Heimatkundliches Gemeindearchiv

Taufkirchen (Vils) – in früheren Jahren ein kleines Pfarrdorf

Taufkirchen (Vils) war früher ein sehr kleiner Ort. Im 17. Jahrhundert zählte man hier gerade einmal 30 Häuser, die sich in der Nähe des Schlosses befanden und sich um die damalige Pfarrkirche gereiht hatten. So werden in einer Beschreibung der hiesigen Hofmark aus dem Jahre 1606 explizit genannt:

Schloß, Pfarrhof, 1 Tafern (Taberna = Gasthof), 1 Schmit, 1 Pad (Bader = Friseur, Zahnarzt, etc.), 1 Pachstat (Bäcker), 1 Metzpankh (Metzger) und 1 Zoll- oder Mauthstat.

1801 wurden im Schloss sowie im Ort Taufkirchen in insgesamt 40 Familien 263 Einwohner verzeichnet. Dabei handelte es sich um die Schlossherrschaft, den Tafernwirt, den Zollner, neun Söldner (Kleinbauern mit Hof- und Grundbesitz, meist jedoch ohne eigenes Großvieh) und 28 Leerhäusler (Kleinbauern ohne eigenen Grundbesitz).

Erst als 1848 durch das Grundentlastungsgesetz die Bauern frei und Herr über Grund und Boden wurden, konnte sich das Pfarrdorf an der Großen Vils, wie es in dem Atlas von Bayern damals bezeichnet wurde, richtig entwickeln. Allein zwischen 1860 und 1890 entstanden im Ort 60 neue Häuser. Anfang des 20. Jahrhunderts umfasste dann die Gemeinde Taufkirchen (Vils) in der damaligen Abgrenzung knapp über 200 Wohngebäude mit etwa 1.250 Einwohnern und 1935, dem Jahr, aus dem die Postkarte stammt, rund 1.700 Einwohner.

Luftaufnahme von 1915, fotografiert von einem Fesselballon aus, im Auftrag des damaligen Kriegsministeriums

05Heimatarchiv Luftbild Taufkirchen 1915_b
Wie das Luftbild zeigt, erstreckte sich der Ort damals im Norden etwa bis zur Straße nach Vötting (V), im Süden bis zur Bahnhofsrestauration Germaier, heute gegenüber NORMA (G), im Osten bis zur Brauerei (B) und im Westen nicht ganz bis zur Attinger Straße (A). Gut erkennbar ist auch der alte Friedhof (F) auf der Anhöhe an der Kellerstraße sowie das darunter sich ausbreitende Sägewerk, ebenso die frühere Bahnlinie, auf der heute der Vilstal-Radweg verläuft.

Urkataster aus dem Jahre 1811

Der Urkataster zeigt deutlich, dass damals nach Dorfen noch keine direkte Straßenverbindung bestand bzw. die Dorfener Straße nur bis zum Wieshof führte.

Auch die Richtung Landshut führende Straße hatte seinerzeit anscheinend noch keine große Bedeutung, da sie lediglich in Feldwegbreite skizziert ist.

Die Hauptwegebeziehung erfolgte eindeutig von Ost nach West über die damals bedeutende Handelsstraße, die von Passau über Eggenfelden, Vilsbiburg und Erding nach München verlief.

Postkarte um 1935

05Heimatarchiv Postkarte 1935 nummeriert
1 Hierlhaus | 2 Oberes Schulhaus | 3 Unteres Schulhaus | 4 Gerberei (erste Sattlerwerkstatt, heute Metzgerei Kollmer) | 5 Turnhalle, später Feuerwehrgerätehaus | 6 Daller’sches Gasthaus zum Metzgerwirt | 7 Glaserei Grün | 8 Bäckerei Holzner/Sattler/Brugger | 9 Brauerei | 10 Gutshof | 11 Landesfürsorgeanstalt (heute kbo-Klinikum) | 12 Wasserschloss | 13 Rieders Bazar, Kaufhaus Kraus, Druckerei Gahmann/Eberle | 14 Bäcker Liebl, Textil Christl/Bierling, Rathaus-Cafe | 15 Pfarrkirche | 16 Greimel-Villa, später Kindergarten und Bücherei | 17 Gasthaus Wagnerwirt | 18 Gasthof zur Post | 19 Geschäftshaus Kerschbaumer | 20 Gasthaus Weißbräu