Die Kläranlage Taufkirchen (Vils) ist im Stande, Schmutzwasser im Umfang von 17.000 Einwohnergleichwerten (EGW) zuverlässig zu reinigen. Dieser Wert beinhaltet „echte Einwohner“ ebenso wie industrielle und gewerbliche Einleiter.
Die Kläranlage wird heute bereits knapp an ihrer Kapazitätsgrenze betrieben. Sie leidet außerdem unter sporadisch wiederkehrenden hohen Belastungsstößen aus dem Kanal. An manchen Tagen beträgt ihre Belastung um 30.000 EGW. Die Überlastung der Kläranlage ist kurzzeitig und das Personal auf die Belastungsstöße vorbereitet. Die Anforderungswerte an die Ablaufqualität werden bislang eingehalten, dennoch besteht Handlungsbedarf.
Die Gemeinde Taufkirchen (Vils) wächst kontinuierlich und wird dies allen Prognosen nach auch weiterhin tun. Eine Erweiterung der Kläranlage wird damit unumgänglich. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Ingenieurbüros WipflerPLAN, die dem Gemeinderat am 06.07.2021 vorgestellt wurde.
Die Kläranlage soll zukünftig ein drittes Belebungsbecken und ein zweites Nachklärbecken erhalten – baulich zusammengefasst als sogenanntes Kombi-Becken. Zur Diskussion steht eine künftige Ausbaugröße von 26.000 EGW. Diese Ausbaugröße unterstellt, dass eine gewisse Harmonisierung der Belastung aus dem Kanal erreicht werden kann. Können die Belastungsstöße aus dem Kanal ganz vermieden werden, so kann die Kläranlage etwas kleiner ausfallen. Im Zuge der Erweiterung soll auch die regelungstechnisch aufwändige Betriebsführung der Kläranlage vereinfacht werden.
Die Kläranlagenerweiterung schafft die Voraussetzung für eine nachhaltige kommunale Entwicklung für mindestens 20 Jahre. Dies ist eine lange Zeit, in der kontinuierlich Klärschlamm anfällt, ca. 4.500 Kubikmeter pro Jahr. Dieser muss vor Ort entwässert und in entwässerter Form abtransportiert und entsorgt werden. Gegenwärtig werden große Mengen wässrigen Klärschlamms in der Kläranlage gelagert. Sind die Schlammspeicher voll, entwässert ein externer Dienstleister mit mobiler Maschinentechnik den Klärschlamm. Zukünftig soll die Kläranlage die notwendige Technik erhalten, um ihren Klärschlamm selbst zu entwässern. Dies schafft Unabhängigkeit von Dienstleistern und vom Marktgeschehen und löst obendrein logistische und betriebliche Herausforderungen, die mit jeder mobilen Entwässerung verbunden sind.
Weitere Modernisierungen der Maschinentechnik und die Sanierung von in die Jahre gekommenen Bauwerken bringen die Kläranlage wieder auf den aktuellen Stand der Technik. Eine erste Kostenannahme beziffert die Gesamtmaßnahme mit rund 5,1 Millionen Euro.
Kläranlagen sind die größten kommunalen Energieverbraucher. In Zeiten des Klimawandels fördert der Bund und das Land Bayern Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. So sind Teile der anstehenden Maßnahmen voraussichtlich zuwendungsfähig. Die Fördergegenstände werden derzeit in einer sogenannten Potenzialstudie ermittelt und damit die Voraussetzungen für investive Förderungen geschaffen.
WipflerPLAN – Dr.-Ing. Andreas Vogl
Niederlassung Pfaffenhofen
www.wipflerplan.de
