… ODER WARUM STILLE FREUDE MANCHMAL BESSER IST ALS LAUTE BALZ
Wir hätten uns freuen sollen. Am vergangenen Sonntag, dem letzten im Märzen. Denn dieser vierte Fastensonntag hat uns zwar wieder die Sommerzeit beschert und damit eine Stunde der Nacht geraubt, allerdings heißt er liturgisch Laetare-Sonntag! Bezugnehmend auf den Eingangsvers der Sonntagsmesse, den Psalm Freue dich, Jerusalem. Laetare, sich freuen: dass der Frühling naht (gen Judica), dass die Fastenzeit bald vorbei ist und dass auch die Liebe wieder neu erblühet. Vorsicht!
Alle fünf Fastensonntage haben ihre Namen vom jeweiligen Psalmanfang, der im Volksmund folgenden Merkvers geboren hat: Invocavit – nimm den Hund mit, Reminiscere – putzt die Gewehre, Oculi – da kommen sie, Laetare – das ist das Wahre, Judica – sind sie auch noch da, Palmarum – tralarum.
Womit wir bei den Schnepfen wären, die seit gut 20 Jahren auf der Vorwarnliste der Roten Liste stehen und daher nicht mehr so bejagt werden dürfen wie früher: als man um den Beginn der Fastenzeit den Hund mit hinaus nahm, die Gewehre putzte und um den vierten Fastensonntag herum zur Hochform auflief. Die Jäger wie die Schnepfen, denn es war Balzzeit (bei den Vögeln). Und da flogen die Schnepfen gerne auf, weil die Hähne den Hennen hinterherjagten. Besonders praktisch dabei: Die Hähne verrieten sich durch lautes Krächzen, konnten so von den Hennen unterschieden werden und waren tot (außer der Jäger zielte schlecht oder war selber grad verliebt).
Hennen sollten nicht geschossen werden wegen der kommenden Brutzeit, während der man dann auch die verbliebenen Hähne wieder in Ruhe ließ. Drum prüfe, wer sich krächzend balzt, ob da nicht des Schicksals Büchse schnalzt! Wen dagegen Amors Pfeil trifft, der fühlt sich möglicherweise wie im (siebten) Himmel – aus dem dann so manche(r) auch wieder hart auf dem Boden landet … Das Tierreich wäre nicht das erste Mal eine Metapher des Menschlichen.
Und noch ein Hinweis für die Osterzeit: Der Ostersamstag ist mitnichten wie heutzutags oft gehört derjenige vorm Ostersonntag! Dieser Samstag gehört noch zur Karwoche und heißt entsprechend richtig Karsamstag. Der Ostersamstag – sofern man ihn denn braucht – wäre jener der Osteroktav, also der vorm Weißen Sonntag. Oculi auf, was man so krächzt! _Markus Tremmel