SOVIE hat’s erwischt

Tassilo-Kultursozialpreis 2016 der Süddeutschen Zeitung geht an den Verein SOVIE e.V.

„Kultur verbindet Menschen“ ist das Motto des Tassilo-Kulturpreises, den die SZ seit 2000 alle zwei Jahre verleiht. Der Preis würdigt die kulturelle Vielfalt der Künstler und Kulturschaffenden im Münchener Umland. Hierfür können von den Lesern der jeweiligen SZ-Regionalausgaben (Dachau, Freising, Erding, Ebersberg, Bad Tölz-Wolfratshausen, Starnberg und Fürstenfeldbruck) Kandidaten vorgeschlagen werden, aus denen die Preisträger von einer Jury ausgewählt werden.

Dass Kultur auch Gesunde und Kranke verbinden kann, wollte man heuer mit einer eigenen Kategorie, dem Tassilo-Kultursozialpreis würdigen, der dem Taufkirchener Verein SOVIE e.V. zuerkannt wurde. Das Preisgeld von 1.000 € wurde vom „Adventskalender für gute Werke“, dem Hilfswerk der SZ-Leser, gestiftet.

SOVIE – die Abkürzung steht für „Soziale Verantwortung in Eigeninitiative“ – ist ein gemeinnütziger Verein, der sich seit seiner Gründung vor über 25 Jahren für eine Verbesserung der Integration psychisch kranker Menschen in die Gesellschaft einsetzt. Diesem Ziel nähert sich der Verein mit drei eigenständigen Projekten.

Zum einen mit „Sovies Welt – Café & Shop“, in der der Verein seit 1999 Arbeitsplätze für psychisch kranke Menschen zur Verfügung stellt. Sovies Welt befindet sich auf dem Gelände des kbo-Isar-Amper-Klinikums Taufkirchen (Vils) und ist vor allem ein Ort des Rückzugs, der Erholung und der Begegnung. Für viele Patient/inn/en aber auch die einzige Einkaufsstelle, in der sie die wichtigen Dinge des täglichen Bedarfs erwerben können.

Zum anderen mit der „SOVIEs-Wohnen gGmbH“, dem Unternehmen des Vereins, das in einer Wohneinrichtung im Wasserschloss 15 psychisch kranke Menschen betreut. Hier lautet das erklärte Ziel, diese so zu fördern, dass sie nach einer gewissen Zeit möglichst eigenständig leben können. Im Jahr 2010 konnte die Einrichtung im Schloss um eine Außenwohnung im historischen Hierl-Haus für drei Bewohner ausgeweitet werden. Die Einrichtung beschäftigt derzeit 16 Mitarbeiter/innen.

Das ideale Mittel, um seine Ziele auch nach außen zu tragen, sind die regelmäßigen kulturellen Veranstaltungen, die seit Anfang des Jahrtausends vorwiegend im Wasserschloss stattfinden und sich vor allem durch ein vielfältiges Konzertangebot auszeichnen. Als Höhepunkt sticht hier – auch im Kulturangebot der Gemeinde – das jährliche „Jazz im Schloss“-Festival heraus (siehe Foto unten).

Erst ein gemeinsames Erleben, so die Überzeugung des Vereins, lässt die Begegnung zwischen psychisch kranken Menschen und gesunder Bevölkerung zu und ermöglicht damit auf unkomplizierte Weise ein besseres Verständnis. Damit jedem, egal ob alt oder jung, arm oder reich, krank oder gesund, der Besuch auch möglich ist, kehrte der Verein im Jahr 2014 zu seiner anfänglichen Praxis zurück, bei allen Veranstaltungen keinen Eintritt zu verlangen und die Gagen und Kosten allein über Spenden und Zuschüsse aufzubringen. Ein beispielhaftes Projekt aus der Region, dessen großes ehrenamtliches Engagement nun durch diesen besonderen Preis gewürdigt wird.

Ausführliche Informationen über den Verein und seine Aktivitäten ermöglicht die reich bebilderten Website des Vereins www.sovie-ev.de

Taufkirchener Portraits: Josefine Pavlik

Weg mit dem alten Hut!

Hüte, textiles Design und ausgefallener Schmuck

Bunt geht es zu und außergewöhnlich in Josefine Pavliks Atelier im 1. OG des Taufkirchener Wasserschlosses. Man merkt sofort, dass die Künstlerin ein Gespür für das Schöne hat und möchte, dass ihre Gäste und Kunden daran teilhaben.

1979 kam sie nach dem Kunststudium an der Komensky-Universität in Bratislava / Slowakei nach Deutschland und hat sich nach und nach Zeit genommen, um sich der Malerei, dem Textildesign und ihren Gold- und Silberschmuckkreationen zu widmen. So waren anfangs ihre Arbeiten bei Galerie&Wein von Renate Hendel zu sehen.

Josefine ist Mitbegründerin der Taufkirchener Künstlergruppe „Art Filusa“ und seit gut 15 Jahren kann man ihre Arbeiten im Wasserschloss bewundern und kaufen – im Laufe der Zeit 300 Hutkreationen: Alles Unikate! Außerdem bereichert sie alljährlich Kunstmärkte in Vaterstetten, Kirchheim/Teck und Freising. Selbstverständlich nutzt sie den Heimvorteil und ist beim TaufKirtaMarkt ebenso dabei wie bei Advent im Schloss und beim Taufkirchener Ferienprogramm.

Heuer allerdings ging für sie ein lang gehegter Traum in Erfüllung: Nach zweijähriger Bewerbungs- und Wartezeit wurde sie eingeladen, einen Monat lang ein Atelier in der Cité Internationale des Arts in Paris zu bewohnen. Das ist eine Stiftung im Herzen der Stadt, unweit vom Rathaus und der Kathedrale Notre-Dame direkt an der Seine gelegen, die in 317 Studios internationalen Künstlern während eines Studienaufenthalts die Möglichkeit zur kreativen Weiterbildung gibt.

Josefine Pavlik litt in Paris fast an Reizüberflutung, so viele Galerien und Ausstellungen hat sie besucht, so viel hat sie darüber hinaus erlebt: Die Überschwemmung des Louvre, die Fußball-EM mit ihren Touristenströmen, aber auch die angespannte Situation in der Stadt nach den Attentaten in Frankreich. Noch immer, so meint sie, geistert ihr das alles durch den Kopf. Mitgenommen hat sie unzählige Ideen und die Hoffnung, im Herbst zu einer gemeinsamen Ausstellung der Künstler noch einmal nach Paris eingeladen zu werden.

Text: Wörterkiste