VIP des Monats April: Der „Bader Hans“


DER „BADER HANS“
wie er leibt und lebt: Bei einem Ausflug in die Steiermark spielt er seinen Begleitern und
den Gästen einer Buschenwirtschaft mit seiner Zither auf.

Er gehört noch zu den Menschen, die weniger unter ihrem bürgerlichen, sondern in erster Linie unter dem
Hofnamen leben. Und leben tut er, der Bader Hans, und wie! Was er erlebt hat, das würde wahrscheinlich Bände
füllen.

Am 18. Februar ist der gebürtige Hubensteiner Hans Häring, so steht’s in seinem Pass, 80 geworden, was man
ihm kaum glauben kann. Gefeiert hat er beim Wirt, und das ordentlich. Was ihn geistig so jung erhalten hat – wer
kann das so genau sagen. Aber dass die Musik, der er sich sein Leben lang verschrieben hat, eine wichtige Rolle
spielte, das ist sicher.

Noch immer blitzt ein jugendlicher Schalk aus seinen Augen, er lacht herzerfrischend und ist körperlich und
geistig so beweglich, dass man fast glauben möchte, das Alter hätte aufgegeben ihn einzuholen. Er arbeitet und
spielt wie eh und je – naja, vielleicht ein bißchen gelassener …

In der Volksmusik ist er zuhause, da kennt ihn jeder. Beim bayerischen Rundfunk war er oft zu Gast, von
Südtirol bis Norwegen hat er aufgespielt, und selbst in der schlimmen Zeit des Zweiten Weltkrieges hat ihn die
Musik nicht gänzlich verlassen.

Die Zither, sein liebstes Instrument, hat er vom Vater spielen gelernt, und das begann in einem noch recht zarten
Alter. Mit 8 Jahren konnte er bereits nach Noten spielen, obwohl er sie nicht gelernt hatte. Zwei Jahre später kam
die Geige hinzu, und das Akkordeon hat er sich später selbst beigebracht.

Als 15jähriger ging er nach Tittmoning, um im Bereich Heizung-Sanitär-Spenglerei zu lernen. Auch da
begleitete ihn die Musik und er den Tittmoninger Chor auf der Geige. Im Jahre 1940 musste er einrücken nach
Lenggries. Schon ausstaffiert und reisefertig, entging er dem Kriegsschauplatz Polen nur deshalb, weil im letzten
Moment ein Musikant gesucht wurde. So kam er für eineinhalb Jahre nach Brannenburg zur Militärmusik.

Danach hat es ihn – wie er es nennt – doch „derbreselt“: Einsatz in Frankreich. Und dort zeigte sich, dass Musiker
keine Grenzen und Feindschaften kennen, als er und einige Kameraden mit französischen Militärmusikern
Instrumente tauschten und von denen sogar zu einem Konzert eingeladen wurden. Nach einem Aufenthalt in Bad
Reichenhall kam er als Sanitäter nach Russland, wo er in dieser Eigenschaft einen verletzten Russen vor einem
allzu fanatischen SSler und dem sicheren Tod bewahrte.
Mit Malaria und einer bis heute guten Meinung über die russischen Menschen, die er kennengelernt hatte, kam er
zurück nach Lübeck ins Hospital. Wieder hatte er Glück, als ihm in der allgemeinen Verwirrung „versehentlich“
der Waggon eines Zuges überantwortet wurde. Er landete in den Bergen, unternahm mit der Tochter des
Stabsarztes eine Schlittenfahrt, was ihm aber leider doch keinen Urlaub einbrachte. Schließlich, nach einigen
weiteren abenteuerlichen Stationen, befand er sich acht Wochen in amerikanischer Gefangenschaft, hatte wieder
mit Malaria zu kämpfen, wurde nach München gebracht, von wo er zu Fuß heimging nach Hubenstein.

Dann ging es wieder auf mit der Musik. Zuerst wurden Instrumente gesucht, teilweise selbst zusammengebastelt,
dann zog er mit dem Radl durch die Lande; einmal auch mit einem Laster, einem Holzvergaser, nach
Wartenberg, wo der Wagen prompt von den Aliierten beschlagnahmt wurde. Da ging es dann auf Schusters
Rappen wieder heim …

Dort, in Moos, hat er nach dem Krieg den ersten Heizungsbaubetrieb in Taufkirchen(Vils) aufgebaut, in dem er
auch heute noch aktiv ist. Die Führung hat inzwischen sein Sohn, er läßt es – wen wundert’s bei seinem Alter –
inzwischen etwas ruhiger angehen. „Wisst’s wos ma no des liaba is“, verrät er uns: „As Musi spuin und
s’Autofahrn, des kennt’s schreibn.“

Überall, wo er spielte, schlugen ihm die Herzen entgegen. In Bremen, Würzburg, Saarbrücken; in heimatlichen
Gefilden bei Himolla oder am musikalischen Stammtisch; bei Aufnahmen zu fünf Langspielplatten für den
bayerischen Rundfunk – immer war er mit Menschen unterschiedlichster Stände und verschiedenster Herkunft
verbunden und wurde stets mit Zuneigung und Anerkennung belohnt.

Wären die Politiker dieser Welt Musiker, es gäbe längst keine Kriege mehr. In diesem Sinne, lieber Bader-Hans,
wünschen wir dir noch viele glückliche Jahre!    (jh)