Konzeption für ein Kinder- und Jugendhaus in Taufkirchen(Vils)

Otto Schweiger (Sozialpädagoge, links) und Hans Hartmann (Lehrer) waren maßgeblich an der Erarbeitung des Konzepts beteiligt.
Durch den Neubau des Katholischen Kindergartens am Kirchlerner Weg ergibt sich die Situation, dass nur 3 der 5 bestehenden Kindergartengruppen von der Katholischen Kirchenverwaltung übernommen werden. Außerdem wird die Trägerschaft für den bestehenden Katholischen Kinderhort der Gemeinde Taufkirchen(Vils) übertragen.

Die Übernahme von Kindergarten und Hort (im Jahr 2002) stellt die Gemeinde Taufkirchen(Vils) vor zahlreiche Probleme. Räumliche, personelle und organisatorische Überlegungen sind frühzeitig anzustellen, um eine reibungslose Übernahme der beiden Einrichtungen zu gewährleisten.

Neben den seit Jahrzehnten bestehenden Einrichtungen, wie Kindergärten und Kinderhort, entstanden in den vergangenen Jahren mehrere neue Betreuungseinrichtungen an der Taufkirchner Hauptschule. wie z.B. Hausaufgaben-, Mittags- und Nachmittagsbetreuung, Mittagstisch und Freizeitangebote im Rahmen der Schulsozialarbeit.

Auf Initiative von Bürgermeister Hofstetter und Hauptschulrektor Alex Bachmaier wurde im November 1999 die Arbeitsgemeinschaft „TUSCH“ gegründet, der alle Institutionen angehören, die für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen im Gemeindebereich
Taufkirchen(Vils) zuständig sind.

Die Arbeitsgemeinschaft „TUSCH“ erstellte in den vergangenen Monaten eine modellhafte Konzeption für ein „Kinder- und Jugendhaus“ in Taufkirchen(Vils). Der Grundgedanke ist, Betreuungseinrichtungen räumlich zusammenzuschließen und zusätzliche Betreuungs- bzw. Beratungseinrichtungen auch in Taufkirchen(Vils) zu schaffen.

Auszüge aus der Konzeption zur Vernetzung der Einrichtungen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde Taufkirchen(Vils):

Welche Einrichtungen muss die Gemeinde Taufkirchen (Vils) in den nächsten Jahren errichten:

  • Kindergarten für mindestens 2 Kindergartengruppen
  • Kinderhort

Welche Institutionen (die bereits vorhanden sind) werden vernetzt zusammenarbeiten können:

  • Kindergärten
  • Kinder- und Jugendhort
  • Schulen: Grund- und Hauptschule, Realschule
  • Schulsozialarbeit – Praktikanten
  • Fachkräfte (z.B. Erziehungsberatung, Therapeuten)
  • externe Mitarbeiter (Eltern/Vereine/Columbus-Achter …)
  • Gemeinde (Jugendreferenten, Jugendforum)

Welche Einrichtungen können in einem „Kinder- und Jugendhaus“ untergebracht werden:

  • Kindergarten
  • Kinderhort (ab der 1. Klasse bis zu 12 Jahren)
  • Jugendhort (ab der 5. Klasse)
  • Offener Nachmittagstreff für Jugendliche
  • Mittags- und Hausaufgabenbetreuung
  • Elterntreff
  • Büroräume für Fachkräfte (z.B. Jugendamt, Logopäden)
  • Verwaltung

Welches Personal ist für ein „Kinder- und Jugendhaus“ zusätzlich notwendig:

  • Fachkraft für Vernetzung
  • Hausmeister

Welche Vorteile bietet ein „Kinder- und Jugendhaus“:

  • „Alles unter einem Dach“!
  • Vernetzung/Absprachen innerhalb der einzelnen
    Einrichtungen einfacher und schneller
  • Mehrfachnutzungen der Räume
  • effektiverer Einsatz des Personals
  • Übersichtlichkeit
  • Hilfe vor Ort (keine langen Wartezeiten)
  • mittel- und langfristig billiger

Ein „Kinder- und Jugendhauses“ für Taufkirchen(Vils) kann nicht aus dem Boden gestampft werden. Ob dieses Projekt in der vorgestellten Form verwirklicht werden kann, hängt in erster Linie von der Finanzierbarkeit ab.

