Gasthof zur Post – eine Traditionsgaststätte

Gemeindearchiv_Postkarte 1905 Marktplatz
Postkarte, Marktplatz um 1905

Wie man auf einer Postkarte, gezeichnet um 1905, sieht, hat der am Marktplatz stehende „Gasthof zur Post“ das Ortsbild besonders geprägt. Wann genau dieses stattliche Gebäude entstanden ist, geht aus den Archivunterlagen nicht hervor. Jedoch wird bereits im Jahr 1554 ein Hans Eisel als Wirt von Taufkirchen und im Jahre 1606 ein Math. Neuhofer als Tafernwirt genannt. Ab 1759 hatte jedenfalls das Gebäude die auf der Postkarte abgebildete Form.

Wie aus einer wissenschaftlichen Studie von Sebastian Maier aus dem Jahr 1921 über Recht und Besitz in den vergangenen Jahrhunderten hervorgeht, wurde in den Schlossakten der Gasthof im 17. Jhd. als „Hof Tafern allda“ bezeichnet. „Tafern“ ist eine alte Bezeichnung für eine Gaststätte. Der Tafernwirt hatte nicht nur das öffentliche Schankrecht, sondern insbesondere auch das Herbergsrecht sowie das Recht für die Versorgung und das Unterstellen von Zug- und Reittieren.

1843 wurde in der Hoftaferne zu Taufkirchen eine Posthalterei errichtet. Damit begann für Taufkirchen der Postdienst. Gastwirt Paul Neuhofer übernahm den Poststall. Vier Jahre nach Errichtung der Posthalterei (1847) wurde im früheren Bäcker-Liebl-Haus neben der Kirche, wo heute das Rathaus steht, eine Poststelle für Briefpost eröffnet. Postmeister wurde der Neuhoferwirt und die Taferne erhielt den Namen „Gasthof zur Post“.

Bis etwa 1860 war der Gasthof zur Post das letzte Haus an der Dorfener Straße. Richtung Dorfen gab es damals nur noch den „Wieshof“, der eine Einöde war.

Zwischen dem Gasthof zur Post und dem Schmiedhaus mit dem schönen Stufengiebel (jetzt Optik am Eck, Eiscafe), befand sich dort, wo heute die Dorfener Straße (B15) verläuft, der Postgarten, ein mit Kastanien bewachsener prächtiger Biergarten, der in Taufkirchen das Zentrum der Geselligkeit war (siehe Postkarte von 1905).

Ab 1918 war die Traditionsgaststätte im Besitz der Familie Scherer-Rau. 1925 wurde im Gasthaus ein großer Saal mit Theaterbühne eingebaut, in dem fast ein halbes Jahrhundert alle großen Ereignisse des Ortes gefeiert wurden. Ab 1946 wurde der Saal auch für Lichtspielaufführungen genutzt.

Gemeindearchiv_GHPost 1956

Mit dem Gasthof war auch ein Metzgergeschäft verbunden, das von Anna Scherer im elterlichen Betrieb von 1935 bis 1971 geführt wurde.

1956 gliederte der damalige Gastwirt Franz Rau seiner Wirtschaft eine Weißbierbrauerei – die Postreiterbrauerei – an, die er bis zu seinem Tod 1974 betrieb. 1974 verpachtete die Besitzerin Maria Rau, die eine Wirtin mit Leib und Seele und eine ausgezeichnete Köchin war, die Gaststätte. 1977 wurde dann nach dem Umbau des Saales dort die Diskothek „Butterfly“ eröffnet.

In der Nacht vom 30. auf 31. Mai 1981 fiel der gesamte historische Gebäudekomplex einer Brandkatastrophe zum Opfer. Der Gasthof zur Post brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Gemeindearchiv_GHPost Brand 1981

Der Gasthof wurde anschließend wieder aufgebaut, allerdings nicht in seiner ursprünglichen Form als „Dreiseithof“, sondern nur das Gebäude an der Erdinger Straße – eine Entscheidung, die aus ortsplanerischer Sicht ziemlich umstritten war. In den nachfolgenden Jahren erfolgten in dem neuen Gebäude dann wieder ein Gaststätten- und Hotelbetrieb, allerdings mit einem mehrmaligen Wechsel der Pächter. Von 2015 bis 2018 waren im Gasthof zur Post unter der Betriebsführung des Jugendhilfevereines Condrobs e.V. unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Derzeit sind im Gebäude 28 Flüchtlinge durch das Landratsamt Erding einquartiert.

