Wie wird BSE übertragen und verbreitet?

Da beim Rinderwahn und der Schafkrankheit Scrapie ein ähnliches Erscheinungsbild vorliegt, ging man zunächst davon aus, dass BSE in England durch Verfüttern von Tiermehl, infiziert mit Scrapie-Erregern erkrankter und getöteter Schafe, wie erwähnt entstanden und weiter verbreitet worden war. Da in Großbritannien bei der Tiermehlherstellung seit 1980 sowohl Erhitzungstemperatur als auch Erhitzungsdauer aus Kostengründen reduziert wurden, nahm man an, dass Tiermehl ab dieser Zeit verseucht war. (Die Denaturierung krankhafter Prionen, d.h. das Aufbrechen ihrer defekten Struktur ist erst bei Temperaturen über 133 °C und einem Druck von mindestens 3 bar über einen Zeitraum von mindestens 20 Minuten möglich.)

Da auch verendete Kühe zu Tiermehl verarbeitet wurden, ist die seuchenartige Ausbreitung auf der Insel erklärbar: Je mehr an BSE erkrankte und verendete Tiere zu Tiermehl verarbeitet wurden, desto stärker war es mit Erregern verseucht. Aus Labortests bei Rindern weiß man inzwischen, dass bereits der einmalige Verzehr von 0,1g BSE-infiziertem Hirn – darin sind immerhin etwa 100 Millionen defekte Prionen enthalten – zur Ansteckung führt. Bei der Übertragung durch Nahrungsaufnahme können die Erreger über den Magen/Darmtrakt ins Blut und von dort über das Rückenmark ins Gehirn gelangen.

1988 wurde in Großbritannien die Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer verboten, nicht aber die Herstellung und der Export. Wegen der langen Inkubationszeit von BSE (Dauer zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit) von etwa 2 bis 14 Jahren erreichte die Seuche in England zeitverzögert ihren Höhepunkt in den Jahren 1992/1993 mit 37.000 bzw. 35.000 jährlichen Erkrankungen. Danach nahmen die Zahlen ab. Im Jahr 2000 wurden noch 1326 Fälle registriert (siehe
Grafik).

Auch in der Schweiz (ab 1990), Portugal und Frankreich trat BSE bei Rindern auf (siehe Tabelle). Deshalb wurde 1994 von der EU europaweit eine Verfütterung von Tiermehl an Wiederkäuer untersagt.

Registrierte BSE- und nvCJK-Fälle in Europa
(Stand 15.02.2001)

Land BSE-Fälle nvCJK-Fälle
Belgien 22
Dänemark 3
Deutschland 29
Frankreich 257 2
Großbritannien 180.778 94
Irland 614 1
Italien 3
Lichtenstein 2
Luxemburg 1
Niederlande 9
Portugal 503
Schweiz 366
Spanien 12

Inzwischen sind jedoch europaweit auch bei Rindern, die nach den jeweiligen Verfütterungsverboten von Tiermehl an Wiederkäuer geboren wurden, Fälle von BSE aufgetreten – seit 24. November 2000 auch in Deutschland. Eine Verunreinigung von Rinderfutter durch Tiermehl, das bis dahin weiter an Schweine und Hühner verfüttert werden durfte, ist nicht auszuschließen. Deshalb wurde 3 Tage später (!) ein Eilgesetz in den Bundestag eingebracht und am 30. November verabschiedet, das die Verfütterung von Tiermehl generell verbietet.

Man vermutet jedoch noch andere Übertragungswege. So fanden deutsche Tierärzte Prionen in Milchersatzstoffen für die Kälberzucht. Diese sogenannten Milchaustauscher wurden bis 1997 auf der Basis von Rinderfett aus der Tierverwertung hergestellt, das Nervengewebe enthalten kann.

Ein weiterer Verdacht: Gemäß der deutschen Düngemittelverordnung dürfen organische Düngemittel Tiermehl enthalten. Auch so könnten Rinder mit BSE-verdächtigen Stoffen in Kontakt gekommen sein – ohne aus verdächtigen Beständen zu stammen und ohne je mit Tiermehl gefüttert worden zu sein. Das könnte vor allem im Hinblick auf festgestellte Erkrankungen beim Menschen von Bedeutung sein.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Ausbruch von BSE bei Rindern zumindest begünstigt wird durch Insektenvertilgungsmittel (Organophosphate), die insbesondere in England, aber auch in der Schweiz großflächig zur Bekämpfung der sogenannten Dasselfliege eingesetzt wurden. Dasselfliegen sind Parasiten, die bevorzugt Rinder und Pferde befallen. Englische Wissenschaftler fanden heraus, dass das Insektenvernichtungsmittel Phosmet zu einem Anstieg der Prionenzahl führt und damit ein größeres Risiko für den Ausbruch von BSE darstellt.

