Die sechsstufige Realschule (R6) – eine Schulart stellt sich vor

von Frank Höhne, Realschulrektor

Den Taufkirchner
Bürgerinnen und Bürgern
sind die Neubauten im Bereich der Realschule sicher nicht entgangen.
2002 wurde der
Erweiterungsbau mit 11 Klassenzimmern und 2 Fachräumen eingeweiht,
jetzt im November 2003 konnten wir das Richtfest der neuen Doppelturnhalle
feiern. Diese Baumaßnahmen werden allgemein mit der R6 in
Verbindung gebracht. Dies ist nur zum Teil richtig, denn Platznot
herrschte auch bei der R4.

Unbestritten ist aber die rasante Schülerzunahme
seit Einführung
der R6. Die Schule wuchs von 16 Klassen und 452 Schülern im
Jahre 1999 auf 29 Klassen mit knapp 900 Schülern im Jahr 2003.
Eine Verdoppelung der Schüler und Klassenzahl also, obwohl
nur zwei Jahrgangsstufen (5 und 6) hinzugekommen sind. Im Folgenden
möchte ich eine Erklärung für die Entwicklung geben:

Die
Realschule ist durch ihr spezifisches Bildungsangebot einer allgemeinen
und berufsvorbereitenden Bildung wie keine zweite Schulart
geeignet, die mittlere Führungsebene für Handwerk, Industrie
und Verwaltung zu entwickeln. Sie sichert damit den Nachwuchs für
anspruchsvolle Berufe in der Region. Die sechsstufige Realschule
ist eine moderne und zukunftsorientierte Schule. Durch ihre Einführung
erweitert sich das Spektrum der Wahlmöglichkeiten unmittelbar
nach der Grundschule auf drei mögliche Bildungswege: Hauptschule,
Realschule, Gymnasium. Sie ermöglicht eine kontinuierliche
Förderung der Realschüler vom Übertritt aus der
Grundschule bis zum Erwerb des Mittleren Schulabschlusses.

Die Realschule
spricht junge Menschen an, die an theoretischen Fragen interessiert
sind und zugleich praktische Fähigkeiten
und Neigungen haben. Durch ihr spezifisches Bildungsangebot hat
sich die Realschule als fester Bestandteil des gegliederten Schulsystems
in Bayern bestens bewährt. Sie genießt Anerkennung und
hohes Ansehen in unserer Gesellschaft.

„Der bayerische Erfolg bei PISA war vor allem
auch den Realschulen zu verdanken. Das zeigt, die Realschule in
Bayern ist bestens gerüstet
für die kommenden technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Herausforderungen. Sie hat im Laufe ihrer Geschichte Flexibilität
und Weitblick bewiesen. Die Realschule ist eine innovative Schulart,
die auf Bewährtes nicht verzichtet.“
(Zitat: Staatsminister
Erwin Huber)

Lassen Sie mich dieser allgemeinen Beschreibung unserer
Schulart tabellarisch die wesentlichen Vorteile der R6 gegenüber
der R4 – aus unserer Sicht – anführen:

– Pädagogische
Vorteile – z. B. Schulwechsel vor der Phase der Pubertät


Mehr Zeit für die Persönlichkeitsbildung

– Die Schüler
treten im Allgemeinen nach der 4. Jahrgangsstufe der Grundschule
bzw. der 5. Jahrgangsstufe der Hauptschule an die
Realschule über.

– Es besteht keine Probezeit.

– Vertiefte Behandlung
des Unterrichtsstoffs in den Fächern
Deutsch, Mathematik und Englisch in der 5. und 6. Jahrgangsstufe


Schulversagen (Wiederholen einer Klasse oder Schulwechsel) geht
deutlich zurück

– Mehr Förderung im musisch-künstlerischen
Bereich

– Informationstechnischer Unterricht (IT) für
alle Wahlpflichtfächergruppen
ab der 7. Jahrgangsstufe

– CAD-unterstützter TZ-Unterricht

– Die Aufgliederung
in die typischen Wahlpflichtfächergruppen
(mathematisch-technische, kaufmännische oder musisch-sprachliche
Gruppe) erfolgt bereits nach der 6. Jahrgangsstufe.

– Während
beim Besuch eines Gymnasiums ab der 7. Jahrgangsstufe das Erlernen
einer zweiten Fremdsprache verbindlich ist, besteht
bei der R6 eine Wahlmöglichkeit (Französisch oder einen
anderen schulischen Schwerpunkt).

– Im Fremdsprachenunterricht wird
besonderer Wert auf die Sprechfertigkeit gelegt.

– Für Schüler/innen
eröffnen sich günstige
Anschlussmöglichkeiten an weiterführende Bildungsgänge:
Fachoberschule oder 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums.

Das sind
gewichtige Argumente für die R6. Das heißt
allerdings nicht, dass der Typ R6 ein Selbstläufer ist, bei
dem der Erfolg für den einzelnen Schüler programmiert
ist. Die R6 fordert den vollen, konzentrierten Einsatz von Schülern
und Lehrern und nicht zu vergessen auch vom Elternhaus.

Unsere
Schule hat sich ein Programm gegeben (dazu in einer anderen Ausgabe
des Kompass mehr), das die ständige Weiterentwicklung
des gesamten Organismus „Schule“ zum Gegenstand hat
und in der Zielformulierung mündet:

Bewährtes erhalten
Neues wagen
Die Zukunft im Blick

Zur Umsetzung dieser hochgesteckten Ziele braucht
man eine intakte und engagierte Schulgemeinschaft, in der alle
Verantwortung tragen.
Das Lehrerkollegium trägt im Bereich des Unterrichts das Kerngeschäft
der Schule. Ich kann mit Überzeugung den Lehrerinnen und Lehrern
unserer Schule großes Engagement im Unterricht und in der
Erziehung bestätigen, das nicht nur bis zum mittäglichen
Unterrichtsende dauert, sondern viele Arbeitsstunden am Nachmittag
und Wochenende erfordert zum Wohle unserer Schülerinnen und
Schüler. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich.