Umbau des Theatersaals der Gebensbacher Trachtler

Vorhang auf. Eine kahle Stube ohne Möbel. Eine Flex kreischt auf und ein Funkenregen sprüht im Hintergrund. Vorne rutschen Vorsitzender Leipfinger und Vereinsmitglied Stefan auf ihren Knien mit Schleifmaschinen über den Boden. Stefan (schreit): „Häää?“ Leipfinger (schreit lachend, noch lauter): „Leiser soi er flexen, da Martin!“.

Zugegeben, keine mitreißende erste Szene für einen Dreiakter. Denn was sich auf der Bühne des Trachtenvereins Gebensbach abspielt ist auch kein Theaterstück, weil die seit zwei Jahren andauernde Pandemie solche Veranstaltungen nahezu unmöglich macht. Verstummt, wie bei einem Texthänger ohne rettende Souffleuse, ist man im Verein deshalb aber nicht. Stets den Rahmen des aktuell Möglichen und Verantwortbaren ausschöpfend, ist man seit Sommer 2020 zur Tat geschritten und hat den schon lange anstehenden Ausbau des Theatersaals in kleinen Teams und zahlreichen Arbeitsstunden über die Bühne gebracht. „Insofern hat uns Corona in die Hände gespielt. Uns war klar, dass wir das sonst durchgehend belegte Vereinsheim für wesentlich länger als vier Wochen schließen müssten, um umzubauen. So wie es jetzt gelaufen ist, hatten wir zumindest keinen Zeitdruck“, erzählt Franz Leipfinger, seit 16 Jahren Vorsitzender der Trachtler und Theaterspieler.

Und so fing man gleich nach dem Abbruch der Theateraufführungen im März 2020 an, nicht wissend, dass eine so lange Atempause folgen wird. Die Wand zum Anbau wurde großflächig aufgeschnitten, um die Bühne um eineinhalb Meter zu verlängern und mehrere Meter aus dem Zuschauerraum zu rücken. Mit eingeplant war das schon vor 14 Jahren. In der Zwischenzeit wurde im rückwärtigen Gebäudeteil eine behindertengerechte Toilette und der Proberaum für die jungen Trachtentänzer ausgebaut, den man 2018 intern einweihte.

Team „Rentner“, bestehend aus (v.l.) Hans Zuhr und Georg Kronseder war für die Zimmerarbeiten hinter der neuen Bühne zuständig.

Über die Jahre sparte man das nötige Geld für den jetzigen, großen Ausbau an. Etwa 35.000 Euro veranschlagt der Verein für Bühne und „Backstagebereich“ mit eingelagerten Requisiten und Kulissen auf zwei Etagen. „Unser Verein nimmt freilich Geld ein. Wenn dann aber wegen Auflagen, plötzlich eine neue Küche für 5.000 Euro angeschafft werden muss, wirft einen das zurück“, erklärt der Vorsitzende die Finanzen der Gebensbacher Trachtler. Die Kosten beziehen sich dabei größtenteils auf Material, denn die geschätzt 1.500 Arbeitsstunden wurden in freiwilliger Eigenleistung erbracht.

Im Frühjahr vor zwei Jahren bildete man zunächst einen Ausschuss, der das Vorgehen koordinieren sollte. Gleichzeitig bewies man Weitblick, indem man sich noch schnell Baumaterial sicherte, bevor dieses knapp wurde. Dann entstanden kleine Teams, meist konnte man wegen der Coronaauflagen nur zu zweit arbeiten. Gegenseitig setzte man sich Fristen, wie wenn beispielsweise das „Rentnerteam“ forderte: „Nächste Woche muss die Rückwand der Bühne fertig sein, weil wir dann die Treppe zur oberen Requisitenetage zimmern“. Dort oben angelangt, verwendete man die alten Bühnenbretter als Juchee-Boden, installierte einen elektrischen Flaschenzug und sicherte den Bereich mit einem Geländer. Kulissen können jetzt über ein Seitenrollo der Firma Heigl auf und von der Bühne gebracht werden. Bei der Bühnentechnik einigte man sich auf einen Kompromiss. Erst nach und nach wird das Bühnenbild in ganz neuem Licht erstrahlen. „Schließlich haben wir noch alte Lichttechnik und bei einer gesamten Neuausstattung sprechen wir nicht nur von 10.000 Euro“, erzählt Leipfinger. Selbiges gilt für die Lautsprecher.

Die letzte Szene im Skript ist für den 22. April notiert: Die feierliche Einweihung, wenn dreimal das goldene Gauehrenzeichen vergeben wird und die Jugendtanzgruppe auftreten darf. „Die Kinder brauchen endlich wieder eine Aufgabe! Dann steht auch das Maibaumaufstellen an. Wir hoffen, dass sich jetzt wieder was rührt“, sagt Franz Leipfinger in merklicher Vorfreude.

Letzter Schliff vor der feierlichen Einweihung (v.l.): Franz Leipfinger, Maxi Purainer, Albert Kronseder und Stefan Brandl.

Eine erste Theateraufführung ist erst für März 2023 geplant. Es bleibt zu wünschen, dass dann bei ausverkauftem Saal der Vorhang aufgeht, Vorsitzender Leipfinger im münzknopfprangenden Trachtenanzug an den Rand der Bühne tritt, um einen vergnüglichen Abend in drei Akten zu wünschen.

_Fabian Holzner