Festzustehen scheint, dass Tiermehlverfütterung an Rinder der Hauptübertragungsweg von BSE in England war. Das Ausmaß der Epidemie im Vergleich zu Kontinentaleuropa (siehe Tabelle „registrierte BSE- und nvCJK-Fälle in Europa“), wo Wiederkäuer noch jahrelang Tiermehl auch aus britischen Exportbeständen ins Futter bekamen,
lässt jedoch den Schluss zu, dass man es in England mit einer Verkettung mehrerer Ursachen für die Entstehung und Ausbreitung des Rinderwahns zu tun hatte.
weiter: Ist BSE auf den Menschen übertragbar?

Ist BSE auf den Menschen übertragbar?

Da Menschen sich nicht mit Scrapie anstecken, kam man in Großbritannien wie anderswo zu dem Schluss, auch BSE sei für Menschen ungefährlich. Auch die sporadisch auftretende klassische Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kann nicht durch BSE-Erreger ausgelöst werden. Daher konzentrierten sich die seit 1988 ergriffenen Maßnahmen darauf, die BSE-Seuche in Großbritannien einzudämmen und eine Verbreitung außerhalb der Insel zu verhindern.

Eine andere Dimension erhielt der Rinderwahn 1996. Am 20. März desselben Jahres verkündete der britische Gesundheitsminister offiziell im Parlament, dass ein
Zusammenhang zwischen BSE und nvCJK, einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (siehe oben) bestünde. Bis dahin waren zehn Fälle identifiziert. Damit stand fest, dass BSE auf den Menschen übertragbar ist. Als wahrscheinlichste Infektionsquelle galt der Verzehr von Rindfleischprodukten, in denen Hirn oder Rückenmark enthalten war – zum Beispiel in
Beefburgern.

Wenige Tage nach Bekanntgabe der nvCJK-Erkrankungen wurde von der EU ein weltweites Exportverbot für britische Rinder, Rinderprodukte und Tiermehl verhängt. Einen Monat später beschloss man, in England alle Rinder älter als 30 Monate zu schlachten und zu vernichten. Ein BSE-Test war zum damaligen Zeitpunkt noch sehr langwierig und nicht für Massenuntersuchungen geschlachteter Tiere anwendbar.

Warum nicht spätestens ab diesem Zeitpunkt das für eine Übertragung in Frage kommende Risikomaterial (Hirn, Rückenmark, Augen, Darm und andere Innereien) aller Rinderschlachtungen als Vorsorgemaßnahme generell vernichtet bzw. für eine Weiterverwendung verboten wurde, ist unverständlich. Je nach Zeitpunkt, Land, Alter und Herkunft des Schlachtviehs wurden unterschiedliche Regelungen angewandt, wobei immer wieder Verstöße festgestellt wurden. Erst nach längeren EU-weiten Debatten und Widerstand auch von deutscher Seite wurde endlich am 1. Oktober 2000 die Entfernung von Risikomaterial verordnet.

Ab 1996 erkrankten in der Folgezeit zwischen 10 und 26 britische Patienten pro Jahr an nvCJK. Die weitere Entwicklung ist schwer vorherzusagen, da die Inkubationszeit 5 – 35 Jahre beträgt, also zwei- bis dreimal länger als bei BSE.

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen scheint es eine genetische Veranlagung zu geben, die einen Ausbruch von nvCJK beeinflusst.
weiter: Wie groß ist die Gefahr, an nvCJK zu erkranken?

Wie groß ist die Gefahr, an nvCJK zu erkranken?

Dazu einige Zahlenbeispiele: Vergleicht man die klassische mit der neuen Variante von CJK, dann stehen im Zeitraum von 1996 bis heute (Mitte Februar 2001) in England 296 klassischen Fällen 94 nvCJK-Erkrankungen gegenüber (Zahlen vom britischen Überwachungszentrum für CJK in Edinburgh, das seit 1990 Aufzeichnungen führt).

In Deutschland ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit seit 1994 meldepflichtig. Von da an bis Ende 1999 wurde laut Statistischem Bundesamt bei 369 Patienten die klassische Form diagnostiziert, die neue Variante nvCJK, die mit BSE in Zusammenhang steht, wurde nicht beobachtet. Außerhalb Großbritanniens wurden in Frankreich zwei solcher Fälle bekannt, in Irland einer.

Eine Risikoabschätzung, durch BSE von der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit befallen zu werden, läßt sich wenn überhaupt nur aus der Situation in England herleiten. Den 94 nvCJK-Erkrankungen bis Anfang Februar 2001 stehen im gleichen Zeitraum 180.778 BSE-Fälle bei Rindern gegenüber. Setzt man als erste Näherung die beiden Zahlen in Relation, so trifft auf knapp 2000 BSE-Fälle ein nvCJK-Patient. (Der Einfluß von Faktoren wie unterschiedliche Inkubationszeiten oder andere Übertragungswege ist dabei außer acht gelassen.)

