MATHE SECHS …

… ABER LEBENSERFAHRUNG EINS MIT *

Der Kompass zeigt die Richtung an. So auch das Zeugnis, das die Schülerinnen und Schüler heute zeitgleich mit dem KOMPASS ins Haus bringen. Man sollte zwar das Zeug nie so ernst nehmen, doch geben die Noten durchaus eine grobe Richtung vor: Wer in Mathe stets eine Null ist und bei 1+1 immer auf 3 kommt, der wird einmal reicher Investmentbanker sein oder zumindest ein gewinnbringendes Startup gründen. Schreibst Du in Deutsch immer scharf am Fünfer entlang, wirst Du später bestimmt gefeierter Influencer oder erfolgreich ein Geschäft eröffnen, wo Du das Apostroph setz’t, wohin es noch nie ge’hört ha’t! Wer in Geschichte selten aufpasst, bringt es zum gern gewählten Populisten.

Die wichtigen Fächer stehen ohnehin nicht benotet im Zeugnis – wie man zufrieden durchs Leben geht, was Glück ist, wie man Konflikte angeht, wie man den Konsumdruck ignoriert.

Englisch ist nicht so wichtig, da spricht man einfach Deutsch, das ist das gleiche. Als wichtigste Fremdsprache täte ich vielmehr Latein empfehlen. Seit 1500 Jahren totgesagt, wird das wieder aktuell! Man muss heute die Inzidenzen lesen kön­nen, wissen wo die Pandemie herkommt und bei Defensiv– und dem Kernthema Nuklear-Waffen mitdiskutieren können. Ein Fach wäre auch noch dringend erfor­derlich im Lehrplan: Optimismus. Darin sollte man sich die echte Kernkompetenz erwerben. Dann könnte man in Mathe und im Leben auch mal Fünfe grad sein lassen und trotzdem überleben (s. o.).

Einen gütigen Lehrer hatten wir seinerzeit am Gymnasium Dorfen: den Direktor Ludwig Mertl. Er hat uns oft erzählt, wie man ihn als jungen Flakhelfer auf dem Panzer festgeschnallt hatte, damit er nicht runterfällt. Wir könnten froh sein, in solchen Friedenszeiten zu leben und nur auf dem Schulstuhl festzusitzen. Bei Matheschulaufgaben ging er regelmäßig auf eine Zigarette nach draußen, was wir nutzten, um die nach A und B sortierten Proben neu zu ordnen, so dass A / A und B / B zwecks besserem Vergleich nebeneinandersaßen. Bei der Herausgabe der Schulaufgabe hat der Direktor eine unheimliche Freude gehabt und mit einem noch breiteren Freudestrahlen gesagt: „Aber des hams net gmerkt, dass i aa no Untergruppen gmacht hab …“ Und dann hat er gelacht und gelacht.

Mathe 6, aber Lebenserfahrung 1: Schau genau hin, bevor’st leichtfertig(e) Lösungen präsentierst und dich für einen ganz Schlauen hältst …! _Markus Tremmel