ÜBERRASCHUNG DES SCHULJAHRES 2000/2001

Beim Hauptschulpreis 2001 der Initiative Hauptschule
e.V. in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung
konnte die Hauptschule Taufkirchen sensationell den 1. Platz belegen.
Der Wettbewerb war bundesweit unter allen Hauptschulen ausgeschrieben
unter dem Thema „Erziehung zur Eigenverantwortung – Jugendliche
lernen ihr Leben zu gestalten frei von Abhängigkeiten, frei
von Gewalt“. Am Donnerstag vor den Pfingstferien erhielten
stellvertretend für die Schule zehn Schülerinnen und Schüler
sowie drei Vertreter aus dem Kollegium aus der Hand des Bundespräsidenten
Johannes Rau im Schloss Bellevue in Berlin die Urkunde und einen
Geldpreis von 15.000 DM.

Man hatte seit Anfang April gewusst, dass man zu den
Preisträgern des Wettbewerbs gehört, dass es aber Platz
eins ist, erfuhr man erst kurz vor der Preisverleihung. Das Drehen
eines kurzen Videospots über verschiedene Aktivitäten
der Schule durch ein Berliner Filmteam ließ zwar Hoffnung
auf einen der vorderen Plätze zu, aber dass es sogar zum ersten
Platz reichte, konnte man zunächst gar nicht richtig glauben.
Umso größer war die Freude unter den Schülerinnen
und Schülern sowie in weiten Teilen des Kollegiums. Während
sich die einen riesig freuten ob des Erfolgs und der Anerkennung
samt einem Geldpreis von sage und schreibe 15.000 DM, kam bei manchen
auch leichtes Unbehagen auf wegen eines eventuellen Rummels um die
Schule und die damit verbundenen möglichen Störungen.
Aber nichtsdestotrotz ist man ganz einfach auch stolz auf diese
tolle Auszeichnung, sieht man sich doch bestätigt, dass man
mit der bisherigen „Schulphilosophie“, mit dem eingeschlagenen
Weg der Schulentwicklung wohl auf dem richtigen Weg ist.

„BERLIN; BERLIN; WIR FAHREN NACH BERLIN:
Für die Delegation der Taufkirchener Hauptschule, hier
Lehrer Hans Hartmann mit einigen Schülern, hatte die
Preisverleihung durch Bundespräsident Johannes Rau mindestens
den gleichen Stellenwert wie für Fußballer der
Gewinn des Pokalfinales.

Was aber fand nun das Wohlwollen der Jury, was war
preiswürdig? Die Thematik des Hauptschulpreises 2001 war „Erziehung
zur Eigenverantwortung – Jugendliche lernen, ihr Leben zu gestalten
frei von Abhängigkeiten, frei von Gewalt“. Die Initiative
Hauptschule möchte durch solche bundesweiten Wettbewerbe den
Hauptschulen die Möglichkeit bieten, ihre vielfach sehr häufig
unterschätzte unterrichtliche und erzieherische Arbeit der
breiten Öffentlichkeit vorzustellen und damit das zu Unrecht
leider oft sehr schlechte Image von Hauptschulen zurechtzurücken.

Die Hauptschule Taufkirchen (ViIs) reichte zu diesem
Wettbewerb eine knapp 150 Seiten umfassende Dokumentation ein, in
der man aufzeigte, was in den letzten Jahren alles an besonderen
Aktivitäten zum genannten Thema an der Schule „gelaufen“
ist und was regelmäßig jedes Schuljahr dazu getan wird.
Betont wurde im Vorwort, dass all die Aktivitäten nicht wegen
irgendwelcher Wettbewerbe getätigt werden, sondern dass für
einen solchen Wettbewerb ganz einfach die tägliche Arbeit dokumentiert
wurde. Und da hatte man allerhand zu bieten.

Man ordnete die verschiedenen Aktivitäten und
Projekte mehreren Bereichen zu, nicht ohne zu betonen, dass die
Gesamtkonzeption v.a. auf Prävention setzt. Dabei sollte Gewalt-
und Suchtprävention nicht getrennt und isoliert gesehen, sondern
in erster Linie über die Förderung von Ich-Stärke
und somit Sozial- und Lebenskompetenz erreicht werden. Grundlage
für dieses hohe Ziel können sicherlich einzelne Projekte
und Aktionen sein, aber dahinter muss die Förderung der Eigenverantwortung
stehen. Und nur wer dies auch selbst ausprobieren darf und nicht
nur theoretisch „vorgekaut“ bekommt, wird mittel- und
langfristig dieses Ziel erreichen, meint man an der Hauptschule
Taufkirchen.