In Deutschland wurde bis Mitte Februar 2001 bei 29 Rindern BSE festgestellt. Bis zu 500 könnten es heuer nach Expertenprognosen werden. Bei gleichbleibender Rate ergäbe das 2000 Fälle nach vier Jahren. Man hätte es dann nach obiger – sehr grober – Abschätzung im statistischen Mittel alle vier Jahre mit einer nvCJK-Erkrankung zu tun …

Aus mathematischer Sicht haben diese Zahlenspiele vor allem wegen der – gottseidank – wenigen bisher beobachteten nvCJK-Fälle beschränkte Aussagekraft. Man kann jedoch die qualitative Feststellung treffen, dass die Gefahr, durch BSE die neue Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu erleiden, hierzulande äußerst gering ist.

Deutlich geringer jedenfalls als vom Blitz erschlagen zu werden. Das trifft in Deutschland pro Jahr immerhin etwa 60 Personen. Eine weitere Zahl: 1999 starben 8.000 Deutsche bei Verkehrsunfällen, Tendenz wieder steigend.
weiter: Vorbeugende Maßnahmen zur Reduzierung der
Ansteckunsgefahr beim Menschen

Vorbeugende Maßnahmen zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr beim Menschen

Spät, für manche zu spät wurde am 1. Oktober 2000 für alle Mitgliedsstaaten der EU eine Verordnung erlassen, nach der bei der Schlachtung Risikomaterialien (wie vorher definiert), bei denen die Wahrscheinlichkeit für BSE-Erreger am höchsten ist, entfernt und beseitigt werden müssen.

Durch eine Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums wurden in Deutschland ab dem 6. Dezember 2000 bei allen über 30 Monate alten Rindern, die zur Schlachtung gelangten, BSE-Schnelltests vorgeschrieben. Seit Jahresbeginn gilt dies EU-weit für alle über 30 Monate alten Rinder, die für die menschliche Ernährung in der Gemeinschaft bzw. zum Export in Drittländer bestimmt sind. National ist seit 26. Januar eine noch schärfere Vorschrift in Kraft: Das Alter für die Testpflicht wurde auf 24 Monate herabgesetzt.

Am 29. Januar verfügte die EU, dass künftig das gesamte Rückgrat und Separatorenfleisch von Wiederkäuern aus der Nahrungskette verschwinden soll. Separatorenfleisch, das für die Herstellung von Wurst minderer Qualität verwendet wird, gewinnt man mechanisch durch Ablösung letzter Fleischreste von Knochen, wobei Risikomaterial vom Rinderrückgrat in die Wurstmasse gelangen kann. Nur große Fleisch- und Wurstfabriken besitzen entsprechende Maschinen.

Das schon erwähnte generelle Verbot von Tiermehlverfütterung vom 30. November 2000 ist eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme, um auszuschließen, dass Schweine und Hühner mit BSE-Erregern infiziert werden.
weiter: Wie kann man sich selbst gegen die Gefahr einer
Infizierung schützen?

Verbrauchertipps:

  • Bei Rind sollte man Fleisch – am besten nur reines Muskelfleisch – aus der Region bevorzugen und bei Metzgern kaufen, denen man vertraut. Das BSE-Risiko wird dabei nicht ausgeschlossen, aber verringert.
  • Rindfleisch von kontrollierten Ökobetrieben gilt als gute Alternative, wenn über mehrere Generationen selbst gezüchtet wurde und das Futter vom eigenen Hof kommt. Auch hier ist keine BSE-Freiheit garantiert. Generell gilt für die ersten beiden Punkte: Je transparenter und kontrollierter die Produktion, desto geringer ist das Risiko einer zufälligen BSE-Infektion.
  • Ansonsten sollte man nach getestetem Rindfleisch fragen. Das bringt keine absolute Sicherheit, aber erhöht den Druck auf die Fleischindustrie, Tests durchzuführen.
  • Schweinefleisch und Geflügel gelten derzeit als sicher.
  • Bei Wurst wird vor allem empfohlen, auf die Zutaten zu achten. Am ehesten kann man sich auf hausgemachte Wurst vom Metzger um die Ecke verlassen. Er kann Auskunft über die Zusammensetzung geben. Entsprechende Angaben werden laufend überprüft. Ansonsten sollte man Schinken, Schwein und Geflügel bevorzugen.
  • Bei Fertiggerichten sollte man auf das Zutatenverzeichnis achten und Speisen mit Rinderprodukten meiden, da die Herkunft praktisch nicht nachzuvollziehen ist.
  • Milch, Milchprodukte und Babynahrung gelten als unbedenklich.
  • Gelatine wird ebenfalls als unbedenklich angesehen, weil sie überwiegend vom Schwein gewonnen wird.
  • Bei Kosmetika ist das BSE-Risiko gering. Wer besorgt ist, kann auf Produkte ausweichen, die auf rein pflanzlicher Basis hergestellt werden.

