Serie Inklusion (1)

Nach der Entscheidung, Taufkirchen (Vils) zu einer Gemeinde zu machen, in der Inklusion breit in der Bevölkerung verankert werden soll, fand im November ein erstes Treffen interessierter Bürger im Wasserschloss statt. In der Arbeitsgruppe „Öffentliches Leben“ entstand die Idee, Erfahrungsberichte von betroffenen Mitbürgern in loser Folge im Kompass zu veröffentlichen.

Als Mitglied der Arbeitsgruppe erklärte sich Werner Fiedler bereit zu schildern, welche Probleme und Hindernisse einem Blinden auf seinen Wegen durch die Vilsgemeinde begegnen. Sein Bericht soll der Allgemeinheit helfen, den Ort aus seiner Perspektive wahrzunehmen und Hindernisse im wörtlichen und übertragen Sinn zu reduzieren.

Gleichzeitig ist es ein Aufruf an alle, die durch besondere Lebensumstände betroffen sind, ihre Situation in einem Beitrag darzustellen und Anregungen für Hilfen zu geben. Wer einen Bericht verfassen möchte, der dann im Kompass veröffentlicht wird, kann sich für weitere Informationen an den Sprecher der Arbeitsgruppe (Dr. Christian Aigner, E-Mail: christian@tierarztpraxis-aigner.de) oder an die Kompass-Redaktion (Renate Bauer, Tel. 08084 3725, E-Mail: presse@taufkirchen.de) wenden.

TIK – Taufkirchner Integrationskreis

Integration – ein Thema, dem sich der TIK voller Euphorie und Tatendrang widmet. Ein Thema zu dem es viele, teils auch kontroverse Meinungen gibt. Ein Thema, bei dem gleichzeitig aber auch jeder seinen eigenen Beitrag leisten kann – und sei er noch so klein.

Integration ist ein Prozess, der in der heutigen Zeit eine zentrale Rolle spielt, keineswegs aber erst seit kurzem existiert. Immer dann, wenn Menschen unterschiedlicher Kultur und Herkunft aufeinandertreffen, ist Integrationsarbeit nötig. Für uns bedeutet es, neues und bereits bekanntes zusammenzuführen, um eine Gesellschaft zu formen, in der sich jede Bürgerin und jeder Bürger, wohlfühlen kann. Dieser Prozess braucht Zeit und wirft natürlich und berechtigterweise viele Fragen auf. Fragen vor dem Unbekannten und den Herausforderungen, die die Integration von Flüchtlingen in unser Gesellschaftsleben birgt.

All jenen Fragen wollte die Gemeinde Taufkirchen (Vils) zusammen mit dem Taufkirchner Integrationskreis begegnen und lud zur Podiumsdiskussion im Bürgersaal ein. Neben Vertretern der Gemeindeverwaltung, des Gemeinderates und des TIKs war auch der ehemalige Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, Martin Neumeyer, geladen und stand dem interessierten Publikum Rede und Antwort. Außerdem beteiligten sich Vertreter von lokalen Unternehmen rege an der Gesprächsrunde. Denn zu einer gelungenen Integration gehört auch eine sinnvolle Eingliederung in den Arbeits- und Wohnungsmarkt.

Auf dem Podium, von links: Thomas Reger (TIK), Veronika Purschke (Gemeinde), Dr. Ralf Marquard (kbo-Klinik), Thomas Friedrich (himolla-Geschäftsführer), Sosa Balderanou-Menexes (Gemeinderätin), Martin Neumeyer (ehem. Integrationsbeauftragter der Staatregierung, jetzt Landrat von Kehlheim) und Bürgermeister Franz Hofstetter

Dank der beeindruckenden Resonanz aus dem Publikum konnte eine konstruktive und rege Diskussion geführt werden, die allen Beteiligten wertvolle Einblicke in verschiedene Standpunkte und Sichtweisen lieferte. Der Taufkirchner Integrationskreis hat viele Impulse mit auf dem Weg genommen, die in die zukünftige Integrationsarbeit, aber auch in bereits bestehende Projekte einfließen werden.

An dieser Stelle hoffen wir darauf, bald wieder die Möglichkeit zu einem regen Austausch, für ein gutes und gelingendes Miteinander, bieten zu können. Außerdem möchten wir uns nochmals herzlich bei allen Anwesenden und Teilnehmern bedanken, besonders auch bei der Gemeindeverwaltung für die tolle Organisation.

Taufkirchener Tafel

Wir bedanken uns sehr für großzügige Geld- und Warenspenden bei: Ingeborg Bister, dem Ingenieurbüro Bulhoes, Barbara Glasl, Andreas Grichtmaier (Geislbach) sowie Helga Rabl.

