Umfahrung B 388 für Taufkirchen(Vils)

Die Zahlen der Verkehrszählung im Juli vergangen
Jahres zeigen es deutlich: Taufkirchen(Vils) erstickt im Verkehr.
14.000 Fahrzeuge pro Tag – in Spitzenzeiten bis zu 30.000! – rollen
über den Marktplatz.

Die Höchstgrenze der Verkehrsbelastung ist sicherlich
noch nicht erreicht, denn es ist anzunehmen, dass durch den Bau
des zweiten Terminals am Münchner Flughafen die Zahl der Berufspendler
aus den östlichen Landkreisen noch erheblich ansteigt.

Die Umfahrung von Taufkirchen(Vils) ist aber kein plötzlich
aufgetauchtes Thema – schon vor Jahrzehnten hat das Straßenbauamt
München verschiedene Umgehungs-Trassen für die Umfahrung
der Bundesstraße 388 untersucht. Vor etwa 25 Jahren war eine
Trasse so konkret vereinbart, dass sie beim Bau des Kellers der
Firma Himolla metergenau berücksichtigt wurde. Diese und andere
zentrumsnahe Planungen wurden in den folgenden Jahren durch die
städtebauliche Entwicklung des Ortes überholt.

Diese Entwicklung Taufkirchens mußte sich aber
immer an der Tatsache orientieren, daß die zwei durch den
Ort führenden Bundesstraßen nicht „weg zu planen“
sind. Die von der Gemeinde Taufkirchen(Vils) seit Jahren durchgeführte
Ortskernsanierung verfolgt deshalb das Ziel, trotz der erheblichen
Verkehrsbeeinträchtigungen auch eine gewisse „Wohn- und
Lebensqualität“ im Ortszentrum zu schaffen. Durch die
Neugestaltung der Gehwege und Seitenbereiche, durch die Begrünung
der Randbereiche und die Schaffung neuer Aufenthaltsflächen,
wie z.B. dem Hierlhof und dem Hofmarkpark, soll das Leben an den
Bundesstraßen aufgewertet werden.

Den Durchgangsverkehr auf ein annehmbares Maß
für die Bevölkerung zu verringern ist ein Anliegen, das
von seiten der Gemeinde Taufkirchen(Vils) mit allem Nachdruck verfolgt
wird. Die Umfahrung der B 388 ist notwendig, wenn wir in den kommenden
Jahrzehnten nicht im absoluten Verkehrsstau ersticken wollen.

In der heutigen Zeit ist der Neubau einer Umgehungsstraße
jedoch schwierig und langwierig. Zu unterschiedlich und individuell
sind die Interessen der Beteiligten – der privaten Anlieger, des
betroffenen Gewerbes und des Natur- und Umweltschutzes. Eine Trasse
zu finden, die den Vorstellungen aller Betroffenen gleichermaßen
entgegen kommt, die Allgemeinheit und auch Minderheiten berücksichtigt,
ist das Ziel einer modernen Straßenplanung.

Für die Erarbeitung einer ausgewogenen Lösung
ist ein festgelegter Verfahrensablauf notwendig. Das Schaubild auf
der nächsten Seite zeigt in einer Übersicht die wichtigsten
Schritte und die bisherigen Maßnahmen im Zusammenhang mit
einer Umfahrung der B 388.

Umbau der Erdinger Straße

Im Rahmen der Taufkirchner Ortskernsanierung wurden
in den vergangenen fünf Jahren die Landshuter-, Dorfener-,
Veldener-, Kellerstraße und der Marktplatz saniert sowie die
Gehwege und die Vorbereiche neu gestaltet. Abschließend stehen
nun noch die Sanierung und der Umbau der Erdinger Straße (B
388) an, in einem ersten Schritt zunächst der Abschnitt vom
Marktplatz bis zur Attinger Straße und in einem späteren
Bauabschnitt das Teilstück zwischen Attinger Straße und
Fichtenstraße.

Seit mehreren Jahren hat Bürgermeister Franz Hofstetter
die dringend notwendige Sanierung der Erdinger Straße gegenüber
dem Straßenbauamt München eingefordert. Nach einer umfangreichen
Planungszeit und auf massiven Druck der Gemeinde Taufkirchen(Vils)
hätten die Umbaumaßnahmen in der Erdinger Straße
nun von Mai bis Oktober dieses Jahres vorgenommen werden können
und sollen.

Die öffentliche Ausschreibung der Baumaßnahme
war jedoch erfolglos – keine einzige Baufirma hat ein Angebot für
die Kanal-, Wasser- und Straßenbauarbeiten in der Erdinger
Straße abgegeben. Die Gemeinde Taufkirchen(Vils) ist nun gezwungen,
neue Angebote einzuholen und den Baubeginn auf einen späteren
Zeitpunkt zu verschieben.

