Ist BSE auf den Menschen übertragbar?

Da Menschen sich nicht mit Scrapie anstecken, kam man in Großbritannien wie anderswo zu dem Schluss, auch BSE sei für Menschen ungefährlich. Auch die sporadisch auftretende klassische Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kann nicht durch BSE-Erreger ausgelöst werden. Daher konzentrierten sich die seit 1988 ergriffenen Maßnahmen darauf, die BSE-Seuche in Großbritannien einzudämmen und eine Verbreitung außerhalb der Insel zu verhindern.

Eine andere Dimension erhielt der Rinderwahn 1996. Am 20. März desselben Jahres verkündete der britische Gesundheitsminister offiziell im Parlament, dass ein
Zusammenhang zwischen BSE und nvCJK, einer neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (siehe oben) bestünde. Bis dahin waren zehn Fälle identifiziert. Damit stand fest, dass BSE auf den Menschen übertragbar ist. Als wahrscheinlichste Infektionsquelle galt der Verzehr von Rindfleischprodukten, in denen Hirn oder Rückenmark enthalten war – zum Beispiel in
Beefburgern.

Wenige Tage nach Bekanntgabe der nvCJK-Erkrankungen wurde von der EU ein weltweites Exportverbot für britische Rinder, Rinderprodukte und Tiermehl verhängt. Einen Monat später beschloss man, in England alle Rinder älter als 30 Monate zu schlachten und zu vernichten. Ein BSE-Test war zum damaligen Zeitpunkt noch sehr langwierig und nicht für Massenuntersuchungen geschlachteter Tiere anwendbar.

Warum nicht spätestens ab diesem Zeitpunkt das für eine Übertragung in Frage kommende Risikomaterial (Hirn, Rückenmark, Augen, Darm und andere Innereien) aller Rinderschlachtungen als Vorsorgemaßnahme generell vernichtet bzw. für eine Weiterverwendung verboten wurde, ist unverständlich. Je nach Zeitpunkt, Land, Alter und Herkunft des Schlachtviehs wurden unterschiedliche Regelungen angewandt, wobei immer wieder Verstöße festgestellt wurden. Erst nach längeren EU-weiten Debatten und Widerstand auch von deutscher Seite wurde endlich am 1. Oktober 2000 die Entfernung von Risikomaterial verordnet.

Ab 1996 erkrankten in der Folgezeit zwischen 10 und 26 britische Patienten pro Jahr an nvCJK. Die weitere Entwicklung ist schwer vorherzusagen, da die Inkubationszeit 5 – 35 Jahre beträgt, also zwei- bis dreimal länger als bei BSE.

Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen scheint es eine genetische Veranlagung zu geben, die einen Ausbruch von nvCJK beeinflusst.
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