ehem. Schlossverwalter und Mitgründer von Genossenschaften

Eine in der Geschichte Taufkirchens herausragende Persönlichkeit war der langjährige Schlossverwalter Inspektor Franz Germaier. Ein Erinnerungsblatt in der Pfarrchronik würdigt seine großen Verdienste und beschreibt ihn wie folgt:
„Am 19.6.1865 zu Inkofen, Pfr. Mauern, geboren, studierte er 4 Jahre am Gymnasium zu Freising. Besuchte die Ackerbauschule Landsberg und kam als Buchhalter auf das Schloss Grünbach. Nach 1 Jahr wurde ihm vom Schloßbesitzer Rambertz-Fest 1891 die Verwaltungsstelle in Taufkirchen übertragen, welche Germaier bis zur Auflösung des Schloßbesitzes 1920 inne hatte. Im Jahr 1900 machte ihn Baron von Alvensleben zum Inspektor des gesamten Besitzes TaufkirchenGrünbach.
Inspektor Germaier gründete 1911 den Darlehenskassenverein Taufkirchen (Anmerkung: die spätere Raiffeisen-Volksbank), dessen Rechner er von 1922 – 37 war. 1929 betrieb er die Gründung der hiesigen Molkereigenossenschaft und erbaute als deren Geschäftsführer und Rechner (bis 1940) das Molkereigebäude beim Bahnhof 1929.
Germaier war nicht bloß ein tüchtiger Beamter, er war auch ein aufrechter Katholik, der aus seiner Glaubensüberzeugung kein Hehl machte. Er schloß sich dem 3. Orden an, stiftete vor seinem Tode für seine und seiner Frau Seelenruhe einen Jahrtag. Er starb am 27. Dez. 1941.“
Franz Germaier war 1917 auch Mitglied bei der Gründung der Guts- und Brauereigenossenschaft, die der Buchautor Tom Reger in seinem 2025 erschienenen historischen Roman „Von Herren und Genossen“ sehr eindrucksvoll geschildert hat.
Das Heimatkundliche Gemeindearchiv hat vor kurzem von der Urgroßnichte Germaiers, Frau Carmen Triller, eine Reproduktion der Urkunde erhalten, mit der der Schlossherr Baron von Alvensleben Herrn Franz Germaier am 15. März 1900 zum Inspektor seiner Güter Taufkirchen und Grünbach ernannt hat. Der Text dieser Urkunde lautet: „In Anerkennung Ihrer bisherigen Leistungen ernenne ich Sie hiermit zum Inspector der Güter Taufkirchen und Grünbach und freue mich, Ihnen hierdurch einen Beweis meiner vollsten Zufriedenheit geben zu können. v. Alvensleben“.
Die Urkunde ist sehr prächtig gestaltet und wahrscheinlich das erste Kunsterzeugnis vom Wasserschloss, nachdem es der Baron von Alvensleben 1898/99 im Neurenaissancestil umgebaut und dabei insbesondere die beiden Türme am Ost- und am Westflügel errichtet hat.
