Europa: Von der griechischen Mythologie zum Schengener Abkommen

Eigentlich sollte es ja nicht solche Schwierigkeiten bereiten. Wir kennen doch alle Miss-Wahlen: Es werden Bier- oder Weinköniginnen gewählt, hierzulande im schönen Bayernland auch eine Weißwurstkönigin. Außerdem finden Wahlen für eine Bergwiesenkönigin statt, es werden Apfelköniginnen gewählt, selbstverständlich auch eine Rosenkönigin und eine Kirmeskönigin, Erdbeerköniginnen sowieso. Zuckerrübenkönigin, Hutkönigin, eine Wollkönigin, Mehlkönigin, Bio-Königin oder die Jura-Gerstenkönigin werden auch gewählt.

Es sollen angeblich fast 150 solcher Königinnen allein in deutschen Landen sein, die alle gewählt werden wollen. Weshalb sie natürlich eine „Arbeitsgemeinschaft Deutsche KönigInnen“ haben, allerdings mit einem männlichen Vorsitzenden. Und die Wahl einer dieser Königinnen ist noch nie daran gescheitert, dass vielleicht zu wenig Menschen zur Wahl gegangen wären. Oder mal die Falsche gewählt worden wäre.

Also müsste man jetzt doch auch einmal ein bisschen Zeit erübrigen und sich aufraffen können, wenn es um Europa geht. Schließlich ist Europa, wie in der Ilias von Homer und dort zum ersten Mal erwähnt, eine Tochter des Phoenix, also auch eine Frau. Dass es jetzt allerdings bei der anstehenden Europawahl am 26. Mai um sehr viel mehr geht als um das Promoten von Wirtschaftszweigen, zum Beispiel für Bierbrauer oder Hersteller von Wurstwaren, das ist sogar noch ein guter Grund mehr, diese Veranstaltung auf gar keinen Fall zu versäumen.

Denn was passiert, wenn beispielsweise wie beim Referendum in Good Old England über den Brexit gerade mal 37,4 Prozent der wahlberechtigten Bürger für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union stimmen, das Wahlergebnis trotz der geringen Wahlbeteiligung dennoch einen Austritt zur Folge hat, das ist jetzt täglich in den Nachrichten zu hören. Vorsichtig ausgedrückt: Es ist ein Fiasko.

Das sich wiederholen, um nicht zu sagen um einiges ausweiten könnte, wenn bei der Europawahl die Hälfte aller betroffenen Bürger denkt, dass man sowieso nichts ändern könne. Und wegen des schönen Wetters, oder auch wegen schlechten Wetters, einfach zu Hause bleibt. Oder lieber ins weit entfernte Spaß-Bad fährt, egal wie lang die Rutsche ist. Und dann vielleicht ein Drittel der Wahlberechtigten entscheiden, dass Europa, respektive die Europäische Union nur noch als Füllhorn für die jeweils heimische Industrie oder Agrarlandschaft herhalten soll.

Und das möglichst bei Abschaffung des Schengener Abkommens – und des Euro gleich mit. Es gibt ja schließlich nichts Schöneres als einen Urlaub oder andere Reisen mit stundenlangen Staus an den Grenzen zum EU-Nachbarland. Und einem halben Koffer voller Lira, Franc oder Peseten. Hauptsache man weiß wieder punktgenau, wo die eigene Identität und das Heimatgefühl ihre Grenze haben.

Mein Vorschlag wäre ja, auf ein sich immer mehr bewährendes Mittel zurück zu greifen. Ich plädiere mal ganz naiv bei den Europawahlen für Imbissbuden in den Wahllokalen. Das könnte doch ein Anreiz sein, dieses eine Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen. Vor den Wahllokalen sollten die Imbissbuden allerdings nicht stehen. Manchmal können so ein paar Meter entscheidend sein.

pebe