Alles „Ö“

Es kann aber auch anderweitig nicht mehr geleugnet werden, dass Ökologie inzwischen für uns weit mehr ist, als ein Lehrfach an Universitäten. Ja, fast könnte man sagen, dass unser Land geradezu ökologisch umgebaut wird. Schließlich sind wir auch absoluter Vorreiter bei der Energiewende. Allerdings hat man bisweilen ein bisschen den Eindruck, dass auch einiges an Energie darauf verwendet wird, sie abzuwenden.

Inzwischen stoßen nämlich die Kohlekraftwerke mehr CO2 aus als je zuvor. Aber dafür kann keiner was, am allerwenigsten unser Umweltminister. Denn schließlich gibt es ja trotz allem saftigen Grün auf den Wiesen auch noch die Ökonomie. Und weil die vielen Solaranlagen und Windkrafträder den Strom inzwischen so billig gemacht haben, lohnen sich wieder Kohlekraftwerke. Und da könnte nicht einmal ein Erzengel nein sagen.

Dass wir Kleinverbraucher von der Verbilligung des Stroms nichts merken, da ist allerdings keine himmlische Kraft im Spiel, da ist der Atomausstieg schuld. Sagen die Betreiber der Atommeiler. Ist also auch wegen der Ökonomie. Und weil Ökologie und Ökonomie immer so einträchtig Hand in Hand gehen, spricht man ja meistens auch nur noch kurz und griffig von „Öko“, wenn es um die Natur geht. Dann ist alles abgedeckt.

Zum Beispiel auch, dass es immer ein bisschen teurer ist, wenn „Öko“ drauf steht. Weil nämlich die Märkte dafür sorgen, dass es billiger ist, ein Rindersteak von Argentinien nach Deutschland zu kutschieren, als bei uns ein Rind auf einer richtigen Wiese weiden zu lassen. Weshalb dann doch wieder viele Leute beim Discounter kaufen.

Schließlich muss man ja trotz Daueraufschwung auch immer ein bisschen sparen. Sonst reicht das Spritgeld für den SUV nicht. Und Urlaub gibt es dann auch nur noch an der Ostsee, da wo unsere Bundeskanzlerin zu Hause ist. Aber die Natur ist ja auch selber schuld. Schließlich war sie über Jahrmillionen kostenlos. Und das braucht einfach seine Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat, dass sie was kostet.

Weshalb es zum Glück die Ökumene gibt. Also nicht die mit den Religionen. Ökumene, das ist schließlich auch die Bezeichnung für den „ständig besiedelten und landwirtschaftlich nutzbaren Teil der Erdoberfläche“, wie uns einschlägige Nachschlagewerke aufklären. Und damit haben wir dann endlich auch die drei „Ö’s“ komplett. Denn wenn es die Ökumene nicht gäbe, dann käme wohl auch kein Mensch auf die Idee, hierzulande Getreide für die Biogas-Herstellung anzubauen.

Aber wenn alle drei Ö’s zusammenwirken, also auch der „landwirtschaftlich nutzbare Teil“, der sowieso da ist, dann macht es Sinn. Dann ist das nämlich genauso wie mit dem Rindersteak. Dann ist alles wieder „Öko“. Den Märkten sei Dank.

pebe