Die Schulhäuser Taufkirchens – ein Blick in die Geschichte

Die älteste Notiz über eine Schule in Taufkirchen (Vils) stammt aus dem Jahre 1609. Damals wurde die Schule von der Kath. Kirche geleitet und der erste Schulmeister war ein gewisser Hans Egerer, der sich in der Kirche auch als Organist betätigte. Wo der Unterricht seinerzeit stattfand, ist nicht bekannt.
Von einem eigentlichen Schulhaus wird erst in der Kirchenrechnung 1694/95 berichtet. Dort heißt es, dass im Schulhaus der Ofen ausgebessert worden ist.
1713 ließ die Schlossherrschaft ein neues Schulhaus bauen. Es stand gegenüber der Kirche, zwischen dem damaligen Salzstadel (Tanzhaus) und dem Pfarrhofgarten. Gegen Ende des 18. Jhdt. schilderte der damalige Pfarrer Ziegltrum dieses Schulhaus folgendermaßen: „Es ist ein hölzernes Haus, das nicht anders ausschaut wie ein altes, abgewürdigtes Tagwerkerhäuschen und schon seit urdenklichen Zeiten als Schulhaus dient und nun dem Einsturz nahe ist.“ Das Gebäude war 40 Schuh lang und 24 Schuh breit (= 10 m x 8 m). Zu ebener Erde befand sich eine größere Stube, die zugleich das Wohnzimmer des Lehrers war, außerdem noch zwei Kammern und eine Küche. Der Schulraum war so beschränkt, dass keine ordentlichen Schulbänke Platz hatten. Weiter steht in dem Beschrieb: „Die Kinder saßen so eng aufeinander, dass Bücher und Köpfe zusammenstießen. Sie verdunkelten das einfallende Licht dadurch, so dass man am hellichten Tage nicht imstande war, in der Schulstube ordentlich zu lesen, ohne dass man das Buch an das Fenster hielt.“
1792 schrieb die Dombibliothek Freising über die Pfarrei Taufkirchen a. Vils: „Eine Schul ist zwar hier, aber mit keinem gar gutem Lehrer versehen“.
Bis zur Einführung der allgemeinen Schulpflicht am 13.12.1802 mag der Raum noch halbwegs gereicht haben, für die freiwillig kommenden Kinder. Hernach aber war die Zahl der Kinder so groß, dass „Abteilungsunterricht“ erteilt werden musste (vormittags von 7 – 10 Uhr und nachmittags von 12 – 15 Uhr).
Erst 1824 kam an gleicher Stelle der Bau eines neuen Schulhauses zustande. Doch schon nach kurzer Zeit musste an eine Vergrößerung gedacht werden. Mit tatkräftiger Mithilfe der Schlossherrschaft wurde die Schule im Jahre 1837 erweitert bzw. aufgestockt.
Im Jahr 1854 entstand dann schon wieder Klage wegen Raummangel. 1856 wurde daher das untere Schulzimmer zu ebener Erde durch Einbezug des daran stoßenden Gehilfenzimmers vergrößert. Nur einen einzigen Lehrer gab es damals und der hatte 122 Werktagsschüler und 94 Feiertagsschüler zu unterrichten. Die Schulpflicht dauerte 6 Jahre und danach schloss sich für die 13- bis 18-Jährigen die sog. Sonntagsschule an, in der Katechismus und Grundwissen vermittelt wurde.
Die lokale Schulaufsicht lag bei den Pfarrherren und erst ab 1856 wird ein zweiter Lehrer erwähnt.
Im Jahre 1877 wurde endlich die Raumnot wenigstens für einige Jahre behoben und das obere Schulhaus an der Einmündung Veldener Straße/Landshuter Straße mit zwei großen Schulsälen, einer Lehrerwohnung und einem Schulgarten erbaut. Der Baumeister war Johann Rieder, ein tüchtiger und baufachlich ausgezeichneter Mann, der viele markante Gebäude in Taufkirchen, wie die Geschäftshäuser Eberle und Rampeltshammer, den ehemaligen Pfarrhof sowie das Dampfsägewerk und eine Villa am Bahnweg erbaut und es damit zu großem Ansehen gebracht hat.
Das alte Schulhaus gegenüber der Pfarrkirche diente nun vorübergehend auch als Armenhaus, bis 1889 eine dritte Lehrkraft bewilligt und das obere Schulzimmer desselben wieder als Schulraum benötigt und mit Unterbrechungen bis 1957 für den Schulbetrieb mitbenutzt wurde.

Vorrangig diente das Haus jedoch als Gemeindekanzlei. Außerdem befanden sich dort eine Wohnung sowie die Gemeindewaage und auch die Spritze der Freiwilligen Feuerwehr war bis 1930 in dem Haus untergebracht. 1962 wurde das
Gemeindehaus (so bezeichnete man es wegen der multifunktionalen Nutzung) schließlich abgebrochen und ein Neubau erstellt, in dem sich zunächst eine Drogerie befunden hat.
Als das ständige Wachstum der Bevölkerung und die auf mittlerweile 230 angestiegene Schülerzahl eine vierte Lehrperson erforderte, wurde der Bau eines weiteren Schulhauses notwendig. Dieses wurde 1905 südlich des „oberen Schulhauses“, wie es im Volksmund genannt wurde, errichtet und als „unteres Schulhaus“ bezeichnet. In dem Gebäude befanden sich ein großer Schulsaal sowie eine Lehrerwohnung.
1913 wurde die Schulpflicht von 7 auf 8 Jahre verlängert.
Nach dem 2. Weltkrieg (1945/46) erhöhte sich die Schülerzahl durch den Zustrom von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen auf rd. 340, was die Gemeinde unter der Führung von Bürgermeister Georg Weiher veranlasst hat, auf dem Pfarrgrundstück zwischen Pfarrhof und Stephansbrünnlbach ein weiteres Schulhaus zu errichten, das – so steht es geschrieben – das neuzeitlichste Schulgebäude im Landkreis dargestellt hat. Im September 1952 wurden die drei neuen Schulsäle bezogen und zudem stand nun auch eine Schulküche sowie eine Hausmeisterwohnung zur Verfügung. Die Baukosten beliefen sich auf 145.000 DM, die Zuschussmittel vom Staat auf 40.000 DM. Das neue Schulgebäude zeichnete sich nicht nur durch seine vorbildliche Einrichtung, sondern auch durch seine günstige Lage aus. So titelte der Erdinger Anzeiger in seiner Ausgabe vom 2. September 1952: „Wie a Schloß steht`s Schulhaus droben…“ Rektor Benedikt Allgäuer sagte bei der Einweihung, die Gemeinde habe den Wahlspruch eines großen deutschen Erziehers „Lasst uns mit der Jugend leben“ in schönster Weise wahrgemacht.
Weitere Schulräume befanden sich zur damaligen Zeit auch in dem 1957 neu gebauten Feuerwehrhaus an der Veldener Straße. Dort wurde in einem kleinen Raum Handarbeitsunterricht sowie Unterricht in evangelischer Religion erteilt. Zudem war in zwei Räumen die landwirtschaftliche Berufsschule untergebracht.
Wie beengt mittlerweile wieder die Raumverhältnisse waren, zeigt der Stundenplan aus den Jahren 1958/59, wonach die Klassen 1a und 1b, 2 und 3, sowie 5 und 6 jeweils nur ein gemeinsames Klassenzimmer hatten und daher Wechselunterricht, d.h. 3-mal wöchentlich vormittags und 3-mal nachmittags erteilt werden musste.

Das Diagramm (siehe oben) verdeutlicht, wie rasant die Zahl der Schüler nach 1945 angestiegen ist. 1960 folgte dann nördlich von diesem Schulhaus ein weiteres Schulgebäude, das spätere Haus C mit 9 Schulsälen, jeweils mit eigenen Garderoben, mehreren Fachräumen sowie einer Pausenhalle. Zudem wurde zwischen dem südlichen und dem nördlichen Bau ein Verbindungsgebäude erstellt, in welchem sich das Rektorat, das Lehrerzimmer und das Lehrmittelzimmer befand. 396 Schüler/innen waren mittlerweile zu unterrichten. Die Baukosten beliefen sich auf 824.000 DM. Regierungspräsident Dr. Mang machte bei der Einweihung deutlich, die Volksschule sei das Fundament für das Leben, die wertvolle Menschen hervorbringe, so dass sich alle Opfer gelohnt haben.