Grundlage dieser Konzeption ist nicht in erster Linie
Krisenintervention, die sicherlich auch notwendig ist, sondern v.a.
Prävention. Diese Prävention setzt an beim Sozialen Lernen
in Zusammenarbeit von Schule und Sozialpädagogen, reicht von
verschiedenen Schul- und vielfältigen Klassenprojekten bis
hin zur Förderung des eigenverantwortlichen Handelns der Schülermitverantwortung
und zielt auf ein attraktives außerunterrichtliches Schulleben.
Die Hauptschule Taufkirchen will ganz einfach durch all diese Aktivitäten
erreichen, dass ein Schulklima entsteht, in dem sich die Schülerinnen
und Schüler angenommen wissen, durch das sie sich mit ihrer
Schule als Lebensraum identifizieren können und durch das ihnen
geholfen wird, selbständig und eigenverantwortlich zu handeln,
um für sich und andere einmal Verantwortung zu übernehmen.
Diesen Übungsraum will man bieten. Und deshalb sind einzelne
Projekte nicht Selbstzweck und Beschäftigungstherapie, sondern
sind Bestandteil einer sinnvollen Gesamtkonzeption.

Dass man dabei auch Schülerinnen und Schüler
sowie Eltern einbezieht, zeigen die in letzter Zeit erfolgten Umfragen
„Stärken und Schwächen der Hauptschule Taufkirchen“
und „Gewalt an der Hauptschule Taufkirchen“. Auch die
Förderung von Eigenverantwortung durch spezielle mehrtägige
Klassensprecherseminare und das Setzen auf Eigeninitiative der SMV
gehören dazu. Mit diversen Lehrgängen im Sozialen Lernen
von den 5. bis zu den 9. Klassen mit von Sozialpädagogen und
Lehrkräften zusammen erarbeiteten klassenspezifischen Curricula
versucht man, das Miteinander gezielt zu fördern. Die ein-
oder mehrtägigen Veranstaltungen im Landjugendhaus in Wambach
sind bei Schülerinnen und Schülern recht beliebt.

Lehrerkollegium, Schulleitung und Schulsozialpädagogen
an der Hauptschule Taufkirchen sind jedoch nicht so vermessen zu
glauben, dass mit den Aktivitäten alle Probleme gelöst
werden können, dass man eine vollkommen gewalt- und suchtfreie
Schule werden wird. Aber man ist der Auffassung, dass es sich lohnt,
dafür zu arbeiten, dass Schülerinnen und Schüler
die Möglichkeit und das Angebot erhalten, eigenverantwortlich
handeln zu lernen.

Natürlich herrscht auch innerhalb des Kollegiums
nicht immer eine einheitliche Meinung. Schulleiter Alex Bachmaier
möchte aber ausdrücklich betonen, dass alle an der Hauptschule
Taufkirchen auf ihre Weise ihren Beitrag dazu leisten. Ohne das
enorme Engagement aller Beteiligten wäre diese tägliche
Arbeit nicht möglich. Ohne diesen oft stressigen Einsatz und
ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand wäre das hohe Ziel, das
man sich an der Hauptschule Taufkirchen gesetzt hat, nicht erreichbar.
Und somit wäre diese hohe Auszeichnung mit Platz eins nicht
möglich gewesen. Dass so eine Konzeption niemals als für
immer fertig und allgemeingültig angesehen werden kann, sondern
immer wieder kritisch auf den Prüfstand gestellt werden muss,
ist allen Verantwortlichen klar. Das beinhaltet auch kritische Auseinandersetzung.
Aber nicht falsch verstandene Harmonie und Ruhe ist die erste Bürgerpflicht,
sondern eher „Unruhe“.

GLÜCKWUNSCH vom Bundespräsidenten Johannes
Rau: Schülerin Simone Hahn (Mitte) und Schulleiter Alex
Bachmaier (links) ehalten die Siegerurkunde.

Lehrerkollegium, Sozialpädagogen, Schüler,
Eltern und Verantwortliche in Gemeinde und Schulverband sind deshalb
aufgefordert, sich weiterhin mit ihrer Schule auseinanderzusetzen,
um den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen,
dass sie Eigenverantwortung einüben können und lernen,
gewalt- und suchtfrei zu leben, dass sie lernen, nein sagen zu können,
wo es notwendig ist. Nicht mehr und nicht weniger will man erreichen
an der Hauptschule Taufkirchen. Man ist sich bewusst, dass dies
ein hohes Ziel ist. Dafür zu kämpfen, lohnt sich. Der
Hauptschulpreis 2001 hat es gezeigt.

Die Preisverleihung durch Bundespräsident Johannes
Rau im Schloss Bellevue in Berlin war für die Taufkirchener
Delegation ein absolutes Highlight. Zehn Schülerinnen und Schüler
sowie Lehrer Hans Hartmann, Verwaltungsangestellte Helga Mühlenbeck
und Schulleiter Alex Bachmaier nahmen stellvertretend für die
Hauptschule Taufkirchen die Urkunde und den damit verbundenen Geldpreis
von 15.000 DM für den 1. Platz in Empfang. Die Schule wurde
allen Teilnehmern des Festakts durch einen kurzen Videoclip vorgestellt.
Auch eine Präsentation der Projekte per Kurzbeschreibung und
Fotos sowie eine Talkrunde mit Vertretern der Siegerschulen gaben
der Feierstunde einen würdigen Rahmen. Abgeschlossen wurde
die Preisverleihung mit einem Buffet.

Berlin war wirklich eine Reise wert für die
Hauptschule Taufkirchen(Vils)!