Die Bauverzögerung ist enttäuschend – Schuldzuweisungen
oder „g’scheit daherreden“ helfen allerdings in dieser
Situation auch nicht weiter. Im Interesse der Anwohner muß
die desolate Erdinger Straße baldmöglichst saniert werden.
Die Gemeinde Taufkirchen(Vils) und das Straßenbauamt München
sind nun gemeinsam gefordert, einen neuen Baubeginn fristgerecht
zu planen.

Rückblick:

26.01.1999
Der Gemeinderat vergibt den Planungsauftrag für die Umgestaltung
der Erdinger Straße an die Planungsgemeinschaft Zwischenräume,
München.

Das Planungsbüro übernimmt folgende Leistungen:

  • Vorschläge für die Änderung der Verkehrsführung
    an besonders wichtigen Punkten und Koordination sowie Abstimmung
    in den weiteren Planungsphasen zwischen der Gemeinde Taufkirchen(Vils)
    und dem Straßenbauamt
  • Planung der Oberflächenbeläge von Gehwegen, Parkplätzen,
    Hausvorbereichen, Hofzufahrten …
  • Planung und Gestaltung der Hausvorbereiche in Abstimmung mit
    den Eigentümern
  • Planung der Begrünung des Straßenraumes und der Bepflanzung
    der Vorbereiche

24.06.1999
Das Straßenbauamt München gibt bekannt, dass aufgrund
der ungeklärten Finanzlage nicht feststeht, wann die Erdinger
Straße saniert werden kann.

18.01.2000
Schriftliche Aufforderung des Straßenbauamts München
durch die Gemeinde Taufkirchen(Vils) zur ehest möglichen Sanierung
der Erdinger Straße.

Auszug aus dem Schreiben:
“ … Die Erdinger Straße befindet sich mittlerweile
in einem derart schlechten Bauzustand, daß die Situation für
die Anlieger immer unerträglicher wird. Durch Aufbrüche,
Verrückungen und Bodenwellen und dadurch hervorgerufene Schachtüberstände
ergibt sich vor allem durch den Schwerlastverkehr eine erhebliche
Lärmbelästigung, die so auf Dauer nicht mehr hingenommen
werden kann. Die Anlieger laufen sozusagen Sturm, immer wieder werden
Beschwerden gegenüber dem Gemeinderat und der Verwaltung geäußert.
Es ist nun an der Zeit, dass etwas unternommen wird – man kann die
Bürgerinnen und Bürger der Erdinger Straße nicht
auf Dauer weiter vertrösten. ….“


22.02.2000
Schriftliche Stellungnahme des Straßenbauamtes München:

“ … Aufgrund der Kürzungen im Bundesfernstraßenhaushalt
kann das Straßenbauamt dem Wunsch der Gemeinde Taufkirchen(Vils),
die grundhafte Erneuerung der Fahrbahn sowie die Umgestaltung der
gemeindlichen Flächen als Gemeinschaftsmaßnahme im Jahr
2000 durchzuführen, nicht Rechnung tragen. Unter den gegebenen
Umständen ist das Straßenbauamt nicht in der Lage, eine
verbindliche Zusage für die nächsten Haushaltsjahre zu
machen.“

29.02.2000
Auf massiven Druck durch die Gemeinde Taufkirchen(Vils) konnten
bei einer gemeinsamen Besprechung mit dem Straßenbauamt folgende
Ergebnisse erzielt werden:

  • Der Neubau der Erdinger Straße erfolgt im Jahr 2001, vorausgesetzt,
    das Straßenbauamt erhält 2001 mindestens genauso viele
    Mittel wie im Jahr 2000.
  • Der Neubau erfolgt im Bereich vom Marktplatz bis zur Einmündung
    Attinger Straße (BP-Tankstelle).
  • Die Ausführung erfolgt als Gemeinschaftsmaßnahme,
    d.h. die Erneuerung der Fahrbahn und der Gehsteige sowie die Sanierung
    der Kanal- und Wasserleitung wird in einem Zuge durchgeführt.
  • Das Straßenbauamt überträgt die Planungsarbeiten
    dem Ing.-Büro Köpf aus Planegg.
  • Das Straßenbauamt München überträgt die
    Federführung für die Baumaßnahme der Gemeinde
    Taufkirchen(Vils).
  • Der Bauentwurf soll bis spätestens 31.07.2000 fertiggestellt
    werden.

16.03.2000
Festlegung der Planungskoordination mit dem Straßenbauamt
München, Planungsgemeinschaft Zwischenräume und Ing.-Büro
Köpf:

Ende Juli 2000: Vorlage eines Vorentwurfes
Ende Sept. 2000: Vorlage des Bauentwurfes
Ende Nov. 2000: Fertigstellung und Versand der Ausschreibungsunterlagen
an die Baufirmen
Ende Jan. 2001: Submission (Angebotseröffnung)
März 2001: Baubeginn

30.03.2000
Der Grundstücks- und Bauausschuß beschließt, im
Rahmen der Umbaumaßnahmen in der Erdinger Straße gleichzeitig
den bestehenden Kanal zu sanieren und die noch nicht vorhandenen
Hausanschlußschächte nachzurüsten. Die Wasserleitung
und die Hausanschlüsse werden ebenfalls erneuert.

