Fastenzeit

Schließlich ist mehr als die Hälfte der Erwachsenen hierzulande übergewichtig. „Adipös“ sind fast ein Viertel davon, das heißt, bei ihnen geht das Gewicht nicht nur auf die Gelenke, sondern auch gravierend zu Lasten der allgemeinen Gesundheit. Dabei ist es wie bei Kindern und Jugendlichen, von denen bereits vor Jahren mehr als 15 Prozent übergewichtig waren, nicht das viele Essen allein. Nicht ganz unerheblich ist auch, was gegessen wird. Aber allem Anschein nach hat es sich noch nicht herum gesprochen, dass Pizza, Cola und Co. für eine Diät nicht unbedingt geeignet sind.

Übrigens ebenso wenig wie all die Erfolg versprechenden Mittelchen, die man in Apotheken, Drogerien und im Internet kaufen kann. Bei denen bleibt allenfalls der Geldbeutel schlank. Auf den menschlichen Körper haben diese Präparate hingegen kaum eine Wirkung, die von Dauer wäre.

Und absolut paradox wird das Ganze, wenn man liest, dass es nicht nur weltweit fast 800 Millionen Menschen gibt, die nicht genug zu essen haben, sondern sogar in unserer Republik der schwarzen Null fast eine halbe Million Kinder nicht regelmäßig ausreichend ernährt wird.

Drängt sich da nicht sofort der Gedanke auf, ein Joint-Venture anzustreben? Vielleicht und versuchsweise zum Beispiel gerade jetzt in der österlichen Fastenzeit? Und da wären natürlich nicht nur einer sondern zwei gute Vorsätze optimal. Erstens darauf zu achten, wenigstens einmal die Hälfte vom sonst üblichen Fastfood und von den Fertiggerichten weg zu lassen. Und zweitens den Gegenwert dessen, was man gewohnheitsmäßig zu viel kaufen würde, vielleicht hungrigen Kindern zukommen zu lassen.

Als kleine unterstützende Maßnahme könnte man sich ja durchaus am „Paenitemini“ Papst Pauls VI. orientieren, mit dem er einst schriftlich festlegte, was die Katholische Kirche unter Fasten versteht. Zum Beispiel, dass nur eine volle Mahlzeit am Tage eingenommen wird. Unter Verzicht auf Fleisch.

Und dann könnte man vielleicht auch daran denken, dass die Fastenzeit auch beste Gelegenheit für „Werke der Liebe und Frömmigkeitsübungen“ ist, wie es in dieser Schrift heißt. Kurzum und auch für Menschen, die nicht katholischen Glaubens sind, eine wunderbare Zeit, um nicht nur den aus den Fugen geratenen Astralkörper wieder ein bisschen auf Vordermann zu bringen, sondern vielleicht auch den Kopf etwas zu entschlacken. Mal ausnahmsweise nicht nur an den nächsten Urlaub sondern auch einfach einmal an den Nächsten zu denken.

Und wer beides sowieso schon in vorbildlicher Form und das ganze Jahr über tut, der kann ja einfach so weitermachen. Auf jeden Fall war es wohl noch nie so sinnvoll wie heute, aus Religionen auch den Gedanken des Fastens im ursprünglichen Sinne aufzugreifen. Die anstehende Bade­saison kann man ja trotzdem als Motivationsschub im Auge behalten.

pebe