BSE in Deutschland und die Folgen

Von Sepp Moser

Samstag vormittag, 11 Uhr in meiner Metzgerei: „Zwoa Weißwürst‘, bittschön!“ Ich bin mittags allein zuhause und möchte mir eine schnelle Mahlzeit genehmigen – nicht zu verwechseln mit Fast Food …

Glückliche KüheJäh werde ich aus meinen Überlegungen gerissen, ob ich sonst noch was bräuchte: „Do is fei koa Rindfleisch drin, nur Schwein!“, meint die Verkäuferin. Gedankenlos antworte ich „Des is ma egal …“ Kunden drehen sich nach mir um, zwei Damen tuscheln. Siedendheiss wird mir bewusst, dass ich den Eindruck erwecke, ich wäre ein BSE-Ignorant – Wahnsinn! Mein Bedarf ist gedeckt, ich zahle und verlasse fast fluchtartig den Laden.

Mit meiner scheinbaren Sorglosigkeit stehe ich momentan als Verbraucher tatsächlich ziemlich einsam da. Ich bin deswegen kein besonders mutiger Mensch, sondern ich habe mich einige Tage – und Nächte – sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt. Und seitdem ist es mir wirklich fast wieder so Wurst wie früher – allerdings nur, wenn die Wurst von einem unserer ortsansässigen Metzger stammt.

Seit dem Auftreten der ersten BSE-Fälle Ende letzten Jahres in Deutschland bei Rindern, die auch hier geboren wurden, herrscht viel Hysterie. Den Medien alleine den schwarzen Peter zuzuschieben, wird der Sache nicht ganz gerecht.
Dass sich Sensationsnachrichten als „Ware“ um Größenordnungen besser verkaufen, dass „Fast Food“-Meldungen deutlich höhere Einschaltquoten bringen, liegt am Nachrichtenkonsumenten. Aus wohlbekannten Tatsachen lassen sich jedoch selten Sensationen zimmern. Gefahren verlieren viel von ihrem Schrecken, wenn man sachlich und ehrlich darüber informiert wird. In dieser Hinsicht muss man führenden Politikern, Behörden und Verbänden bescheinigen, aus der Vergangenheit nichts gelernt zu haben. Siehe Tschernobyl, als eine mögliche radioaktive Gefährdung erst eingeräumt wurde, als waggonweise verstrahlte Molke auf den Gleisen stand. Vor allem die arrogante Leier vom BSE-freien Deutschland konnte nach ihrer Widerlegung großes Unbehagen auslösen:
Was wurde uns noch alles verschwiegen?

Es gehört zu den Mechanismen der Problembewältigung, nach Schuldigen zu suchen. „Die“ Bauern und „die“ Metzger als Erzeuger und Verarbeiter des Produktes Rindfleisch waren hier schnell ausgemacht. Vorwürfe wie Verfütterung von Tiermehl und Verarbeitung von Risikomaterial aus Profitgier sind schnell ausgesprochen. Nach demokratischen Spielregeln sollte man die Betroffenen zu Wort kommen lassen, möglichst authentisch, ungefiltert und nicht aufbereitet durch übergeordnete Sprachrohre.

Das war der Grund, warum Bürgermeister Franz Hofstetter die heimischen Vertreter der beiden genannten Berufsstände nacheinander Anfang Februar ins Rathaus einlud, um ihnen Fragen zu stellen und ihre Aussagen und Argumente zu hören. Der KOMPASS will Sie über die Ergebnisse informieren.

Darüber hinaus wollen wir versuchen, zu einer sachlichen Diskussion des Themas BSE beizutragen. Dazu haben wir Zahlen und Fakten aus seriösen Quellen zusammengetragen
(siehe Verzeichnis der Internet-Adressen). Wir stellen sie verständlich – so hoffen wir – dar, aber auch möglichst im Original und ohne Hypothesen oder Kommentare. Pseudo-Experten haben mit unüberlegten Äußerungen bereits genügend Ängste geschürt.

Was bisher so gut wie nirgends diskutiert wurde, ist eine Risikoabschätzung. Ein Beispiel: Es besteht die Möglichkeit, dass ein Mensch von einem Meteoriten erschlagen wird. Man kann sich dagegen schützen, indem man einen unterirdischen Bunker baut und diesen nicht mehr verlässt.

Keiner von uns käme auf die Idee, so zu handeln, selbst wenn ein solches Ereignis irgendwo bei uns eintreten würde. Der Grund liegt in dem äußerst geringen Risiko.
Als entscheidende Fragen sind bei BSE also zu stellen: Worin besteht die Gefährdung? Wie stark bin ich gefährdet? Was kann ich dagegen tun? In dieser Reihenfolge.
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