18.04.2000
Der Gemeinderat beschließt, vorbehaltlich der Genehmigung
des Straßenbauamtes München, das Ing.-Büro Köpf
aus Planegg mit den Ing.-Leistungen zum Neubau der Erdinger Straße
einschließlich der Randbereiche zu beauftragen.

02.05.-05.05.2000
Sanierung des Fahrbahnbelages in der Erdinger Straße durch
das Straßenbauamt München – Oberflächenausbesserungen
mit Asphaltfeinschicht

25.05.2000
Anliegerbesprechung – allen anwesenden Hauseigentümern wird
die durch die Planungsgemeinschaft Zwischenräume erstellte
Vorplanung für die Seitenbereiche vorgestellt. Die Wünsche
und Anregungen der Eigentümer werden in die Planung mit aufgenommen.

13.06.2000
Der Gemeinderat genehmigt den Abschluß einer Planungsvereinbarung
mit dem Straßenbauamt München zum gemeinschaftlichen
Ausbau der Erdinger Straße.

18.07.2000
Der Grundstücks- und Bauausschuß stimmt dem vom Ing.Büro
Köpf ausgearbeiteten Sanierungsvorschlag für die Kanalisation
in der Erdinger Straße zu. Das Ing.-Büro Köpf wird
beauftragt, die entsprechenden Ausschreibungsunterlagen bis Mitte
Oktober 2000 vorzubereiten. Bis dahin ist auch die Ausschreibung
des Straßenbauamtes München für die Straßensanierung
fertiggestellt, so dass eine gemeinsame Ausschreibung für Kanal-,
Wasserleitung und Straße im November 2000 erfolgen kann.

August 2000
Anliegerbesprechungen

07.11.2000
Der Grundstücks- und Bauausschuß stimmt den vom Ing.-Büro
Köpf und von der Planungsgemeinschaft Zwischenräume ausgearbeiteten
Planungen vollinhaltlich zu.

30.11.2000
Anliegerbesprechung – abschließend Fertigstellung der Planungen
unter Berücksichtigung sämtlicher Änderungen.

Bereits am 2. März 2000 wurde das beauftrage
Planungsbüro schriftlich aufgefordert, die Initiative für
das zügige Voranschreiten und das rechtzeitige Vorliegen der
Planungen zu übernehmen. Dem Ingenieur-Büro wurde auch
die Verantwortung für die fristgerechte Planung bis Ende des
Jahres übertragen. Der vorgegebene Planungszeitraum für
die Sanierung der Erdinger Straße wurde nicht eingehalten,
so dass die Ausschreibung der Baumaßnahme an die Baufirmen
erst im März dieses Jahres stattfinden konnte.

Die Gemeinde Taufkirchen(Vils) ist den Gründen
für das Desinteresse der Baufirmen nachgegangen. Das Ergebnis
von Befragungen stellt sich folgendermaßen dar:

  • Der Ausschreibungszeitpunkt war ungünstig gewählt.
  • Die Ausschreibungsunterlagen waren zu umfangreich und schwer
    zu kalkulieren.
  • Die Bauzeit (Mai bis Oktober 2001) wurde zu knapp angesetzt
    und im Interesse der Anwohner der Erdinger Straße wurde
    den Baufirmen kein Sommerurlaub zugestanden.
  • „Unattraktive Baumaßnahme“, die eine Baufirma
    nicht annimmt, wenn sie diese Arbeiten nicht unbedingt braucht.
  • Volle Auftragsbücher bei den Baufirmen – gerade im Frühjahr
    2001 wurden viele staatliche Tiefbaumaßnahmen vergeben.
  • Die Baufirmen scheuen den öffentlichen und politischen
    Druck, der mit der Ausführung einer solchen Baumaßnahme
    verbunden ist.
  • Die Zusammenarbeit mit den Planungsfirmen (Ing.Büro Köpf
    und Planungsgemeinschaft Zwischenräume) wird als schwierig
    angesehen.
  • Es ist kein ungewöhnlicher Fall, dass zur Angebotseröffnung
    kein Angebot vorliegt – vielen bayerischen Gemeinden erging es
    bei der Vergabe von Bauleistungen ähnlich.

Der Gemeinderat beschloss in der Sitzung vom 22.05.2001,
die Baumaßnahmen im Oktober 2001 nochmals öffentlich
auszuschreiben und den Auftrag noch heuer zu vergeben.