Die Gemeinde Taufkirchen(Vils) ist gezwungen, den Kindergarten und Kinderhort zu übernehmen und die Räumlichkeiten hierfür bereitzustellen. Angesichts dieser Tatsache ist ein „Weiterdenken“ erlaubt und das Konzept für die Zukunft der Kinderbetreuung hier in Taufkirchen(Vils) ist bestimmt nicht für den Papierkorb bestimmt.

Der Gemeinderat beschloss in der Sitzung vom 25.01.2001 einstimmig, das Konzept für die Vernetzung der Einrichtungen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde Taufkirchen(Vils) weiter zu verfolgen. Den staatlichen Stellen (Schulamt und Ministerium) soll dieses modellhafte Konzept vorgestellt werden, um hierfür fachliche und finanzielle Unterstützungen einzufordern. Die Gemeindeverwaltung wurde beauftragt, einen entsprechenden Finanzierungsplan für das „Kinder- und Jugendhaus“ aufzustellen.


Kinder- und Jugendhaus: Was soll denn das schon wieder?

VON ALEX BACHMAIER

Kaum wurde über die Idee und Konzeption eines „Kinder- und Jugendhauses“ in Taufkirchen(Vils) gesprochen, geriet es schon in die Diskussion. Hier wurde Zustimmung signalisiert, dort wurden Bedenken geäußert. Fragen, ob man „so etwas“ überhaupt braucht und auch finanzieren kann, sind berechtigt, befruchten sie doch die Diskussion und führen schließlich zu einer demokratischen Entscheidung in dem dafür vorgesehenen Gremium, nämlich im Gemeinderat.

Was ist mit dem „Kinder- und Jugendhaus“ eigentlich gemeint? Wie kam man auf diese Idee? Warum wurde eine Konzeption hierzu überhaupt erarbeitet?

Dazu einige Informationen: Auf die Bitte und Anregung von Schulleiter Alex Bachmaier, die Schulsozialarbeit, sprich Sozialpädagogen künftig stärker in die Erziehungsaufgaben an bayerischen Schulen einzubeziehen als Reaktion auf immer schwieriger werdende Verhältnisse oder als Präventionsarbeit, verwies ihn die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier auf ein Vorzeigemodell der Stadt Straubing. Also machten sich Lehrer, Sozialpädagogen und Schulleiter aus Taufkirchen(Vils) auf nach Straubing und waren von diesem außerschulischen Angebot für Kinder und Jugendliche mehr als angetan. Der positive Bericht fand bei Bürgermeister Franz Hofstetter ein offenes Ohr und großes Interesse.

Nachdem in Taufkirchen(Vils) bereits ein Kinderhort besteht sowie an der Hauptschule präventive Schulsozialarbeit betrieben wird, war es naheliegend zu überlegen, wie die bereits bestehenden vorschulischen, außerschulischen und schulischen Einrichtungen besser miteinander zusammenarbeiten und durch weitere Bereiche sinnvoll zum Wohle der Kinder und Jugendlichen ergänzt werden könnten. Aus diesen Überlegungen heraus entstand in mehreren intensiven Arbeitssitzungen von Leitungspersonal und Mitarbeitern von Gemeinde- und Pfarrkindergarten, Hort, Grundschule Taufkirchen, Grund- und Teilhauptschule Moosen(Vils), Hauptschule Taufkirchen, Schulsozialarbeit und Gemeinde Taufkirchen(Vils) die Idee bzw. Konzeption eines „Kinder- und Jugendhauses“, wobei dieser Name nur als Arbeitstitel zu verstehen ist. Es ging in erster Linie um ein pädagogisches Maximalkonzept, das die personellen und räumlichen Idealvorstellungen und Wünsche der Erzieherinnen, Lehrkräfte und Schulsozialpädagogen berücksichtigt.

Im Vordergrund steht die sogenannte Vernetzung der Institutionen. Um bei der „Übergabe“ der Kinder und Jugendlichen von einer Einrichtung in die andere bei der Förderung nicht bei „Null“ anfangen zu müssen, ist es sinnvoll herauszufinden, wie eine bereits erfolgte Fördermaßnahme weitergeführt oder ergänzt werden kann bzw. welche weiteren pädagogischen Hilfen notwendig und empfehlenswert sind.