Mit Beginn des Schuljahres 1965/66 zog eine fünfte Klasse in einen Notschulraum im südseitigen Parterre des neuen Rathauses ein, da das im Jahr 1960 errichtete Gebäude schon wieder zu klein geworden war.
Die Volksschule umfasste jetzt fast 500 Schüler, die in 12 Klassen unterrichtet wurden. Sie erhielt nun eine 12. Lehrkraft, wodurch es möglich war, die Klassenstärke so zu reduzieren, so dass nur noch eine Klasse über 50 Kinder hatte. Trotz der 12 Lehrkräfte lag der Klassendurchschnitt immer noch bei 41,3 Schülern,also weit über dem Landesdurchschnitt, der damals 37,6 Schüler betragen hat.
Ein Jahr später stieg die Schülerzahl auf 530 und es wurde notwendig, nun auch den zweiten Behelfsklassenraum auf der Parterre-Nordseite im Rathaus in Anspruch zu nehmen.

Bereits 1966 zeichnete sich ab, dass das 1960 erbaute Schulhaus in Anbetracht der rasanten Entwicklung von Taufkirchen, veranlasst auch durch die großzügige Ausweisung von Bauland, nicht ausreichen würde und eine Erweiterung dringend notwendig war.
1968 wurde deshalb im südlichen Teil des ursprünglichen Pfarrareals ein weiteres Schulhaus mit acht zusätzlichen Klassenzimmern errichtet und 1969 zudem das erste Gebäude aus dem Jahr 1952 umgebaut und erweitert, so dass dort eine große Schulküche, zwei Handarbeitsräume und zwei Physiksäle untergebracht werden konnten (Gesamtkosten: 1.130.000 DM). Diese Neu- und Umbauten ermöglichten es, dass die ins Rathaus ausgelagerten beiden Klassen nun wieder zurückverlegt werden konnten.
Noch nicht behoben war damit jedoch der Notstand in Bezug auf den Turnunterricht, da immer noch keine Schulturnhalle vorhanden war. Die TSV-Turnhalle musste doppelt, also jeweils mit zwei Klassen belegt werden. Zeitweise war es außerdem nötig, die Reithalle für den Turnunterricht in Anspruch zu nehmen.
Eine erhebliche zentralörtliche Bedeutung für die Volksschule Taufkirchen (Vils) brachte dann die Große Schulreform zum Schuljahr 1969/70. Aus den umliegenden Gemeinden Hohenpolding, Sulding, Steinkirchen, Inning am Holz, Hofstarring, Thalheim, Moosen, Gebensbach und Wambach mussten nun alle Schüler der Jahrgänge 5 – 9 an der Volksschule in Taufkirchen (Vils) unterrichtet werden. Hinzu kamen auch die Schüler aus Hofkirchen und Hörgersdorf, nachdem der dortige Schulverband aufgelöst wurde. Außerdem wurde das 9. Schuljahr eingeführt.

Die Volksschule zählte damit 966 Schüler und 24 Klassen. 20 Klassen wurden im Zentralschulhaus untergebracht, zwei Klassen im Feuerwehrhaus (in den ehemaligen Räumen der Berufsschule) und zwei Klassen wieder im Erdgeschoss des Rathauses.
1970 musste dann aus Platzgründen ein Schülerjahrgang, die drei vierten Klassen, von Taufkirchen nach Inning sowie nach Hohenpolding ausgelagert werden.
Die Neu- und Umbauten von 1968/69 waren damit schon wieder zu klein und so erfolgte bereits 1971/72 ein weiterer Neubau mit 4 zusätzlichen Klassenräumen, das spätere Haus E.
Ab dem 1. Dezember 1971 wurde die Volksschule geteilt – in eine Grundschule (Klasse 1 – 4) und in eine Hauptschule (Klasse 5 – 9). Die Grundschule hatte damals 12 Klassen mit 496 Schülern und die Hauptschule 14 Klassen mit 598 Schülern.
