Mai o Mei …

Er ist ein bisschen verwirrend, dieser Mai. Zum einen ist es der Monat der ja eher besinnlichen Maiandachten. Gleichzeitig ist er aber auch bekannt für eher ausgelassene Maitänze. Wie sie in der Walpurgisnacht, wenn einst heidnische Hexen ihr Unwesen getrieben haben sollen, noch mancherorts Tradition sind.

Dann gibt es einen Tag der Arbeit, an dem aber gar nicht gearbeitet wird. Weil er in deutschen Landen unter etwas unerfreulichen Umständen zum Feiertag gemacht wurde, nämlich im Dritten Reich. Und außerdem schlagen ja bekanntlich trotz aller traditionellen Friedensmärsche, wie einer in diesem Jahr zum Beispiel europaweit im Mai stattfinden soll, die Bäume in diesem Monat aus. Zumindest wird das in einem später vertonten Gedicht von Emanuel Geibel so beschrieben.

Man sollte sich aber davon nicht einschüchtern lassen und sich trotzdem in der Natur ergehen, weil ja immer noch der Frühling sein blaues Band durch die Lüfte flattern lässt. Was unter anderem nichts anderes bedeutet, als dass beim Menschen im Wonnemonat Mai die Schlaf fördernden Melatonin-Werte verringert und das Glückshormon, das Serotonin, stimuliert werden. Das wirkt sich natürlich auf den Umgang mit dem jeweils anderen und unter Umständen auch mit dem eigenen Geschlecht aus. Weshalb dann auch das Aufstellen des Mai-Baums und die damit verbundenen Feste so beliebt sind, weil zumindest gemäß manchen Klischees stramme Burschen Muskeln und ebensolche Mädchen Oberweite zeigen.

In manchen Gegenden wird sogar der „Liebesmaien“ gefrönt. Dabei werden vor den Häusern und Fenstern noch nicht verheirateter und deshalb zumeist jüngerer Frauen und Mädchen sogenannte Maien aufgestellt. Oft kleine Birken, mit buntem Papier und einem Maiherz geschmückt, auf dem ein Spruch oder sogar der Name der Angebeteten stehen.

Wohingegen die Tatsache, dass der Monat Mai auch Marien-Monat ist, einzig und allein darauf beruht, dass die Mutter Jesu in der Tradition der katholischen Kirche auch als „Frühling des Heils“ gilt. Und deshalb seit dem 18. Jahrhundert in den bereits oben erwähnten Maiandachten geehrt wird.

Ausgesprochen weltlichen Ursprungs ist hingegen der 8. Mai. Zwar wird dieser Tag, also der Tag nach der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Streitkräfte am Ende des Zweiten Weltkrieges, immer noch nicht vom Gesetz als Grund zum Feiern angesehen. Er ist also kein Feiertag. Aber zumindest darf er seit der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Jahr 1985 als „Tag der Befreiung“ bezeichnet werden. Selbst wenn neue Rückwärtsgewandte noch immer die „Niederlage“ im Kopf haben.

Was für Frauen und Männer aus Moosen, die dem Vernehmen nach alljährlich am 1. Mai zur Wallfahrt nach Maiselsberg aufbrechen, in keinster Weise zutreffend sein dürfte. Mit dieser Wallfahrt soll nämlich daran erinnert werden, dass in dem kleinen Ort in der Nähe von Taufkirchen an der Vils dem Wahnsinn des Krieges schon vorher mit weißen Fahnen ein Ende gemacht wurde.

Trotz aller Unterschiede haben all diese Besonderheiten auf jeden Fall eine Gemeinsamkeit: Der Mai steht für Neuanfang. Es darf also in die Hände gespuckt werden.

pebe