VIP des Monats März: Professor Dr. Peter Kapustin


Es ist recht oft so, dass Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – ihre angestammte Heimat verlassen
müssen, sich um die neue Heimat oft mehr verdient machen als die, die schon immer dort waren. Das mag daran
liegen, dass sie sich das, was die anderen sozusagen in die Wiege gelegt bekommen haben, erst durch
Engagement erwerben müssen, um es ihr eigen zu nennen. So begann auch die Geschichte der Familie Kapustin,
die nach dem Krieg hier bei uns erst einmal Fuß fassen musste. Im Fall von Peter Kapustin ist das gelungen –
und wie!

Es gibt über das, was er getan und erreicht hat, soviel zu berichten, dass man allein damit eine KOMPASS-
Ausgabe füllen könnte. Die Person Peter Kapustin und seine Arbeit scheinen untrennbar miteinander
verschmolzen zu sein. Es verblüfft, wie engagiert er all seine Tätigkeiten nach so vielen Jahren immer noch
ausübt. Was er tut, scheint ihm eine Herzensangelegenheit zu sein, die er aber dennoch mit viel Verstandeskraft
in die Tat umsetzt.

Er wird nicht müde, bei all seinen Verdiensten stets hervorzuheben, dass dies alles nicht ohne einen
entsprechend starken Rückhalt seiner Familie möglich wäre, und damit meint er nicht nur seine Frau, die beiden
Töchter und den Sohn, sondern auch seine beiden Schwiegersöhne.

Nach einer erfolgreichen Karriere in der Leichtathletik blieb der Sport sein zentrales Thema, wenn auch von der
eher wissenschaftlichen Seite her. Er wurde Professor, und wer sich ein bisschen mit akademischen Graden
auskennt, weiß, dass hinter solch einem Titel vor allem viel (geistiger) Schweiß steckt. Doch das war längst nicht
alles.

1980 wurde er Vorstand des Instituts für Sportwissenschaft an der Uni Würzburg; dort hatte er den Lehrstuhl für
Sportpädagogik inne. 1982 startete er ein Projekt in Würzburg, das fünf Jahre später in einen Verein mündete,
der sich die sportliche Integration behinderter und kranker Menschen zur Aufgabe macht. Es entstanden drei
Herz- und Diabetikergruppen, eine Kinder-Asthmagruppe und eine Bechterew-Gruppe, die alle aktiv Sport
betrieben und dieses Angebot als Lebenshilfe begriffen. Der Kontakt zu „Gesunden“ war dabei ein zentraler
Punkt. Ein Wandel vollzog sich in Peter Kapustins Betrachtungsweise des Sports von einem rein
leistungsbezogenen Aspekt des Lebens hin zur Hilfe für ein sinnerfülltes, gesundes Leben.

Von 1992 bis 1996 war Professor Kapustin Vorstand der Lebenshilfe. Und wer ihn kennt weiß, dass er sich mit
solchen Ämtern nicht dekoriert, sondern sie mit Leben und Tatkraft füllt.

Derzeit ist er Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbandes, der Dachorganisation des Sports in Bayern mit
sage und schreibe 11.300 Vereinen. Außerdem bekleidet er das Amt des Vizepräsidenten des Deutschen
Sportbundes, der für den Breitensport zuständig zeichnet.

Ein weiteres „Kind“, das er mit aus der Taufe gehoben hat, ist die Veranstaltung „Special Olympics
Deutschland“, sozusagen eine Filiale der weltweiten Organisation der Kennedy-Familie, die 1968 gegründet
wurde. Bewegung, Spiel und Sport für Menschen mit einer geistigen Behinderung – das ist ihr Programm.

„Wie bringen wir den Sport zu den Menschen?“ – das ist eine zentrale Frage, die hinter all diesen und vielen
weiteren Aktivitäten Peter Kapustins, Mitglied der IOC- Kommission „sport for all“, steckt. Und Antworten
darauf bleibt er nicht schuldig. Auch bei der in der Bevölkerung weithin bekannten „Rückenschule“ hat
Professor Kapustin erfolgreich mitgewirkt.

Der unermüdliche Pendler zwischen seiner Wirkungsstätte Würzburg und der „Ruheoase“ Taufkirchen bringt
auch noch Zeit auf als Berater für seinen Sohn Peter, einen jungen, sehr erfolgreichen Leichtathleten mit großer
Perspektive. Und auch für ihn selbst muss Zeit sein für Sport. Dem geht er jeden Dienstag als aktiver
Übungsleiter im Familiensportclub in Würzburg nach.

Im Moment sind seine Aktivitäten stark auf eine Aufwertung des Ehrenamts gerichtet, das seiner Meinung nach
neu definiert werden muss und dringend besserer Rahmenbedingungen bedarf, soll es auch für nachfolgende
Generationen interessant werden.

Es reißt nicht ab, es hört nicht auf. Unser VIP des Monats März wird sich noch lange nicht auf seinen
Lorbeeren wie zum Beispiel dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse oder dem Eintrag ins Goldene Buch
seiner Heimatgemeinde Taufkirchen ausruhen …      (jh)