Wohin geht die Reise?

AlarmglockeFür die Bewältigung der BSE-Krise und eine Rückkehr zur Normalität sind zwei Dinge erforderlich: Eine realistische und nüchterne Betrachtung zum Punkt Gesundheitsrisiko durch Rindfleischverzehr sowie die Bildung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Erzeugerseite und Verbrauchern.

Zum ersten Punkt haben wir versucht, durch die obigen Darstellungen einen Beitrag zu leisten. Zum Punkt zwei fanden die beiden eingangs erwähnten Treffen mit Landwirten und Metzgern statt. Wir wollten deren Meinung hören und durch eine Berichterstattung wenigstens lokal zu einer Verbesserung der Situation beitragen.
weiter: Einheimische Landwirte

Einheimische Landwirte

Acht einheimische Hofbesitzer waren einer Einladung von Bürgermeister Franz Hofstetter gefolgt, um sich mit ihm sowie dem Leiter des Sachgebiets „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“, Georg Schmittner, Pressesprecherin Renate Bauer und dem Autor als Mitglied der KOMPASS-Redaktion im kleinen Sitzungssaal der Gemeinde zu treffen.

Bei der Zusammenkunft stellte sich sehr schnell heraus, mit welchen Problemen die Landwirte derzeit kämpfen: Man sieht sich pauschalen Vorwürfen ausgesetzt, durch Profitgier und Massentierhaltung die Situation verschuldet zu haben, es geht die Existenzangst um, weil das Damoklesschwert eines BSE-Falles über ihnen hängt und weil ihre Rinder keine Abnehmer finden.

Von ihren obersten Standesvertretern können die Landwirte momentan wenig Hilfe erwarten. Ein Bauernverband ist vielleicht gut beraten, seine Mitglieder auf Demonstrationen zu schicken, um von Fehlern der Verbandsführung abzulenken und eine Politik zu attackieren, die etwas verändern muss, weil jahrelang Wunschvorstellungen als Realität ausgegeben wurden. Er ist damit allerdings schlecht beraten, wenn er es ernst meint mit dem Vorhaben, das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Dass letzteren die eigene Gesundheit wichtiger ist als die Einkommensverhältnisse der Landwirte, muss auch dem dümmsten Bauern – Verzeihung Herr Sonnleitner! – klar sein.

Wobei wir bei einem Klischee sind, das auch bei dem Gespräch mit den hiesigen Landwirten angeschnitten wurde. In Familienbetrieben, wie sie in unserer Gegend fast ausschließlich anzutreffen sind, ist der Bauer Agrartechniker, Biologe, Landmaschinenmechaniker, Landschaftspfleger und noch einiges mehr. Landwirt ist also heute ein sehr anspruchsvoller Beruf.

Jeder Bauer weiß über BSE Bescheid, mehr als ihm lieb ist und besser als die meisten von uns. Keinem ist verborgen geblieben, dass in den Nachbarländern immer wieder Fälle auftraten. Jeder hoffte, es würde ihn nicht treffen. Deshalb ist es auch reichlich unwahrscheinlich, dass in Höfen, die seit Generationen Familienbetriebe sind und bleiben wollen, an Rinder verbotenerweise Tiermehl weiter verfüttert wurde. Dazu kommt, dass Tiermehl teurer ist als andere Futtermittelbestandteile wie Getreide oder Mais. Tiermehl wurde für Schweinefutter verwendet, weil Schweine Allesfresser sind und Ferkel tierisches Eiweiß benötigen.

Nicht alle Landwirte haben gleiche Bedingungen auf ihren Anbauflächen für Futtermittel. Um eine möglichst ideale Mischung zu erreichen, kaufen sie Tierfutterbestandteile dazu. An dieser Stelle eine Randnotiz: Wenn sich die Bevölkerung ernährungstechnisch so ausgewogen wie das Rindvieh hierzulande ernähren würde, wären Gesundheitsrisiken wie der Herzinfarkt, eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, weitaus geringer.

Man fordert artgerechte Tierhaltung auf dem Bauernhof. Die Bilder, die man beispielsweise aus Fernsehberichten von Massentierhaltungsbetrieben bei Geflügel kennt, sind nicht auf Rinderhaltung zu übertragen. Schon gar nicht bei den erwähnten Familienbetrieben in unseren Breiten. Gesunde Tiere brauchen Raum, Pflege und gutes Futter. Bei einem Rinderbestand in der Größenordnung von 100 Tieren kann der Landwirt seinen Gewinn nur über Qualität, nicht über Masse erzielen.

Noch eine Anmerkung zu der scheinbar merkwürdigen Tatsache, dass vor allem in kleineren Herden von Familienbetrieben BSE-kranke Rinder gefunden wurden: Die großen Betriebe betreiben überwiegend Mastviehzucht. Die Rinder sind lange schlachtreif, bevor sie das kritische Alter von 30 Monaten erreichen, ab dem BSE einigermaßen sicher festgestellt werden kann.

