aber auch „zurückschleusen“, nämlich von Kapital. Und da fällt es einem dann doch wie Schuppen von den Augen.

Wahrscheinlich hat man hier einfach zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Nicht nur, dass jetzt keiner mehr rumlungert. Dank Recycling können jetzt Unternehmen, die sich natürlich selbstlos für die Umwelt engagieren, sogar Kapital zurückschleusen, das sie gar nicht eingesetzt haben. Denn für die ganzen Verpackungen, das Papier und die Geräte gezahlt hat schließlich ja erst einmal der Verbraucher.

Bleibt nur das gute Gefühl, etwas für die Welt getan zu haben, die wir unseren Kindern hinterlassen. Und sogar für Afrika. Schließlich werden auch dort mit unserem Elektroschrott Arbeitsplätze geschaffen.

pebe