750 Jahre Wasserschloss

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Seit Jahrhunderten prägt das Wasserschloss das Bild und die Geschichte von Taufkirchen (Vils). Urkundlich wird es erstmals im Jahr 1263 in einem Schriftstück erwähnt, das somit als „Geburtsurkunde“ des Taufkirchener Wasserschlosses gilt.

Dieses Datum nimmt die Gemeinde Taufkirchen (Vils) zum Anlass, 2013 eine 750-Jahr-Feier für das kulturelle Kleinod des Ortes auszurichten. Die offiziellen Feierlichkeiten finden an zwei Wochenenden vom 31. Mai bis 9. Juni 2013 statt.

In der letzten Ausgabe des Kompass wurde eine Programm­übersicht veröffentlicht. Diese Ausgabe enthält als Beilage einen Flyer mit einer Zusammenfassung der Aktivitäten.

Ein laufend aktualisiertes Programm zur 750-Jahr-Feier sowie weitere Informationen zum Schloss finden Sie unter www.750jahre-wasserschloss.de.

In dieser Ausgabe wollen wir Ihnen einen kurzen Überblick über die Geschichte geben. Eine ausführliche Darstellung finden Sie in dem reich bebilderten Buch „Wasserschloss Taufkirchen“ (www.schlossbuch-taufkirchen.de) von Bodo Gsedl, Josef Heilmaier und Hubert Kemper, herausgegeben 2008 vom Heimat- und Verschönerungsverein Taufkirchen (Vils). Dieses Buch ist in geringer Stückzahl noch vorrätig bei lesen & schenken sowie der VR-Bank Taufkirchen-Dorfen.

In der nächsten Ausgabe erfahren Sie alles Wissenswerte über die geplanten Aktivitäten und das Veranstaltungsangebot zur Jubiläumsfeier.

Die Anfänge

Das Wasserschloss ist ein einmaliges Kulturgut der Gemeinde Taufkirchen (Vils). Die prächtige Anlage, zu der das Schloss, der Schlossweiher und der anschließende Park gehören, war zu allen Zeiten ein wichtiger Bestandteil des Taufkirchener Lebens.

Wann und von wem das Schloss ursprünglich erbaut wurde, ist nicht bekannt. Spuren eines Edelsitzes Taufkirchen lassen sich bis ins 11. Jahrhundert zurück verfolgen. Als erster Nachweis eines Herrschaftssitzes wird in einer Urkunde des Bischofs von Freising aus dem Jahr 1263 neben einer Pfarrei Taufkirchen auch das Schloss eines „Grimoldus von Taufkirchen“ erwähnt.

Der Adel

Viele Adelsfamilien hatten dieses herrschaftliche Bauwerk in ihrem Besitz und schätzten es wegen seiner geografisch günstigen Lage und seiner Nähe zu den Machtzentren Landshut, Freising und München.

1377 tauchen die Edlen von Fraunberg als Schlossherren auf. Rechtlich war der Grundbesitz eine Hofmark mit niederer Gerichtsbarkeit, eine Bezeichnung, die sich noch bis in unsere Tage hielt.

Schlossdarstellung von Philipp Apian
Erste bildliche Darstellung des Wasserschlosses nach Philipp Apian (um 1568)

Von 1554 an herrschten mehr als 100 Jahre lang die Grafen Fugger in Taufkirchen. Aus dieser Zeit stammt die erste bildliche Darstellung des Wasserschlosses von Philipp Apian.

Während der Fuggerherrschaft entstand vermutlich die Schlosskapelle, deren Altar ihr Wappen trägt. Sie ist eine der wenigen Kirchenbauten, deren prächtige Ausstattung und sakrale Gegenstände von der Säkularisation verschont blieben und nahezu vollständig erhalten sind. Auch das Bräuhaus wurde 1642 während der Fuggerherrschaft gebaut.