Eine besondere Freude bereitete uns eine kleine Jugendgruppe, die sich nach vielen Jahren der guten Zusammenarbeit unter der Leitung von Sylvia Lohmeier aufgelöst hat, weil sich zwei Mädchen bald auf die Firmung vorbereiten: Anna & Louisa Lohmeier sowie Lena, Katharina & Carolina Bürger haben die Gruppenkasse für einen Lebensmitteleinkauf eingesetzt und diesen nun der Tafel gespendet. Herzlichen Dank dafür und Respekt für die tolle Idee samt Umsetzung!

Privatspenden nehmen wir jeden Montag von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr direkt am Tafelladen (Bahnweg 4 ½, Tel. 949822) an. Größere Warenmengen oder Spenden, bei denen die Übergabe fotografiert werden soll, sprechen Sie bitte unter Tel. 258517 mit uns ab.

Vielen herzlichen Dank – bleiben Sie der Tafel gewogen, wir sind auf Sie angewiesen!

„Inklusion konkret – Betroffene berichten“

Hurra, Schnee und Eis sind wieder weg – Erfahrungs­bericht von Werner Fiedler (69 Jahre), seit 20 Jahren blind

Aufatmen, der Winter ist vorbei. Die Gehwege sind wieder schnee- und eisfrei. Das ist für mich ein großer Vorteil. Schneehaufen und eisige Stellen sind für mich als Blinden eine große Sturzgefahr. Daher gehe ich bei winterlichen Straßenverhältnissen langsamer als bei trockener Straße. Ich muss mir mit meinem weißen Langstock Schritt für Schritt den Weg frei machen. Ich erkenne mit meinem hin- und herpendelnden Stock die Hindernisse wie Schneehaufen, Zäune, Mülltonnen oder auf dem Gehweg parkende Autos.

Ein winterliches Gehen auf einem Gehsteig verlangt mir sehr viel Konzentration ab, denn es ist beispielsweise bei einem Grundstück der Gehsteig in voller Breite geräumt. Beim nächsten Grundstück ist nicht geräumt. Dann muss ich wieder über den Schnee laufen. Und beim dritten Grundstück ist nur eine Schneeschaufel-Breite geräumt.

Manchmal kommt es auch vor, dass ein sauber geräumter Gehsteig durch einen vorbeifahrenden Schneepflug wieder zugeschüttet wird, wobei ein größerer vereister Schneebrocken eine gefährliche Sturzgefahr ist. Großes Sturzpotential sind zudem für Blinde (wie auch für Sehende) vereiste Stellen. Ich mag einen guten trockenen Winter gerne. Aber wenn ich spazieren gehe mit meinem Langstock, ist das eine nervige Angelegenheit.

Nun freue mich schon auf das Frühjahr, auf die wärmeren Tage, wenn die Natur wieder sprießt und die Pflanzen wieder zu duften beginnen. Das ist schön und gut. Aber nun kommt leider mein nächstes Handicap als blinder Mensch. Dann wachsen wieder die Sträucher und Bäume über die Gartenzäune und ragen in die Straßen und Gehwege hinein.

Der sehende Mitbürger weicht den Ästen und Zweigen einfach lässig aus. Als nichtsehender Mensch laufe ich aber dann gegen die in Kopfhöhe befindlichen Äste. „Sch…!“ denke ich mir dann. Meistens geht es, bis auf kleine Kratzer an Wange oder Stirn, glimpflich aus, weil ich mir fast immer ein Käppi mit Sonnenschild tief ins Gesicht ziehe.

Doch einmal verhedderte sich ein Zweig im Gesicht und riss mir die Brille herunter; sie fiel zu Boden und ein Glas war herausgebrochen. Die Suche nach Brille und Glas war nicht einfach! Mein schmerzlichstes Erlebnis war, als ich einen quer in den Gehsteig hängenden dornigen Zweig mit meinen Lippen „küsste“.

Angesichts dieser Erfahrungen bitte ich die Grundstückseigentümer, dass sie darauf achten, dass keine Zweige und Äste über den Gartenzaun in den öffentlichen Verkehrsraum wachsen. Von Auto fahrenden Freunden habe ich auch schon gehört, dass sie in engen Siedlungsstraßen bei Gegenverkehr mit der grünen Natur einige Probleme hatten.

Ich gehe gerne spazieren mit meinem Langstock auf den mir bekannten Wegen – und ich freue mich, wenn auch dort die Gehwege so beschaffen sind, dass sie auch für mich möglichst gefahrlos zu bewältigen sind.

Werner Fiedler

und Dr. Anneliese Mayer