Gewaltig auf den Magen schlägt jedem Bauern die Vorstellung, auf seinem Hof könnte ein BSE-krankes Rind gefunden werden. Die Brandmarkung der Betroffenen, die soziale Ächtung ist bedrückend, die Treibjagd durch Teile der Presse skandalös.

In Schleswig-Holstein hat man auf ähnliche Vorkommnisse reagiert. Die dortige Landesregierung hält den öffentlichen Druck auf Landwirte und ihre Familien bei einem BSE-Verdacht in deren Herde für nicht mehr zumutbar und schränkt seit 7. Februar die Information der Öffentlichkeit ein. Bei BSE-Verdachtsfällen werden künftig nicht mehr der Landkreis und die Bestandsgröße der betroffenen Betriebe genannt, hieß es in einer Pressemitteilung. Wenn sich ein BSE-Verdacht bestätigen sollte, würden die zuständigen Stellen ihrer Pflicht zur Veröffentlichung von BSE-Fällen weiterhin nachkommen. Es sei eine Einzelentscheidung Schleswig-Holsteins. Zur Nachahmung empfohlen.

In der Landwirtschaftspolitik wird und muss sich einiges ändern. Die anwesenden Bauern führten als Beispiel das Thema Subventionen an, wozu es in der Öffentlichkeit ein absolut schiefes Bild gebe. Nur etwa 10 % der Gelder erreiche wirklich die Erzeuger. Einen Großteil fresse der aufgeblähte Beamtenapparat der EU, anderes versickere in dubiosen Projekten.

So wurde auf einer griechischen Insel ohne Rinderbestand mit Subventionsmitteln ein Schlachthaus gebaut. Nun findet ein ebenfalls subventionierter, reger Schlachtviehtourismus statt, unter dem vor allem die transportierten Tiere zu leiden haben. Es gibt dafür zwar Vorschriften, die aber in der Praxis nicht eingehalten werden können.

In einigen Gebieten Deutschlands haben sich landwirtschaftliche Großbetriebe darauf spezialisiert, auf riesigen Flächen Mais anzubauen einzig aus dem Grund, weil dies von der EU subventioniert wird. Eine Verwendung ist nicht vorgesehen. Zur Erntezeit werden die Pflanzen gehäckselt und auf den Feldern belassen. Wenn man dabei an Hirnerweichung denkt, betrifft es nicht das Rindvieh.
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Einheimische Metzger

Einige Tage vor dem Treffen mit den Landwirten waren die gemeindeansässigen Metzger ins Rathaus eingeladen. Auch sie machten deutlich, dass sie zur Zeit arg gebeutelt werden. Dass die Situation brenzlig ist, erfuhr man gleich nach der ersten Frage: Von 70% Umsatzeinbuße bei Rindfleisch war übereinstimmend die Rede. Den allgemeinen Vorwurf, bei der Fleischverarbeitung werde geschlampt, wollen sie nicht auf sich sitzen lassen. Seit Jahren sei in handwerklichen Betrieben vom schonenden Tiertransport bis zur fachgerechten Zerlegung alles darauf ausgerichtet, eine gute Fleischqualität zu erzielen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie sich nur auf diesem Weg von den Billigangeboten der Supermärkte abheben können.

Einige Vorsichtsmaßnahmen gegen BSE wandten die einheimischen Metzger lange vor ihrer verordneten Einführung an, so zum Beispiel die Beseitigung von Risikomaterial. Auch jetzt spielen sie eine Vorreiterrolle. So beschloss die Erdinger Metzgerinnung Anfang Februar folgendes
5-Punkte-Programm zum Verbraucherschutz:

1. Alle Innungsmitglieder lassen Schlachtrinder, die älter als 13 Monate sind, auf BSE testen. (Anmerkung: Testmethoden, die auch für Tiere in diesem Altersbereich sichere Aussagen ermöglichen, sind für die nahe Zukunft angekündigt). Nicht selbstschlachtende Betriebe beziehen ausschließlich BSE-getestetes Rindfleisch.

2. Alle Metzgereien wenden eine neue Schlachttechnik an, bei der die Wirbelsäule unbeschädigt bleibt. Eine Verunreinigung von Muskelfleisch, das als BSE-frei gilt, mit dem Risikomaterial Rückenmark wird somit ausgeschlossen.

3. Schweine- und Schweinefleischlieferanten müssen eine Garantieerklärung abgeben, dass auf unerlaubten Arzneimitteleinsatz und auch erlaubte Antibiotikazusätze in Masthilfsmitteln verzichtet wird.