Heimatkundliches Gemeindearchiv

Große Ausstellung im Schaudepot:

  • 800 Exponate aus Handwerk und Handel, Haushalt, Religiöses, Vereine
  • 950 themenbezogene Dokumentenordner
  • 100 Filme auf VHS und DVD
  • 700 Schautafeln in Hängeregisterschränken
  • 500 archäologische und geologische Gegenstände (Bodenfunde)

Öffnungszeiten

jeden 1. Sonntag im Monat
14.00 bis 17.00 Uhr

Für Gruppen ab 10 Personen können auch separate Termine vereinbart werden.
per Telefon oder E-Mail

Eintritt kostenfrei – Bitte aktuelle Corona-Bestimmungen beachten!

Heimatkundliches Gemeindearchiv
Reckenbacher Straße 25
84416 Taufkirchen (Vils)
Telefon 08084 258879
gemeindearchiv@tfk-aussenstelle.de
www.taufkirchen.de

Das Archivteam freut sich auf Ihren Besuch!

Postkutschendienst

Von der „Königlichen Post Taufkirchen“

1843 wurde ein Eilwagenkurs von Passau, Eggenfelden, Vilsbiburg, Taufkirchen, Erding, nach München eingerichtet, wobei man unter anderem in Taufkirchen die Pferde gewechselt hat. Im Gasthof zur Post befand sich aus der damaligen Zeit ein Schild mit der Aufschrift: „Gott der Allmächtige beschütze und beschirme mit seinem reichen Segen die Königliche Post Taufkirchen“.

Man erzählte sich darüber folgendes: „Der König sei durch Taufkirchen gekommen und in der Post abgestiegen. Weil am Hause keine Aufschrift zu sehen war, habe der König daraufhin diese Tafel geschickt.“

1848 wurde in Taufkirchen dann eine Postexpedition errichtet. Poststallhalter Neuhofer wurde als Postexpeditor verpflichtet, der Lehrer Fenk wurde als Postschreiber vereidigt.

Sodann wurde eine Postkutsche mit Brief- und Personenbeförderung von Taufkirchen nach Erding, von Taufkirchen nach Dorfen und von Taufkirchen nach Altfraunhofen in Betrieb genommen. Angeblich soll die hiesige Posthalterei 4 Postkutschen und 6 Postillione (Postkutscher) im Dienst gehabt haben. Die Postkutschen wurden im Wieshof, der damals zur Post gehörte, untergestellt. Die Pferde nächtigten in der Stallham (Stallung), die sich gegenüber der Wirtschaft im damaligen Salzstadel befand, der 1911 abgebrochen wurde.

Gemeindearchiv_Zeitung Postkutsche
Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1956, Abbildung einer Postkutsche

Die Postillione hatten ihre Unterkunft in der Gaststube. Drei große Truhen, mit Kleidung und Schlafzeug versehen, dienten laut einer Chronik als Nachtquartier. Die Verpflegung wurde von der Post gestellt. Der letzte Taufkirchner Postillion war Johann Albrecht aus der Dorfener Straße. Er fuhr bis 1904 die Strecke Taufkirchen-Altfraunhofen. Dort tauschte er die Post mit dem Postillion aus Landshut. Über seine Tätigkeit hat Herr Albrecht erzählt: „Meistens hatte ich ja nur einen Fahrgast und das war der Schmied von Hohenpolding namens Eggerer, der im Landtag war.“ Früh um vier Uhr schon traten die Postillione ihre Fahrt an und kehrten erst in den Abendstunden zurück. Manch einer der Postillione verstand es, auf dem Posthorn schöne alte Volkslieder zu blasen.

Die Postkutsche nach Dorfen war besser besetzt, denn Dorfen hatte ja schon seine Zugverbindung nach München. 1904 kam dann jedoch auch für diese Linie das Ende der Personenbeförderung durch die Postkutsche. Die Posthalterei hatte jetzt nur noch die Aufgabe, die Post vom Bahnhof abzuholen und zum Bahnhof zu bringen. Erst 1956 wurde dann der Postkutschenbetrieb endgültig eingestellt und durch Postautos ersetzt.

Gemeindearchiv_Flyer Postbrauerei 1956
Flyer der Postbrauerei, gegründet 1956

Das Fahrgestell der zuletzt noch eingesetzten Postkutsche wurde noch einige Jahre für landwirtschaftliche Arbeiten verwendet. Ein Brand zerstörte dann vor etwa zehn Jahren den Wagen. Übrig geblieben sind nur noch zwei Räder, die der Eigentümer im vergangenen Jahr dem Heimatkundlichen Gemeindearchiv übergeben hat und dort als Relikt aus vergangenen Tagen besichtigt werden kann.