Heimatkundliches Gemeindearchiv

Kirche St. Bartholomäus in Hörgersdorf – eine Perle der Rokoko-Kunst

06 Hörgersdorf KircheHoch oben, auf dem Bergrücken von Hörgersdorf (früher Herioltesdorf, Hernstorf) thront die Kirche St. Bartholomäus, deren Turm wegen der schwierigen Geländelage nicht wie üblich im Westen sondern ungewöhnlicherweise im Osten angeordnet wurde. Der massive zwei­geschossige Turm beherrscht das schlichte Äußere der Kirche, die Ausstattung im Inneren ist jedoch so glanzvoll, dass sie jeden Besucher ins Staunen versetzt.

Die Hörgersdorfener Kirche ist ein Juwel der Rokoko-Kunst, das gemeinsam mit den benachbarten Kirchen in Eschlbach und Oppolding besonders im Hinblick auf den Altar- und Kanzelbau, in der Bildhauerkunst und in der Stuckierung eine prachtvolle Ausstattung aufweist. Nicht zu Unrecht wird die Kirche St. Bartholomäus in Anlehnung an die Wieskirche im Pfaffenwinkl auch die „kleine Wies“ genannt.

An der Stelle der heutigen Kirche stand ehemals ein gotischer Bau, der im 30-jährigen Krieg schwere Schäden erlitt und baufällig wurde, sodass er abgetragen und neu erstellt werden musste.

Die neue Kirche, erbaut durch den Erdinger Stadtmaurermeister Anton Kogler, wurde am 3. Oktober 1722 durch den großen Freisinger Fürstbischof Johannes Franz Ecker von Kapfing und Lichteneck eingeweiht.

Um das Jahr 1760 erhielt die Kirche dann eine neue Innenausstattung, gestaltet von den herausragenden Künstlern Matthias Fackler, Altarschreiner aus Dorfen, Christian Jorhan, Bildhauer aus Landshut und Johann Anton Pader, Stuckateur aus Dorfen.

06 Hörgersdorf Altar-panorama
Panorama-Aufnahme des restaurierten Innenraums mit Hauptaltar, Nebenaltären sowie Kanzel, Wand- und Deckenschmuck – Foto: Bodo Gsedl

Das Gotteshaus beinhaltet eine Menge filigraner Details, beeindruckende Malereien und kunstvolle Stuckarbeiten. Wie aus dem Kirchenführer hervorgeht, spielen so z.B. die symbolhaften „Topfgewächse“, die an den Innenseiten die Ecksäulen ersetzen, jeweils auf das Altarpatrozinium an. Weiter heißt es im Kirchenführer: „Links am Marienaltar ist die blühende Lilie Symbol der Unschuld, rechts am Magdalenenaltar die sich öffnende Agave Symbol der Buße.“

06 Hörgersdorf Lilie+Agave

Die Kanzel wird als ornamentales Gewächs beschrieben, „in dessen lockerem Schalldeckelaufbau Engel fröhlich spielen und dem predigenden Pfarrer ins Konzept schauen.“ Der Hochaltar zeigt auf dem Gebälk zwei Engel, links den Hl. Leonhard, rechts den Hl. Rochus und in der Mitte im Altarbild das Martyrium des Hl. Bartholomäus.

06 Hörgersdorf Kanzel Krieg

Die Kirche St. Bartholomäus wird in der Fachliteratur als „reizvoll, überregional bedeutsam und elegant“ charakterisiert. Wegen ihrer „in ekstatische ornamentale Formen aufgelösten Fassung“ gilt sie als ein „Gipfel und Schlusspunkt des süddeutschen Rokoko“.

In den Jahren 2005 bis 2008 wurde die Kirche umfassend restauriert und damit wieder in ihren ursprünglichen Glanz versetzt.

Das Gotteshaus ist ein einmaliges Kunstwerk und eine Perle der Rokoko-Kunst im Landkreis Erding.

Für alle Gläubigen und insbesondere für Kunstinteressierte ist ein Besuch dieser Kirche ein absolutes Muss.

 

Alte kirchliche Festsitte stellte Christi Himmelfahrt dar

Wie aus einem Zeitungsbericht im Erdinger Anzeiger vom 27.05.1952 hervorgeht, hat sich früher lange Zeit eine kirchliche Festsitte erhalten, mit der „Christi Himmelfahrt“ dramatisch dargestellt wurde.

Zitat:

„Auf einem geschmückten Tisch unter dem Heiligenloch stand die Holzfigur des Heilandes, gekrönt mit einem Blumenkranz, die Siegesfahne in der Hand haltend. Zur Seite standen zwei kleine Engel, um ihren Herrn den Weg in den Himmel zu bahnen. Von dem Gewölbeloch reichten Schnüre herunter, mit denen der Mesner und die Ministranten für eine ordentliche und sichere Himmelfahrt sorgten.

Die Gläubigen des überfüllten Kirchleins warteten voll freudiger Erregung auf das alljährlich sich wiederholende geistliche Spiel. Vom Turm ertönten die Glocken und die Orgel setzte mit sämtlichen Registern ein, als Expositus Peter Astner im großen Ornat, begleitet von weihrauchschwingenden Ministranten an den Tisch trat und auf lateinisch sang: Aufsteigt Gott im Jubelklange, Alleluja.

Mit Spannung richteten die Andächtigen ihre Blicke zunächst auf die Engel, die sich langsam und drehend nach oben schwingen. Ihnen folgte ein wenig langsamer der Heiland mit Fahne. Als sie oben am Heiligengeistloch anlangten, zogen kräftige Hände die Engel und den Heiland in den Himmel auf den Dachboden des Kirchleins. Scharf beobachtet und genau aufgepasst wurde, nach welcher Seite der Heiland geschaut hat, ehe er ihren Blicken entschwand. Nach einer alten Sage sollen in diese Richtung die Wetter einschlagen und sonstige Schäden verursachen.“

 

Die Kirche kann zu den Gottesdiensten besucht werden. Die Termine erfahren Sie im Pfarrbrief des Pfarrverbands Bockhorn bzw. unter www.erzbistum-muenchen.de/pfarrei/pv-bockhorn.

Oder Sie unternehmen mit Familienangehörigen, Freunden oder Bekannten eine Radltour nach Hörgersdorf. Für Gruppen ist eine Kirchenbesichtigung nach Anmeldung beim Pfarramt Bockhorn, Tel. 08122 892449, möglich.

Text: Heimatkundliches Gemeindearchiv
Fotos: Bodo Gsedl, Fritz Krieg