4. Einhaltung sämtlicher gesetzlicher Vorschriften; dazu gehören Stichprobenuntersuchungen der Schlachttiere auf Rückstände (Arzneimittel, Hormone, Pestizide), Genusstauglichkeitsbescheinigung des amtlichen Tierarztes vor dem Verkauf des Fleisches, Zusatzstoffliste, die in jeder Metzgerei aufliegt.

5. Keinerlei Verwendung von Separatorenfleisch; keine Verwendung von Hirn, Augen und weiterem Risikomaterial (als Hinweis: Beides war in der handwerklichen Wurstherstellung noch nie üblich).

Dass sich alle Vorsichtsmaßnahmen im Preis niederschlagen werden, ist vorauszusehen. Die einfache Formel „teuer = gut“ ist aber noch keine Garantie für eine Einhaltung. Kontrollen schützen am ehesten vor schwarzen Schafen.

Auch hier sind die kleineren Handwerksbetriebe beispielhaft, wie beim Gespräch mit den Metzgern zu erfahren war. Schlachthöfe sind schwerer zu kontrollieren und werden von Testern selten unangemeldet besucht. Kontrolleure sollten unabhängig sein und keiner Behörde unterstehen, die ein wirtschaftliches Interesse an einem bestimmten Ergebnis hat. Wenn die Fleischindustrie ihre eigenen Leute überprüft, kann man kaum von einer vertrauensbildenden Maßnahme reden.

Das Thema BSE ist deshalb so problematisch, weil es um unser Leben, unsere Gesundheit geht. Deshalb sei es auch erlaubt, ein paar Überlegungen in anderer Richtung anzustellen: In der medizinischen Versorgung gibt es eine Honorarordnung für Ärzte, festgeschriebene Preise für Arzneimittel. Auch die Ernährung gehört zum Gesundheitsbereich. Es wäre durchaus vorstellbar, etwa bei Preisbindung und Kontrolle ähnlich zu verfahren wie in der Medizin. Das entläßt die Erzeuger nicht aus ihrer Pflicht. Aber das Handeln wird nicht mehr ausschließlich durch den freien Markt bestimmt.

Beim Thema Marktwirtschaft spielt auch der Verbraucher, der vor den Gefahren durch BSE geschützt werden will und muss, eine entscheidende Rolle. Abgesehen von der politischen Forderung, die landwirtschaftlichen Erzeuger sollten zu Weltmarktpreisen und ohne Subvention produzieren, verlangt der Kunde an der Fleischtheke immer niedrigere Preise bei möglichst steigender Qualität. Dass bei einem Kilo Suppenfleisch für 4,99 Mark etwas nicht stimmen kann, zumindest was die Herkunft betrifft, wenn schon der einheimische Schlachtviehpreis 20 oder 30 Prozent höher liegt, ist offensichtlich. Der Verbraucher muss also bereit sein, für seine Sicherheit etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Wie weit diese Erkenntnis bisher fortgeschritten ist, kann an einer Meldung vom 2. Februar abgelesen werden:

Mit Rindfleisch zum halben Preis hat ein Metzger im schwäbischen Rain am Lech sein Geschäft wieder auf Hochtouren gebracht. Wie Metzger Ambrosius Stöckle erklärte, hatte er wegen der BSE-Krise nicht einmal mehr ein Viertel der früheren Menge verkauft. Darauf habe er eine Aktion gestartet: Rinderbraten für 7,90, Rouladen für 8,80 und Filet für 24,50 Mark. „Es war überwältigend!“ berichtete
Stöckle. Am ersten Tag seien die Kunden schon frühmorgens gekommen. Sein Vakuumkühllager sei inzwischen leer, und statt fünf schlachte er 13 Rinder pro Woche.

Keine Angst vor Wahnsinn? Wahnsinn …
weiter: Quellenverzeichnis und informative Links

Quellenverzeichnis und informative Links

Das Quellenstudium wurde fast ausschließlich über das Internet betrieben. Hier die Hauptadressen, unter denen gesicherte Informationen mit Herkunftsnachweis gefunden wurden:

www.userpage.fu-berlin.de/~dittbern
Private Homepage von Universitätsrat a.D. Karl-Heinz Dittberner; bietet die wohl umfangreichste Dokumentation zu BSE in deutscher Sprache mit unzähligen Quellenangaben und Presseberichten.

www.bse-infohotline.de
Übersichtliche, manchmal etwas oberflächliche Homepage einer privaten Gruppe („von Laien für Laien“);
Verbrauchertipps und gute Links zu weiteren Informationsquellen.

www.sueddeutsche.de/wissenschaft/bse-neu
Gute, populärwissenschaftliche Informationen und Dokumentation.

www.bml.de
Offizielle Internetseiten des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft; allgemeine, sehr knappe Informationen zu BSE, aktuelle Verordnungs- und Rechtstexte, Verbraucherhinweise.

www.warentest.de

Stiftung Warentest; Informationen zu BSE (teilweise spekulativ) sowie Verbrauchertipps für den Einkauf.

www.heynkes.de
Internetangebot Roland Heynkes (Biologe); eigene Artikel über Recherchen zu BSE und Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, umfangreiche und gut kommentierte Linksammlung zu wissenschaftlichen Arbeiten (überwiegend Englisch).