AltarAltar der Schlosskapelle

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Die Zeit des 30-jährigen Krieges war von Armut, Krieg und Plünderung geprägt. Die kriegerischen Ereignisse nahmen das Vermögen der Fugger in Anspruch. Als Folge wurde der Besitz 1672 an die Freiherrn von Puech verkauft.

Baron Adam von Puech erwies sich als äußerst geschäftstüchtig, verlegte den Adlberger Markt, einen der meist besuchten Märkte in Bayern, nach Taufkirchen und ließ 1695 auch die Gebeine des heiligen Viktor, einem sogenannten „Katakombenheiligen“, von Rom nach Taufkirchen überführen, um Taufkirchen zu einem Wallfahrtsort zu machen und dabei den Umsatz seiner Brauerei zu steigern. Die Reliquien des heiligen Viktor sind noch heute in der Schlosskapelle zu besichtigen.

Wechselvolle Phase

Adam von Puech starb im Jahre 1722 kinderlos; in der Folgezeit wechselten die Besitzverhältnisse für das Schloss und die zugehörigen Güter recht häufig. Mehrere Freiherrn, Grafen und Privatpersonen benutzten den Herrschaftsbesitz als Residenz oder Spekulationsobjekt.

Schloß 1898Taufkirchener Schloss vor 1900

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Als schließlich gegen Ende des Ersten Weltkriegs der Kauf und die Zerschlagung des Besitzes durch eine Münchner Großbrauerei drohte, gründeten Taufkirchener Bürger im Juli 1917 eine Genossenschaft und kauften das Schloss mit 800 Tagwerk Grund und der Brauerei.

Die Brauerei und 180 Tagwerk bewirtschaftete die Genossenschaft weiter, während der Rest der Grundstücke an Bauern und Bürger verkauft wurde.

Die Pflegeanstalt

Der Landesarmenverband Oberbayern kaufte 1919 davon das Schloss mit Nebengebäuden und 200 Tagwerk Grund mit dem Ziel, eine Anstalt für pflegebedürftige Personen zu errichten. Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs blieb das Schloss Fürsorgeanstalt des Bezirks Oberbayern.

1970 erfolgte nach mehreren Neubauten im Schlosspark die Umwandlung in ein Bezirkskrankenhaus, heute Isar-Amper-Klinikum Taukirchen (Vils), ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin. Mit der Umwandlung der Anstalt in eine psychiatrische Klinik wurde der Pflegebetrieb im Schloss reduziert. 1998 schließlich zogen die letzten Pflegepatienten in das neu errichtete Senioren-Service-Zentrum Taufkirchen (Vils).

Der Neubeginn

Das nun leer stehende Schloss bot der Bezirk Oberbayern zum Verkauf an. Nach langen Verhandlungen wurde der Privatmann Nico Forster aus Kraiburg im Januar 2005 neuer Besitzer der Gebäudeanlage. Die Gemeinde Taufkirchen (Vils) erhielt das notariell verbriefte Recht, große Teile der Räumlichkeiten und Außenanlagen für kulturelle und öffentliche Zwecke zu nutzen.

In den Folgejahren ließ Nico Forster große Teile des Gebäudes behutsam und soweit möglich unter Erhaltung und Wiederherstellung der historischen Bausubstanz renovieren. Bevor er die Sanierung abschließen konnte, erlag er 2010 leider viel zu früh einem schweren Nierenleiden.

Luftaufnahme Schloss

Nun steht die Gemeinde Taufkirchen (Vils) in Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft über die weitere Zukunft des Schlosses. Die mit dem Verstorbenen getroffene Nutzungsvereinbarung ist davon allerdings nicht betroffen.

Heute werden die renovierten Räumlichkeiten für kulturelle, künstlerische und soziale Zwecke sowie für Veranstaltungen genutzt. Diese Belange nimmt neben der Gemeinde vor allem der Verein SOVIE e.V. mit seinen Tochtergesellschaften SOVIE’s Wohnen und SOVIE’s Schlossgastronomie wahr.