1973 wurde dann die lang ersehnte Dreifachturnhalle und 1974 ein weiterer Klassentrakt (Haus A) mit 10 Schulsälen, 2 Werkräumen, 2 Schreibmaschinensälen und einem Sprachlabor sowie eine Hausmeisterwohnung erbaut, nachdem es gelungen war, nach langwierigen Grundstücksverhandlungen mit der Pfarrpfründestiftung eine Einigung zu erzielen. Die Gesamtkosten für alle nach 1971 durchgeführten Baumaßnahmen beliefen sich auf rd. 9 Mio DM. Vom Freistaat Bayern erhielt die Gemeinde zu diesem enormen Kostenaufwand lediglich einen Zuschuss von 740.000 DM und Schulddienstbeihilfen von 7,5 % bzw. 8,75 % für einen Darlehensbetrag von 2,8 Mio DM. Nachteilig für die Gemeinde wirkte sich neben der niedrigen Bezuschussung auch aus, dass die Bauzeit genau in die Hochzinsphase fiel und die Gemeinde gezwungen war, Darlehen mit einem Zinssatz von 10,25 % aufzunehmen, die in den Folgejahren eine ganz erhebliche Belastung für den Gemeindehaushalt darstellten.
Zum Schuljahresbeginn 1973/74 wurden die Grundschulen in Hohenpolding und Inning am Holz aufgelöst und die Schüler der Grundschule Taufkirchen (Vils) zugeteilt, was 1980 jedoch wieder rückgängig gemacht wurde.
Außerdem wurde zum Schuljahr 1973/74 in Taufkirchen (Vils) eine Staatl. Realschule eröffnet, die bis zur Fertigstellung des Realschulgebäudes 1977 in den Räumen der Grund- und Hauptschule untergebracht war.
Ein Jahr später wurden die gemeinsamen Sportanlagen, die zwischen der Realschule und der Grund- und Hauptschule liegen, fertiggestellt.
Dass die Gemeinde Taufkirchen (Vils) mit all diesen Baumaßnahmen unter der Leitung von Bürgermeister Bartholomäus Wegmann in schwierigen Zeiten Großes geleistet hat, stand außer Frage. Die großzügige, schulfördernde Politik der Gemeinde Taufkirchen (Vils) ermöglichte es, nicht nur die notwendigen Schulbauten zu errichten, sondern alle Schulräume auch bestens auszustatten und die nötigen Lehrmittel zur Verfügung zu stellen. Dies haben die damalige Rektorin der Grundschule Hilde Stiller und der Rektor der Hauptschule Josef Speckmeier stets deutlich gemacht und herausgestellt.
40 Jahre nach dem Neubau erfolgte 2010 eine Generalsanierung der beiden Grundschulgebäude, Haus D und Haus E, nachdem die Anforderungen an den Brandschutz immer größer wurden, die Sanitärbereiche marode und die Elektro- und Heizungsanlagen veraltet waren. Gleichzeitig wurden die Häuser aufgestockt, um damit vor allem für die mittlerweile eingeführten Ganztagsklassen zusätzliche Räume zu schaffen.

Die Ausführung erfolgte in Passivhausbauweise mit behindertengerechten Zugängen und alle Klassenzimmer wurden mit modernster Medientechnik ausgestattet. Zu den Baukosten in Höhe von 7,3 Mio Euro hat die Gemeinde staatliche Zuschüsse in Höhe von 4,0 Mio Euro erhalten.
Bei dem 1960 erstellten Haus C, das ebenfalls stark sanierungsbedürftig war, entschied man sich nach einer Wirtschaftlichkeitsberechnung für einen Neubau, der 2011/12 durchgeführt wurde. Ähnlich wie beim Altbau entstanden für die Mittelschule (bis 2011/12 Hauptschule) wieder 12 Klassenräume und 2 Gruppenräume, barrierefrei, inklusionsgerecht und im Passivhausstandard. Zudem wurden an der Westseite des Gebäudes die Außenanlagen neu gestaltet und damit für die Schüler attraktive Sport-, Spiel- und Erholungsflächen für die Pausen geschaffen. Die Baukosten beliefen sich hierfür insgesamt auf rd. 5,1 Mio Euro, die staatlichen Zuwendungen auf 2,1 Mio Euro.
2016 erfolgte dann mit einem Architektenwettbewerb der Startschuss für einen Ersatzneubau der weiteren Mittelschulgebäude (Haus A und Haus B) sowie dem Neubau einer Mehrzweckhalle als Ersatz für die Dreifachturnhalle (Haus F). Baubeginn war im Jahr 2020 und nach einer Bauzeit von 5 Jahren konnte nun das Projekt zum Abschluss gebracht werden. _Archiv-Team