Man mag zurecht einwenden, dass dafür noch kein eigenes „Kinder- und Jugendhaus“ erforderlich ist. Ergänzend hierzu ist es aber nach Ansicht der Autoren dieser pädagogischen Konzeption wünschenswert, dass für Schüler ab der 5. Jahrgangsstufe eine Hortmöglichkeit geschaffen wird, ebenso die dauerhafte und regelmäßige Einrichtung einer Hausaufgabenbetreuung; dass die Mittagsbetreuung ausgebaut und ein nachmittägliches Freizeitangebot in einem Jugendraum angeboten wird. Zudem könnten in einem solchen Haus regelmäßige Sprechstunden von Jugendamt, Erziehungsberatung und anderen Einrichtungen stattfinden. Auch Logopäden und andere Therapeuten könnten vor Ort eventuell tage- oder stundenweise ihre Dienste anbieten.

Soll dazu nun eigens ein Haus errichtet oder angemietet werden? Mitnichten! Denn nach dem Umzug von Pfarrkindergartengruppen in das neue Pfarrzentrum ergibt sich für die Gemeinde Taufkirchen(Vils) die Notwendigkeit und Verpflichtung, zwei oder drei Gruppen und auch den Hort von der Pfarrei zu übernehmen. Und dafür sind Räumlichkeiten notwendig. Bei dieser Gelegenheit sollte man überlegen, ob nicht gleich für die oben genannten Anliegen zusätzlich Platz geschaffen werden könnte. Auch eine Mehrfachnutzung wäre möglich, sinnvoll und kostengünstig.

Eine solche Konzeption kann nicht von heute auf morgen verwirklicht werden; dazu braucht es Zeit. Aber ohne Konzeption und Zielsetzung werden vielleicht Möglichkeiten vertan.

Sie werden vielleicht auch fragen, ob all die angesprochenen Einrichtungen zusätzlich notwendig sind. Wenn Sie als Vater und Mutter dies verneinen können, weil Sie in der glücklichen Lage sind, dass Sie selbst genügend Zeit für Ihre Kinder und Jugendlichen aufbringen können oder dafür Großeltern oder eine Tante oder hilfsbereite Nachbarn haben, dann benötigen Sie dieses Angebot mit Sicherheit nicht. Wenn wir aber an die Kinder und Jugendlichen denken, bei denen beide Elternteile berufstätig sind, wenn wir an die Alleinerziehenden denken, die auf ein solches Angebot angewiesen sind, wenn sie ihre Kinder tagsüber nicht sich selbst überlassen wollen, dann hat so ein Kinder- und Jugendhaus mit regelmäßiger und zuverlässiger Mittagsbetreuung, Hausaufgabenhilfe, mit Grundschul- und Jugendhort und mit einem Jugendtreff sehr wohl einen Sinn. Dass wir auf dem Lande auch nicht mehr auf einer „Insel der Seligen“ wohnen, dürfte jedem klar sein, der den Tatsachen ins Auge schaut. Hier soll nicht gewertet werden, wer diese „Zustände“, die nach Ansicht von Experten in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen werden, zu verantworten hat. Jede Gesellschaft bringt ihre Kinder hervor. Werteverfall, Wohlstandsverwahrlosung, Hilflosigkeit, Fun- und Spaßgesellschaft, Medienkonsum, Orientierungslosigkeit, Anspruchsdenken zeigen irgendwann ihre Wirkung. Wer mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, weiß ein Lied davon zu singen.

Die Zeit, die Erwachsene für ihre Kinder aufwenden, wird immer weniger. Selbstverwirklichung und vielfach finanzielle Notwendigkeit haben andere Gegebenheiten geschaffen. Lassen wir unsere Kinder und Jugendlichen nicht allein, lassen wir sie seelisch nicht verhungern.

Natürlich kostet das Geld, vielleicht sogar sehr viel Geld. Versuchen wir deshalb, alle Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten, damit in Taufkirchen(Vils) nicht gewartet wird, bis „das Kind in den Brunnen gefallen ist“, sondern präventiv gearbeitet werden kann.