Wasserschloss Taufkirchen (Vils)

Begrüßung durch den neuen Hausherrn, Bürgermeister Franz Hofstetter (links), im Fuggersaal des Wasserschlosses.

In einem würdigen Rahmen feierte die Gemeinde am 6. November den nun notariell besiegelten Kauf des historischen Wasserschlosses. Die 1263 erstmals urkundlich erwähnte Anlage, das kulturelle und soziale Herzstück der Kommune, soll sich künftig noch mehr für Konzerte, Theater, Lesungen und Seminare öffnen. Eine Aufwertung erhofft sich die Gemeinde auch durch die Verpachtung von Schlossbereichen für ein gastronomisches Angebot.

Der ehemalige ärztliche Direktor der Taufkirchener kbo-Klinik, Prof. Dr. Dose, erläuterte in einem sehr kurzweiligen Festvortrag die Entwicklung des Schlosses in den vergangenen 100 Jahren. Er gab Einblicke in die durchaus bewegte Geschichte des heutigen Krankenhauses während der letzten beiden Kriege.

Einen kurzweiligen Festvortrag hielt Prof. Dr. Matthias Dose (links). Der BSG-Vorsitzende Franz Schlossnikl (rechts außen) überreichte Bürgermeister Franz Hofstetter einen symbolischen Schlüssel.

Der Vorsitzende der BSG Taufkirchen (Vils), Franz Schlossnikl, überreichte dem Gemeindeoberhaupt einen aus Holz geschnitzten Schlüssel. Der örtliche Fußballverein beteiligt sich schon seit fünf Jahren an der Ausrichtung des Schloss-Adventskalenders und zeigte mit dieser symbolischen Schlüsselübergabe die Zustimmung zum Erwerb des Wasserschlosses.

Zu den geladenen Festgästen gehörten auch die bayerische Staatsministerin Ulrike Scharf und der Bundestagsabgeordnete für den Landkreis Erding,Andreas Lenz (beide vorne rechts).

Die Veranstaltung wurde von Mitgliedern der Kreismusikschule musikalisch umrahmt. Neben einer Bläsergruppe gestalteten Anna Engelhardt am Cello und Andrea Traber am Klavier diesen Teil des Festprogramms.

 

Zur Geschichte

Das Taufkirchener Wasserschloss hat eine bewegte Geschichte vom Herrschaftssitz, Lazarett und Fürsorgeheim bis zum Gemeindeeigentum hinter sich: Bis es 2016 in den Besitz der Kommune kam, haben viele Geschlechter wie die von Fraunberg, Fugger oder von Puech, dort gelebt. Das Schloss war auch Wallfahrtsort, nachdem die Reliquien des Heiligen Viktors aus Rom in die Schlosskapelle überführt wurden.

Die prächtige Schlosskapelle stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Das Schloss diente aber auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Lazarett, später als Pflegeeinrichtung. Als das Schloss und die Brauerei 1917 zum Verkauf standen und Vertreter einer Münchener Großbrauerei diese erwerben wollten, spielten die Taufkirchener nicht mit. Mehrere Bürger gründeten eine Genossenschaft, die Brauerei, Schloss und Ländereien übernahm.

Die Brauerei wurde weitergeführt, während das Schloss und ein Teil des Grundes 1919 an den Landesarmenverband, den Vorgänger des Bezirks Oberbayern, verkauft wurde. In den 1920er Jahren entstand so das Taufkirchener Fürsorgeheim für hilfsbedürftige Menschen. Erst um 1970 baute der Bezirk Oberbayern im ehemaligen Schlossgarten Gebäude für das Krankenhaus, die heutige kbo-Isar-Amper-Klinik.

Bei einem Schlossbrand 1919 wurde der Westflügel schwer beschädigt.

1998 brauchte der Bezirk die Räumlichkeiten im Schloss nicht mehr; es wurde nach einer neuen Nutzung gesucht. Der Unternehmer Nico Forster zeigte Interesse und verhandelte mit der Kommune. Am 17. Januar 2005 verkaufte der Bezirk das marode Schloss an die Gemeinde – eine Stunde später veräußerte es Bürgermeister Franz Hofstetter für einen symbolischen Preis von 1 € an Nico Forster weiter. Der studierte Philosoph und Theaterwissenschaftler räumte der Kommune ein großzügiges Nutzungsrecht ein und startete seine aufwändige Schlossrenovierung.

Der erfolgreiche Manager und ehemalige Mitbegründer der Drillisch AG hat das Schloss mit seinen Visionen, Investitionen und öffentlichen Zuschüssen zu neuem Leben erweckt. Er gab dem Gebäude seine alte Würde wieder und brachte trotz anfänglicher Skepsis die ochsenblutrote Außenfarbe erneut an.

Nachdem Nico Forster im Jahr 2010 mit 47 Jahren überraschend starb, kam die Renovierung zum Erliegen. Die Erben wollten danach verkaufen, ein möglicher Interessent forderte aber von der Gemeinde den Verzicht auf die Nutzungsrechte.

Am Ende kaufte die Gemeinde das Schloss für 630.000 €, nachdem der Gemeinderat am 31. Mai 2016 grünes Licht dafür gab. Nach der Schlüsselübergabe am 1. September 2016 wird die Kommune nun Schritt für Schritt das vom Gemeinderat beschlossene Sanierungskonzept umsetzen.