Zwanglos leben im Freien

Ist dieser Sommer nicht ein Traum? Sonne pur, weil die Tage zumeist wolkenlos sind. Die Temperaturen wie sonst nur in Urlaubsländern, aber noch nicht zu tropisch. Schließlich bieten die Nächte noch ein wenig Abkühlung. Fast ist es ein bisschen wie Urlaub. Wo man doch jetzt hier auch fast alles hat, was einen richtigen Sommer ausmacht.

Doch wie im Urlaub ist auch hier nicht alles perfekt. Denn ein bisschen warm ist es natürlich inzwischen schon in den Häusern, weil sich doch so langsam die Hitze in den Mauern und im Asphalt staut. Kein Wunder also, dass die Menschen jede Gelegenheit nutzen und raus gehen, lieber in einem Straßencafé sitzen als zu Hause. Lieber durch Straßen flanieren oder gleich ins Freibad oder an einen Weiher gehen, als zum Beispiel auf einem Recycling-Hof herum zu lungern.

Fragt sich jetzt natürlich jeder, was ein Recycling-Hof mit diesem Traum-Sommer zu tun haben kann. Worin der Zusammenhang bestehen könnte zwischen diesen sommerlichen Temperaturen und Müll.

Es gibt ihn. Leider. Denn es macht sich nicht nur bemerkbar, dass der Sommer natürlich auch die Zeit für Volksfeste, Musik-Festivals, Märkte und wahre Sinnfluten an Veranstaltungen ist. Es ist auch immer unübersehbarer, dass die Menschen mehr draußen als zu Hause sind. Weshalb man richtig froh sein kann, dass sie nicht auch noch die Körperhygiene ins Freie verlegen.

Denn man könnte meinen, dass sie die Nahrungsaufnahme schon komplett vor die eigene Tür verlagert haben. Was sich nicht zuletzt an überquellenden Papierkörben ersehen lässt, wo sich nicht selten die Schachteln der Pizza-Kartons kunstvoll türmen, malerisch umrahmt von Coffee-to-go-Bechern, Verpackungen der einen oder anderen Fastfood-Kette und sonstigen Resten unserer globalisierten Ess-Kultur.

Und weil sich der Mensch unserer Zeit trotz sommerlicher Hitze und mediterranem Lebensgefühl immer auch ein wenig im Stress-Modus befindet, lassen sich natürlich auch überall dort, wo nichts für die Abfallentsorgung in Reichweite ist, die Essgewohnheiten der Menschen detailgenau nachvollziehen. Was für Soziologen und Ernährungswissenschaftler sicher von größtem Reiz sein kann, einem einfachen Menschen ohne akademische Ausbildung hingegen meistens nur den Appetit verdirbt und nicht selten sogar die gute Laune.

Die sich auch nicht bessert, wenn er dann noch hört, dass an dem einen oder anderen Brückengeländer nicht der Müll, aber dafür seltsamerweise sorgsam und liebevoll arrangierter Blumenschmuck verschwindet. Ganze Vorgärten neu bepflanzt werden müssen, weil sie jemand verwüstet. Bevorzugt während der Volksfestzeit. Und das regelmäßig seit etwa 20 Jahren, was gegen einen einmaligen Dumme-Jungen-Streich spricht.

Wäre es da nicht ein schöner Kompromiss, sich darauf zu einigen, das, was das Auge erfreut, an seinem Platz zu lassen? Und im Gegenzug die ewig Hungrigen ihre „Essensreste“ mit nach Hause nehmen oder vielleicht gleich zu Hause, in Restaurants, Bistros oder Biergärten essen? Und nicht unbedingt und überall auf die Schnelle und aus der Hand mit anschließender rascher Restmüllentsorgung.

Jedenfalls würden dann manche Straßen und Plätze auch nicht mehr so an Mülldeponien erinnern. Dann wäre es eher so, wie viele sich auch ihren Urlaubsort wünschen.

pebe