BSE in Deutschland und die Folgen

Von Sepp Moser

Samstag vormittag, 11 Uhr in meiner Metzgerei: „Zwoa Weißwürst‘, bittschön!“ Ich bin mittags allein zuhause und möchte mir eine schnelle Mahlzeit genehmigen – nicht zu verwechseln mit Fast Food …

Glückliche KüheJäh werde ich aus meinen Überlegungen gerissen, ob ich sonst noch was bräuchte: „Do is fei koa Rindfleisch drin, nur Schwein!“, meint die Verkäuferin. Gedankenlos antworte ich „Des is ma egal …“ Kunden drehen sich nach mir um, zwei Damen tuscheln. Siedendheiss wird mir bewusst, dass ich den Eindruck erwecke, ich wäre ein BSE-Ignorant – Wahnsinn! Mein Bedarf ist gedeckt, ich zahle und verlasse fast fluchtartig den Laden.

Mit meiner scheinbaren Sorglosigkeit stehe ich momentan als Verbraucher tatsächlich ziemlich einsam da. Ich bin deswegen kein besonders mutiger Mensch, sondern ich habe mich einige Tage – und Nächte – sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Und seitdem ist es mir wirklich fast wieder so Wurst wie früher – allerdings nur, wenn die Wurst von einem unserer ortsansässigen Metzger stammt.

Seit dem Auftreten der ersten BSE-Fälle Ende letzten Jahres in Deutschland bei Rindern, die auch hier geboren wurden, herrscht viel Hysterie. Den Medien alleine den schwarzen Peter zuzuschieben, wird der Sache nicht ganz gerecht.
Dass sich Sensationsnachrichten als „Ware“ um Größenordnungen besser verkaufen, dass „Fast Food“-Meldungen deutlich höhere Einschaltquoten bringen, liegt am Nachrichtenkonsumenten. Aus wohlbekannten Tatsachen lassen sich jedoch selten Sensationen zimmern. Gefahren verlieren viel von ihrem Schrecken, wenn man sachlich und ehrlich darüber informiert wird. In dieser Hinsicht muss man führenden Politikern, Behörden und Verbänden bescheinigen, aus der Vergangenheit nichts gelernt zu haben. Siehe Tschernobyl, als eine mögliche radioaktive Gefährdung erst eingeräumt wurde, als waggonweise verstrahlte Molke auf den Gleisen stand. Vor allem die arrogante Leier vom BSE-freien Deutschland konnte nach ihrer Widerlegung großes Unbehagen auslösen:
Was wurde uns noch alles verschwiegen?

Es gehört zu den Mechanismen der Problembewältigung, nach Schuldigen zu suchen. „Die“ Bauern und „die“ Metzger als Erzeuger und Verarbeiter des Produktes Rindfleisch waren hier schnell ausgemacht. Vorwürfe wie Verfütterung von Tiermehl und Verarbeitung von Risikomaterial aus Profitgier sind schnell ausgesprochen. Nach demokratischen Spielregeln sollte man die Betroffenen zu Wort kommen lassen, möglichst authentisch, ungefiltert und nicht aufbereitet durch übergeordnete Sprachrohre.

Das war der Grund, warum Bürgermeister Franz Hofstetter die heimischen Vertreter der beiden genannten Berufsstände nacheinander Anfang Februar ins Rathaus einlud, um ihnen Fragen zu stellen und ihre Aussagen und Argumente zu hören. Der KOMPASS will Sie über die Ergebnisse informieren.

Darüber hinaus wollen wir versuchen, zu einer sachlichen Diskussion des Themas BSE beizutragen. Dazu haben wir Zahlen und Fakten aus seriösen Quellen zusammengetragen
(siehe Verzeichnis der Internet-Adressen). Wir stellen sie verständlich – so hoffen wir – dar, aber auch möglichst im Original und ohne Hypothesen oder Kommentare. Pseudo-Experten haben mit unüberlegten Äußerungen bereits genügend Ängste geschürt.

Was bisher so gut wie nirgends diskutiert wurde, ist eine Risikoabschätzung. Ein Beispiel: Es besteht die Möglichkeit, dass ein Mensch von einem Meteoriten erschlagen wird. Man kann sich dagegen schützen, indem man einen unterirdischen Bunker baut und diesen nicht mehr verlässt.

Keiner von uns käme auf die Idee, so zu handeln, selbst wenn ein solches Ereignis irgendwo bei uns eintreten würde. Der Grund liegt in dem äußerst geringen Risiko.
Als entscheidende Fragen sind bei BSE also zu stellen: Worin besteht die Gefährdung? Wie stark bin ich gefährdet? Was kann ich dagegen tun? In dieser Reihenfolge.
weiter: Was ist BSE?

