Pausengedanken

Zumeist ist die Feststellung, dass man sie bräuchte, mit einem Stoßseufzer verbunden. Und in manchen Sportarten ist sie sogar fester Bestandteil eines Spiels. Doch im Alltag und für die meisten Menschen bleibt sie dann doch nur Wunschdenken.

Nein, hier soll kein heiteres Beruferaten veranstaltet werden, dazu ist die Sache zu ernst. Und deshalb auch gleich die Auflösung: Es ist von der „Auszeit“ die Rede. Auch wenn ein Deutsches Universal Wörterbuch dazu nur lapidar anmerkt, dass es sich dabei um eine Pause respektive Spielunterbrechung handelt, die einer Mannschaft beim Basketball oder Volleyball zusteht: Jeder, der in der täglichen Tretmühle steckt, weiß, dass sich mehr hinter diesem Wort verbirgt. Nämlich der Wunsch einmal nicht tun zu müssen, was man mehr oder minder jeden Tag zu tun hat.

Dafür gibt es ja den Urlaub, tönt da vielleicht mancher Zeitgenosse, der aber damit nur zeigt, dass er nichts kapiert hat. Denn im Urlaub ist man zwar vielleicht woanders. Aber das muss noch nicht heißen, dass irgendetwas wirklich anders ist. Denn ist man am Meer, dann muss man ja auch jeden Tag an den Strand. Sonst hätte man ja gar nicht erst ans Meer fahren brauchen. Und hat man auch noch ein All-Inklusive-Angebot, so muss man auch immer schön rechtzeitig zu den Mahlzeiten erscheinen. Schließlich hat man ja dafür bezahlt.

Und das ist dann keine wirkliche Auszeit. Sondern nur das übliche, alltägliche Korsett in einer anderen Umgebung mit anderem Essen, von dem man auch wieder Sodbrennen bekommt. Und eigentlich macht es auch wenig Sinn, für sündteures Geld bei entsprechenden Veranstaltern Auszeit zu buchen. Denn dort wartet dann vielleicht ein „Training für mehr Kraft, Selbstbestimmtheit und bewusste Zeitgestaltung im Berufsalltag mit Höchstleistung“, und das Ganze für „Menschen, die körperliche und geistige Entschleunigung unter professioneller Anleitung erleben und weiterführen wollen“.

Klingt irgendwie auch nicht nach der Auszeit, die man sich wünschen würde. Schließlich will man doch nur mal raus aus dem Hamsterrad. Mal heute noch nicht wissen, was man Morgen noch alles erledigen muss. Weshalb der englische Begriff des „Sabbaticals“ der Sache vielleicht etwas näher kommt. Professoren an Universitäten können das zum Beispiel. Sich nämlich so ein „Sabbatjahr“ nehmen, um nach irgendetwas ganz anderem zu forschen. Und wenn es nur nach der Antwort auf die Frage ist, ob sie überhaupt noch forschen wollen.

Wer sich eine Auszeit wünscht, der sollte eben nicht eine tägliche Anforderung durch eine andere ersetzen. Ein Muss gegen ein anderes tauschen. Keine Frage, nicht jeder ist Professor, hat das Geld, für einen längeren Zeitraum auf Geld verzichten zu können. Und einen Arbeitgeber, der ihm auch noch den Arbeitsplatz frei hält.

Aber vielleicht muss es ja nicht gleich ein ganzes Jahr sein. Vielleicht ist es ja schon ein Anfang, wenn man am Wochenende mal so tut, als müsse man nichts tun. Nicht zum Ski fahren, nicht ins Erlebnisbad, nicht ins Outlet-Center, wie an all den anderen Wochenenden. Keine Wäsche waschen, nicht staubsaugen, keinen Sonntagsbraten auf den Tisch stellen. Das kann ja vielleicht mal jemand anderes machen. Und dafür mit einer Wärmflasche im Rücken das Buch lesen, das man zu Weihnachten bekommen hat, aber bisher noch nicht dazugekommen ist, es aufzuschlagen. Wenn einen jetzt auch noch der Rest der Familie in Ruhe lässt, dann kann das schon mal eine kleine Auszeit sein.

pebe