Chronik (Kurzfassung) – von Josef Heilmaier

Eisstockschießen zählt in Bayern zu den ältesten und beliebtesten Wintersportarten. Ein Eisstock gehörte fast in jedem ländlichen Haus zum Inventar. Er wurde stets vom Vater auf den Sohn vererbt und wenn mehrere Söhne das gleiche Hobby hatten, musste man eben den Drexler oder Wagner und den Schmied beauftragen eine neue „Rupf“ zu drehen und einen Ring aufzuziehen. Für zehn Mark war das gute Stück zu Anfang des vorigen Jahrhunderts noch zu haben. Die Spielregeln waren einfach und die Zahl der Mitspieler variabel. War es einmal eine ungerade Zahl von Mitspielern, musste eben einer den „Moar“ machen. Dieser durfte bei jedem Spiel zweimal auf die „Daubn“ oder den gegnerischen Stock schießen und wenn er Glück hatte auch zweimal kassieren. In der Regel spielte man um ein „Fünferl“ oder ein „Zehnerl“, was bei einem Bierpreis von 23 Pfennig pro Maß ganz schön ins Geld gehen konnte.

Eissport auf dem Schlossweiher vor 50 Jahren – beliebt bis heute

Hauptsächlicher Tummelplatz für die Taufkirchner Eisstockfreunde war der 13 000 qm große Schlossweiher. Was die Stockschützen am Vorabend des Weihnachtsfestes 1904 dazu bewogen hat, einen Verein zu gründen, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben.

Außer der Gründungstafel und einem Kassenbuch ist aus dieser Zeit nichts erhalten. Erster Vorstand war Korbinian Moser aus Flaring. Die Mitgliederzahl bewegte sich bis Ende der zwanziger Jahre zwischen 20 und 30 Mann. Neben den alljährlichen Preisschießen und einem Ball, der die Vereinskasse aufbessern musste, ist nichts vermerkt.

Empfindlich gestört wurde das Vereinsleben durch den 1.Weltkrieg. Im Jahre 1914 ist nachzulesen, dass von 30 Mitgliedern 28 im Feld sind. Nach Krieg, Inflation, Arbeitsdienst und Arbeitslosigkeit begann bereits das „1000jährige Reich“, das mit dem II. Weltkrieg und seinen Nachwehen endete.

Erst im Dezember 1966 wurde der Verein von Anton Kronseder und 33 Gleichgesinnten wieder zu neuem Leben erweckt. Kurz darauf kam das Sommerstockschießen auf Asphalt in Mode. Der ESV Taufkirchen war, im weiten Umkreis, einer der ersten, der sich solche Bahnen mit Flutlicht im Innenhof der Brauerei zulegte. Im März 1974 schloss er sich dem Bayerischen Landessportverband- Abteilung Stockschützen an und konnte dadurch an einem geordneten Wettkampfbetrieb teilnehmen.

Reger Mitgliederzulauf machte bereits 1976/77 die Erweiterung der Sommerstockbahnen notwendig. Die guten Trainingsmöglichkeiten wirkten sich bald aus. Mit bis zu 35 Aktiven folgte Aufstieg um Aufstieg, bis hin zur Bayernliga. Der Kreispokal des Kreises 306 wurde sogar dreimal auf Eis und einmal auf Asphalt gewonnen.

Nach einer Satzungsänderung wird dem Verein 1992 die Gemeinnützigkeit zugesprochen. Durch die Angliederung von Stockschützenabteilungen bei den umliegenden Sportvereinen hat der ESV Taufkirchen viele seiner erfolgreichen Mitglieder eingebüßt. Auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Konrad Maier wird seit 1992 vom ESV alljährlich eine Gemeindemeisterschaft auf Eis im Dorfener Eisstadion ausgerichtet. Die Gemeinde stiftet dazu einen Wanderpokal, der jährlich von bis zu 30 Hobby- und Freizeitmannschaften heiß umkämpft wird.

Auch die Initiative, das sportliche Rahmenprogramm des Taufkirchner Volksfestes mit einem Stockschützenturnier zu bereichern, ging von Bürgermeister Maier aus. Seither ist das internationale Volksfestturnier fester Programmbestandteil.

Trotz ernsthafter Bemühungen ist es in den letzten Jahren auch durch Ferienprogramme und ähnliches nicht gelungen, Nachwuchs- oder Damenmannschaften ins Vereinsleben einzubinden. Vor allem Senioren bevölkern wochentags die Sportanlage. Neben den fördernden Mitgliedern sind zur Zeit zwei Mannschaften im Wettkampfbetrieb. Davon qualifizierte sich die erste Mannschaft auf Eis dieser Tage für die Bezirksliga und die zweite Mannschaft für die Kreisklasse des Kreises 306. Im Sommerstocksport tritt die erste Mannschaft auf Asphalt in der Bezirksoberliga und die zweite Mannschaft in der A- Klasse an.

Neben dem sportlichen Aspekt wird heute wie früher die Geselligkeit gepflegt. Ausflüge, Gartenfeste, Verlosungen, Versteigerungen helfen die Vereinskasse füllen. Dass der Verein in der jüngeren Vergangenheit große Leistungen und tolle Erfolge erzielt hat, ist nicht zuletzt ein Verdienst des 1. Vorsitzenden Martin Sailstofer. Er hält seit mehr als 30 Jahren die Zügel des Vereins fest in der Hand..

100-jähriges Gründungsfest

Eisschützenverein Taufkirchen (Vils) e.V.
am 2. April 2005

Festprogramm:

2. April 2005, 20 Uhr
Festabend mit Musik und Ehrungen im Weißbräusaal in Taufkirchen

28. bis 30. April 2005
Jubiläumsturnier auf den überdachten Stockbahnen im Brauereihof.