TÜV-geprüft

Es hat einfach was Beruhigendes. Weil es mal wieder fällig ist, lässt man also sein Auto auf Vordermann bringen, fährt dann zum TÜV, bekommt im besten Falle gleich seine neue Plakette und hat das gute Gefühl, dass die nächsten zehntausend Kilometer und mehr eigentlich nichts passieren dürfte. Denn wenn etwas nicht stimmt mit dem liebsten Spielzeug des Mannes und auch mancher Frau, dann ist der TÜV knallhart, dann muss nachgebessert werden. Soweit zumindest die Theorie.

In Wahrheit kann es passieren, dass das Fahrzeug bereits wenige hundert Meter nach dem TÜV-Gelände seinen Geist aufgibt, weil der Motor zum Beispiel kollabiert. Denn den TÜV interessiert nicht, wie lange ein Auto noch hält. Er überprüft nur, wie verkehrssicher es ist.

Und das hat seinen Grund. Denn eigentlich hieß der TÜV dereinst „Dampfkessel-Überwachungs- und Revisionsverein“. Weil nämlich in der Frühzeit des Dampfkessels manch einer nicht nur seinen Geist aufgab, sondern auch gleich noch explodierte. Was nicht nur für Umstehende gefährlich sondern auch für das Betriebsergebnis vor Steuern von Nachteil war. Weshalb es dann auch die Unternehmer selber waren, die den Urahn des TÜV gründeten.

Eigentlich ist das heute nicht sehr viel anders. Zwar verlangt der Gesetzgeber inzwischen, dass Autos, Atomkraftwerke und ähnliches vom TÜV geprüft werden müssen. Aber was den fast schon unüberschaubaren Rest betrifft, der wird zumeist nur geprüft, weil Unternehmer sich gerne mit einem TÜV-Siegel schmücken. Und Möglichkeiten dazu gibt es inzwischen viele. Der TÜV prüft Haustierzubehör, Schulranzen, Zelte, Kinderspielzeug, Putzmittel und – was ja etwas ungemein Beruhigendes hat – Erotikartikel.

Wer nun aber glaubt, dass er bei all den TÜV-geprüften Artikeln davon ausgehen kann, dass damit auch ein vielleicht erwünschte Erfolg respektive eine erhoffte Wirkung garantiert wird, der muss natürlich enttäuscht werden. Denn wenn der TÜV eine Schönheitscreme geprüft hat, was er auch tut, dann bedeutet das nicht, dass man mit dieser Creme schöner wird. Nicht einmal geprüfte Kräuter haben eine Geschmacksgarantie, und auch medizinische Produkte werden nur auf Inhalt geprüft und nicht auf Wirkung.

Vorstellbar wäre allenfalls, dass zumindest das eine oder andere alkoholische Getränk von TÜV-Mitarbeitern schon im Selbstversuch auf seine Wirkung geprüft wurde. Dafür weiß man dann allerdings ganz gewiss, dass nicht nur auf deutsche Autos Verlass ist sondern auch auf den deutschen TÜV.

Weshalb dieser inzwischen zum Global Player geworden ist. Sogar in China schwört man verbürgter Maßen auf ihn, auch wenn nicht alle Produkte aus diesem Land den Eindruck vermitteln. Und auch manche Silvesterböller aus dem einen oder anderen Land in Osteuropa durfte der TÜV offensichtlich noch nicht prüfen, weshalb man dann hierzulande wiederum an die Anfänge des TÜV erinnert wird. Die explodierenden Dampfkessel, Sie wissen schon.

Was Sie vielleicht noch nicht wissen: Der TÜV prüft auch Bio-Lebensmittel. Die dann allerdings nicht wie Autos alle zwei Jahre erneut beim TÜV vorgeführt werden müssen. Und unrichtig ist auch, dass an einen TÜV für Ehepartner gedacht ist, inklusive Abgas-Untersuchung.

pebe