Frau Dings …

Manchmal zeigt sich die menschliche Natur ja auch mal von einer fast humorvollen Seite. Und das gerne im etwas fort geschrittenen Alter. Es sind aber auch nicht selten jüngere Semester betroffen. Allerdings soll jetzt nicht die Frage geklärt werden, warum das so ist. Nur so viel sei festgestellt: Es betrifft Menschen aller gesellschaftlichen Schichten und bekannte und vielleicht noch nicht bekannte Geschlechter, ist also ein explizit demokratisches Phänomen.

Das macht sich häufig dann bemerkbar, wenn man oder auch Frau auf andere Menschen trifft. Höflichkeiten und die Krankheitsgeschichte sind schnell ausgetauscht, man geht zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens über. Also, dass beispielsweise T. nun schon seit Wochen die Gattin betrügt. Und das mit einer Arbeitskollegin von ihr, der Frau …?, na, wie hieß denn die noch gleich, diese „Dings“, du weißt schon!?!

Es folgen sichtbar anstrengendes Nachdenken, diverse „ähs“, ergänzt von weiteren Hinweisen. Die durchaus mal in Flüche münden, die auch nicht zum Namen führen. Was zumindest bei Außenstehenden für die eingangs angesprochene humorige Komponente sorgt.

Männer sind zumindest für das konkrete Beispiel unergie­biger, sie verweisen in solchen Fällen gerne einfach auf Haarfarbe und sonstige herausragende Attribute der betreffenden Dame. Benutzen also die berühmte Eselsbrücke. Was jetzt keine Anspielung sein soll, sondern die Überleitung zum eigentlichen Thema. Nämlich der Frage, woher dieser Begriff stammt.

Eine Version besagt, dass man störrischen Eseln, die gerne den Gang durch ein Wasser verweigern, eben eine Brücke bauen müsse, um mit ihnen ans andere Ufer zu kommen. Was schon bei dem römischen Gelehrten Plinius dem Älteren nachzulesen ist und darauf basiert, dass wegen der spiegelnden Oberfläche – nicht nur – Esel nicht einschätzen können, wie tief ein Wasser ist.

Und während in Herders Conversations-Lexikon aus dem 19. Jahrhundert eine Eselsbrücke in der Wissenschaft sogar der Punkt ist, an dem „wenig befähigte Köpfe“ nicht weiter kommen, ist die spätere Erklärung des britisch-kanadischen Mathematikers Harold Coxeter aus dem 20. Jahrhundert noch weniger schmeichelhaft. Er vermutet, dass der Begriff wohl auf eine geometrische Figur des griechischen Mathematikers Euklid, die einer Brücke ähnelt, zurück zu führen sei, und dass „einer, der eine solche Brücke nicht überqueren kann, ein Esel ist …“.

Nachdem sich aber wohl nicht allzu viele Menschen mit Euklid beschäftigen, wollen wir lieber Reime als Beispiele sprechen lassen. Wer je den Untiefen der Geschichte gegenüberstand, erinnert sich sicher an die Jahreszahl 333, da war nämlich in Issos die große „Keilerei“ zwischen dem Perserkönig Darius und Alexander dem Großen. Und begriffsstutzige Physiker können sich das Leben mit dem Lehrsatz, „war das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav, hatten das Mädchen Sex, ist der Bauch konvex“, leichter machen.

Allen anderen sei der Knoten im Taschentuch empfohlen. Auch wenn man meistens nicht mehr weiß, warum man ihn gemacht hat. Aber zumindest erinnert er einen daran, dass einem etwas nicht mehr einfällt.

pebe