Was ist BSE?

Die Abkürzung steht für Bovine Spongiforme
Encephalopathie, zu deutsch schwammartige Gehirnkrankeit bei Rindern. Die meisten Forscher gehen heute davon aus, dass durch Eiweißstoffe – sogenannte
Prionen – mit defekter Struktur Teile des Gehirns zerstört werden. Die entstehende schwammartige Form gibt der Krankheit ihren Namen. Symptome sind Gewichtsverlust, geringe Milchleistung, Taumeln. Ab 1982 traten in England Rindererkrankungen mit solchen Erscheinungen auf. 1986 wurde BSE dort erstmals als eigene Krankheit beschrieben.

Eine vergleichbare Tiererkrankung, die Traberkrankheit oder
Scrapie, gibt es bei Schafen. Auch hier führen abgestorbene Nervenzellen zu einer schwammfömigen Veränderung des Hirns. Diese Schafkrankheit ist seit etwa 250 Jahren bekannt und nicht auf Menschen übertragbar.

Wie entsteht BSE?

Bei dieser Frage tappen die Forscher noch völlig im Dunkeln. Erste Untersuchungen Anfang der 80er Jahre konzentrierten sich auf die Schafkrankheit Scrapie. Man nahm an, dass Tiermehl von Schafen, infiziert mit damals noch unbekannten Erregern, den Rinderwahn ausgelöst haben könnte.

Inzwischen sind die meisten Forscher überzeugt, dass die beiden Krankheiten von zwei verschiedenen, mittlerweile identifizierten Prionen-Stämmen verursacht werden. So wurden beispielsweise bei Schafen noch keine Prionen gefunden, die zum BSE-Stamm gehören. Und Kühe, die in Versuchen mit Scrapie infiziert wurden, zeigten ein Krankheitsbild, das sich von BSE unterscheidet.

Deshalb wird nun vermutet, dass der Rinderwahn sich in den Kühen durch eine spontane Entstehung defekter Prionen selbst entwickelt haben könnte, ähnlich wie die klassische Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen.

Dass BSE schon früher unerkannt existierte, ist unwahrscheinlich. Die entsprechende Schafkrankheit kennt man seit 250 Jahren, CJK ist seit 1920 bekannt. Kaum vorstellbar, dass Tierärzte sich bei erkrankten Rindern mit entsprechenden Symptomen nie das Gehirn angesehen hätten. Auch nachträgliche Untersuchungen in der Schweiz an konservierten Rinderhirnen der letzten 20 Jahre verliefen in dieser Richtung negativ.
weiter: Wie wird BSE übertragen und verbreitet

Erscheinungsformen beim Menschen

Eine menschliche Krankheit mit vergleichbarem Erscheinungsbild, bei der sich das Gehirn – ähnlich wie bei BSE – schwammartig auflöst, ist seit 1920 bekannt. Sie wurde von den deutschen Ärzten Creutzfeldt und Jakob unabhängig voneinander beschrieben und nach ihnen
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK oder englisch CJD) genannt. Es gibt keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit BSE oder Scrapie. Die häufigste klassische Form, die vereinzelt und ohne erkennbare Ursache auftritt, äußert sich beim Menschen zunächst mit Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit und führt zu fortschreitendem Gedächtnisverlust. Sie endet nach 4 bis 5 Monaten mit dem Tod. Wegen ihrer Symptome und Dauer wird sie manchmal als „Alzheimer im Zeitraffer“ bezeichnet. Die meisten betroffenen Patienten sind zwischen 50 und 75 Jahre alt.

Eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, abgekürzt
nvCJK (manchmal auch nCJK oder nCJD) genannt, trat erstmals 1995 in England auf. Ein Jahr später beschrieben britische Wissenschaftler diese Krankheitsform, die vom gleichen Prionenstamm wie BSE ausgelöst wird. Der Krankheitsverlauf der klassischen Form und der neuen Variante ähnelt sich. Der Hauptunterschied: Die Patienten sind wesentlich jünger – Durchschnittsalter knapp 30 Jahre – und sterben im Mittel nach 14 Monaten.

Alle Formen von CJK verlaufen nach dem Ausbruch tödlich und sind bisher unheilbar. Auch eine Impfung ist bis heute noch nicht möglich. Wirkstoffe, die einen Abbau verfügbarer Prionen ermöglichen, werden derzeit von Forschern getestet.

Die genannten Krankheiten einschließlich BSE zählen zur Spezies der „Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien“ (TSE), zu deutsch „Übertragbare schwammartige Hirnerkrankungen“. Weitere ähnliche Krankheitsformen dieser Gruppe treten entweder noch seltener oder nur regional auf und sind mit Blick auf die BSE-Problematik eher von wissenschaftlichem Interesse.
weiter: Wie entsteht BSE?