Farbenspiele

Man muss einfach aufpassen. Es kann so schnell gehen. Da legt man sich zum Beispiel einen roten Schal zu, um etwas Farbe in den grauen Alltag zu bekommen, und schon ist es passiert. Und natürlich besonders in einem Wahljahr, gleich ob jetzt Bundestag oder Bürgermeister gewählt werden.

Ach, lautet die scheinheilige Frage, engagierst du dich jetzt bei den Sozis? Da stellt man sich natürlich sofort die Frage, welchen Eindruck das gemacht hätte, wenn der Schal Türkis gewesen wäre. Gibt es denn gar eine Partei, deren Farbe Türkis ist? Die „Freunde der Südsee“ vielleicht? Die „FDS“? Oder wäre dann das Gegenüber einfach davon ausgegangen, dass man sich noch nicht einmal für Politik interessiert, sondern nur für Fußballergebnisse oder Börsenberichte?

Es ist wirklich nicht einfach. Was ist zum Beispiel mit Menschen, die gerade um einen lieben Angehörigen trauern. Also wenn sie nicht sowieso schon eingetragenes Mitglied sind, dann treten die doch deswegen nicht gleich einer Partei bei, die ein „C“ im Namen hat. Nur damit die Farbe der Kleidung nicht falsch interpretiert wird. Davon abgesehen, dass das sowieso höchst prekär ist. War doch Schwarz ursprünglich die Farbe der Anarchisten!

Gut, Horst Seehofer als Anarchist, das kann man sich jetzt nicht wirklich vorstellen. Obwohl manche seiner programmatischen Verbalattacken schon mal anarchistische Elemente vermuten lassen.

Was man schon eher nachvollziehen könnte, das wäre die Behauptung, dass die Farbe Rot zuerst bei den französischen Jakobinern aufgetaucht und dort Symbol für den Anspruch auf Macht gewesen sei. Das ist es schließlich, was die Sozialdemokraten sich in Bayern nun schon seit sehr langer Zeit auf die Fahnen geschrieben haben. Also da stimmt die Farbe …

Wo es hingegen überhaupt nicht hinhaut, das ist das Gelb der Freien Demokraten. Laut ungeprüfter Quellen soll Gelb nämlich früher die Farbe für „sozial Randständige und Geächtete“ gewesen sein, und Prostituierte oder Frauen mit unehelichen Kindern mussten gelbe Kleidung tragen.

Darf man an dieser Stelle in Erinnerung rufen, dass die F.D.P. nach eigenem Bekunden die Partei der Besserverdiener ist und im Erscheinungsbild eher für smarte, jung gebliebene Männer – gelegentlich auch Frauen – steht. Also da hat man offensichtlich nicht aufgepasst, als man sich, im übertragenen Sinne, das gelbe Mäntelchen anzog.

Wer sich also durch die Farbe nicht ins politische Abseits manövrieren oder sonst wie einordnen lassen möchte, dem sei deshalb zur Farbe Blau geraten. Es gibt keine andere Farbe, die von so unterschiedlichen Parteien benutzt wurde und wird. Vom „Bund der Heimatvertriebenen“ bis hin zur „Statt Partei“. Auch von der CSU. Sozusagen als Zweit- oder Plakatfarbe.

Weshalb die Farbempfehlung für diese Saison nur lauten kann: Regenbogenfarben, am besten längsgestreift. Da kann man einfach nichts falsch machen. Sieht vielleicht nur etwas gewöhnungsbedürftig aus.

pebe