Gewalt

Die jüngsten Ereignisse haben das Thema plötzlich
in den Mittelpunkt gerückt. Doch dass es ein mitunter nicht
mehr kalkulierbares Gewaltpotential bei Jugendlichen gibt, ist nicht
neu. Weshalb die Fassungslosigkeit angesichts der tödlichen
Gewalt in Freising und Erfurt überrascht.

Weniger überraschend ist die Art, mit der zum
Teil darauf reagiert wurde. Allerdings lassen Verbotsforderungen
für mörderische PC-Spiele oder der Ruf nach neuen Gesetzen
für Schützenvereine eher Ratlosigkeit zurück. Schließlich
stellt sich da die Frage, ob diese PC-Spiele erst nach Erfurt so
gefährlich wurden. Hat man wirklich geglaubt, dass die neue
Dimension der Darstellung von Gewalt in Filmen, Nachrichtensendungen
und PC-Spielen soziales Verhalten und Mitgefühl von Kindern
und Jugendlichen fördern könnte? Dachte man bisher, dass
Jugendliche generell geeignet wären, den Umgang mit tödlichen
Waffen zu lernen? Vielleicht aufgrund der Tatsache, dass vorher
unbescholtene Familienväter dank ihrer heimischen Waffenarsenale
ihre Familien auslöschen konnten?

Wenig hilfreich muten auch Ermahnungen an, wie sie
von Friedrich Kardinal Wetter anlässlich der Firmung in Walpertskirchen
zu hören waren. Die Empfehlung an die Jugendlichen, „in
möglichst guten Beziehungen zu leben“, um negativen Tendenzen
entgegen zu wirken, ist schwer umzusetzen. Schließlich schaffen
das die Erwachsenen als Vorbilder höchst selten.

Was hilfreicher erscheint, das sind Angebote an Jugendliche.
Das sind Erwachsene, die Anlaufstation für Jugendliche sein
wollen, die sorgfältige Beobachter ihrer eigenen oder auch
anderer Kinder und Jugendlicher sind. Erwachsene, die sich der Brisanz
der derzeitigen gesellschaftlichen Entwicklung und ihrer Auswirkungen
auf Jugendliche bewusst sind.

Dass es durchaus solche Erwachsene gibt, das zeigt
sich auch in Taufkirchen(Vils). Seit mehr als sechs Jahren gibt
es an der Hauptschule Schulsozialarbeiter, für ein Projekt
zum Thema „Eigenverantwortung von Jugendlichen“ wurde
die Hauptschule im Mai 2001 von Bundespräsident Rau mit einem
1. Preis ausgezeichnet. Auch die Einrichtung eines Forums für
Sucht- und Gewaltprävention eröffnet Perspektiven.

Meldungen über Waffen bei Schülern, die Morddrohung
gegen eine Lehrerin, das sind noch keine Gründe für Panik,
aber Hinweise, dass dieser Landkreis nicht im Vakuum existiert.
Jetzt Konsequenzen zu ziehen, kann vielleicht in Zukunft Entsetzen
ersparen. (pebe)