VIP des Monats Mai: Alois Sinseder

FÜR
JEDEN SPASS ZU HABEN: Alois Sinseder bei der praktischen Nutzung
eines Kunstobjekts unter dem Motto: „Besteigung des Throns
von Nirgendwo“.

Einiges hat man über ihn gelesen in letzter Zeit,
anlässlich seines 60sten Geburtstages und des damit verbundenen
Ausscheiden aus dem aktiven Feuerwehrdienst. Sage und schreibe 45
Jahre hat er von „ganz unten“ bis „ganz oben“
alles durchschritten, durchlitten und erlebt, was ein ehrenamtlicher
„fire fighter“ durchschreiten, durchleiden und erleben
kann. Bis zum Kreisbrandrat hat er es gebracht, und doch liegt ihm
heute noch die Zeit als Kommandant der Feuerwehr Taufkirchen besonders
am Herzen. Und auch später – die Taufkirchener Feuerwehr war
ihm stets im Hinterkopf geblieben, was der Taufkirchener Wehr wohl
bestimmt nicht geschadet hat.

Alois Sinseder hat seine ehrenamtlichen Tätigkeiten
– er ist auch als Schöffe am Gericht Landshut – stets als Bereicherung
seines Lebens gesehen und erfahren; wo sonst, als vor Gericht und
in akuter Not, hat man mit so vielen Schicksalen, unterschiedlichsten
Menschen zu tun? Und in beiden Fällen begegnet man dem Menschen
auf eine Art, wo Rang und Namen, Wohlstand und politische Standorte
keine Rolle mehr spielen.

An die Anfänge seiner Feuerwehrkarriere erinnert
sich Alois Sinseder heute noch: Als 15jähriger Hilfsmaschinist,
stolz auf den vom Feuerwehrschneider eigens für ihn aus altem
Material zusammengenähten Schutzanzug, hat er es selten beim
Schmitt Willi, damals Mechanikermeister, ausgehalten – ruck, zuck
war er weg, hin zum eigentlichen Geschehen.

Wenn es einen Einsatz gegeben hat, musste er schnell
sein, denn seine Brüder waren auch dabei: Und nur wer sich
das Fahrrad rechtzeitig schnappte, war beim Löschen dabei.

Damals waren die Einsätze noch nicht so belastend
für die Seele; meistens ging es darum, bei einem Brand das
Vieh abzuschirmen und das Wohnhaus zu retten. Als dann die Menschheit
in Massen (auto)mobil wurde, änderte sich die Szenerie: Das
Retten von Menschen, ihr Leid, ihre Schmerzen, ihre Angst – viele
Bilder, die so ein gestandener Feuerwehrmann fortan zu sehen bekam,
brannten sich oft unauslöschlich in dessen Seele. Damit das
Erlebte gut verarbeitet wurde, nahm sich der Alois auch stets viel
Zeit für Gespräche; da ist Reden oft mehr Gold als Silber

Oft genug mussten, ohne jede Möglichkeit, sich
darauf einzustellen, Entscheidungen getroffen werden, schnell und
ohne dass jemand abschätzen konnte in diesem Moment, ob die
Entscheidung auch die beste war- auch eine sehr belastende Situation,
der sich Alois Sinseder trotzdem mit Engagement und zum Wohl aller
stellte.

Jetzt sitzt Alois Sinseder zufrieden in seinem Wintergarten,
erfreut sich an der Restaurierung seines zweiten Goggomobils, des
Wohnwagens, der schon startklar für einen Urlaub ist, und freut
sich – weise genug ist er geworden – über die Schönheit
der einfachen Dinge. Eine Einstellung, die den nachfolgenden Generationen
oft abhanden gekommen scheint: Ratschen über den Zaun, spontan
mit Freunden grillen oder, wenn an des Nachbarn Garage die Fahne
hochgezogen wird, rübergehen und einfach bei einer leckeren
Brotzeit eine gute Zeit haben.

Wie
auch der Bader Hans, unser VIP des letzten Monats, ist Alois Sinseder,
den die Alten noch unter dem Hofnamen „Beham“ kennen,
immer noch und immer wieder für einen guten Scherz zu haben:
So tauchte er beim Seifenkistenrennen unverhofft mit seinem zum
„Safety Car“ umfunktionierten Goggo auf, um die Strecke
erst einmal „zu überprüfen“.

Dankbarkeit erfüllt ihn, wenn er an all das Erreichte
und Erlebte zurückdenkt; Dankbarkeit auch gegenüber seinen
zwei Kindern und seiner Frau, ohne die er all das, was er für
die Gemeinschaft getan hat, niemals hätte tun können.
(jh)