Verflixt und zugeschnürt

Irgendwie kommt man sich ja momentan ein bisschen so vor wie auf dem Postamt. Zumindest wenn man sich bewusst macht, was so alles an Paketen geschnürt wurde in letzter Zeit. Angefangen hatte es ja schon in der Vorweihnachtszeit, Mitte Oktober. Da wurde von der Bundesregierung ein „Rettungspaket“ zur Bekämpfung der Finanzmarktkrise „geschnürt“ – schlappe 480 Milliarden €.

Allerdings haben sich da Angela Merkel und ihre wackeren Ritter der schwarz-roten Tafelrunde natürlich nicht hingestellt und 4,8 Milliarden 100-€-Scheine zu 20-Kilo-Paketen zusammengeschnürt. Nein, damit wurde nur die Absicht kundgetan, deutschen Banken unter die Arme zu greifen, die gerade mit ihren Investitionen in Immobilien, beispielsweise an Floridas Küste, baden gegangen waren.

Natürlich nur, wenn es wirklich nötig werden sollte; dann würde der Staat also bürgen. Dass das letztendlich mit dem Geld der Bürger geschehen sollte, wurde allerdings nicht so laut gesagt.

Ja, und dann kam Weihnachten, und inzwischen hatten einige Großbanken festgestellt, dass ihre nach außen gläsernen, aber zumeist eher undurchsichtigen Zentralen gefährdet seien – notleidende Banken, das Unwort des Jahres 2008. Die Rettungspakete wurden mit bewundernswertem Selbstverständnis in Anspruch genommen. Da flogen die Milliarden so hin und her, dass wieder einmal der Eindruck bestätigt wurde, dass es leichter ist, eine neunstellige Bürgschaft vom Staat zu bekommen als 100 € Überziehungskredit von der Bank.

Und irgendwie muss das den Damen und Herren in Berlin oder auch in München Spaß gemacht haben. Denn jetzt wurden auch noch munter Konjunkturpakete geschnürt. Hatte doch die Autoindustrie ganz überrascht festgestellt, dass Finanzkrise, Konjunkturrückgang und wohl auch dieses ganze CO2-Geschwafel die Verkaufszahlen ihrer PS-trächtigen Nobelkarossen sinken ließen.

Was den Banken recht ist, das kann der Autoindustrie nur billig sein, sagte sich da die Tafelrunde. Und schon wurde ein Konjunkturpaket geschnürt, das dafür sorgen soll, dass sich der deutsche Bürger weiterhin die Autos kaufen kann, die der Autoindustrie die größeren Profite bringen.

Nicht genug damit. Wohl unter dem Eindruck eines Tiefauslösers ließ sich die SPD zu einem „Beschäftigungsschirm“ inspirieren. Ein Handwerker-Bonus kam auch mit ins Milliarden-Paket. Und damit es nicht so aussieht, als würde der Staat nur Banken und der Wirtschaft unter die vielleicht ja vom vielen Geld zählen ermatteten Arme greifen, gab es für Otto-Normalverbraucher noch einen richtig saftigen Kinder-Bonus oben drauf: 100 €! Worüber sich natürlich auch Besserverdiener freuen dürfen. Schließlich haben wir ja eine freie Marktwirtschaft. Ja ist denn schon wieder Weihnachten, hat da vielleicht der Fußball-Kaiser gefragt.

Und wem so viel Gutes widerfährt, der möchte dann schon ganz gerne mal zur Flasche greifen, um ein bisschen zu feiern. Wenn er denn das Geld dafür noch hat. Denn schließlich verteilen sich laut einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung mehr als 60 Prozent des Privatvermögens auf zehn Prozent der Bevölkerung. Während zwei Drittel überhaupt kein Vermögen oder eher Schulden haben.

Da fragt man sich, wo der Staat die Milliarden für Wirtschaft und Banken herkriegen will, die er so großzügig verteilt. Denn der Staat, sind wir das nicht alle …?

pebe