Gartler

Wie viel einfacher haben es doch Fußball-Fans. Die wissen genau, wann die neue Bundesliga-Saison startet. Am 11. Juni 2010 wird das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft angepfiffen, in zwei Jahren ist wieder Europameisterschaft. Da kann man also planen, sich rechtzeitig neue Trikots bedrucken lassen, schon mal einen oder zwei Träger Bier kaufen und alles andere, was man so für ein Fußballfest braucht, auch wenn es nur vor dem heimischen Fernsehapparat stattfindet oder beim „Public Viewing“, was nichts anderes heißt, als dass das Wohnzimmer ins Freie oder in ein Lokal verlegt wird.

Was für ein Schicksal haben dagegen Gartenfreunde. Und das insbesondere im Frühjahr und nach einem so langen Winter. Während sich andere entspannt und mit einer Weltmeisterschaft als Zukunftsperspektive zurücklehnen, sich anhand von genauen Daten, wie sie die Spielpläne vorgeben, das Leben strukturieren können, da bleibt den Gartlern nur Hoffen und Bangen – in diesem Jahr vor allem Bangen.

Schließlich ist es ja nicht nur die berechtigte Frage, ob die Eisheiligen vielleicht noch in den Juni hinein gehen werden oder wie frostig die kalte Sophie wird. Also ob der Paprika schon ins Beet darf, obwohl die Bohnen sich vielerorts nicht einmal trauen, nach dem Wetter zu schauen. Oder ob man die Tomatenzöglinge schon der unbarmherzigen freien Natur überantworten kann. Wobei in diesem Zusammenhang auch mal eine Lanze gebrochen werden soll für manche Gärtnerei. Denn da gibt es welche, die sich weigern bestimmte Pflänzlinge zu verkaufen, solange deren Überleben nicht durch ­entsprechende Witterungsbedingungen gewährleistet ist.

Aber zurück zu den Bedrohungen, denen ein Gartler derzeit ausgesetzt ist. Nicht nur, dass es immer noch keine fundierten Erkenntnisse gibt, inwiefern sich die Nähe des Flughafens auf Pflanzenwuchs, Ertrag und spätere Verträglichkeit beim Verzehr durch den Menschen auswirkt. Sondern nur die Beteuerungen der Flughafenbetreiber, dass auch größere Mengen von Kerosin, mal notgedrungen vor der Landung abgelassen, weder dem Salat noch dem Menschen schaden, weil sich das Kerosin ja so fein zerstäubt.

Nicht nur vom Wetter wird der Hobbygärtner in diesem Jahr auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Jetzt ist vielleicht auch noch ein skeptischer Blick angebracht gen Norden, wo ja nicht nur die Preußen herkommen, sondern nun auch noch eine vulkanische Aschewolke. Die einerseits sicher gut für den heimischen Anbau ist, nämlich dann, wenn der Flugverkehr deswegen eingestellt wird. Aber andererseits vielleicht doch mit ihren mikroskopisch kleinen Metallen eine Bedrohung darstellen könnte für Salat, Zucchini und Co.

Und wer da gleich abwinkt, weil das doch nur wieder Panikmache sei, der soll sich einmal an den Eingangstüren von Gartencentern und dergleichen postieren. Sieht man da jetzt nicht verdächtig oft Folien und Planen in den Einkaufs­wägen? Was vielleicht belegt, dass das Unbehagen, wenn nicht sogar die Angst umgeht beim Gartenfreund. Erst Langzeitwinter. Und jetzt auch noch Aschewolken. Angeblich sollen immer mehr und vor allem männliche Gartler zum Fußball konvertieren.

pebe