Bilder aus vergangenen Tagen: Vor 70 Jahren – Taufkirchen (Vils) erhält ein Gemeindewappen

Bürgermeister Georg Weiher war es, der im Rahmen des gemeindlichen Aufschwungs nach dem Krieg die Initiative ergriffen und ein eigenes Wappen für die Gemeinde Taufkirchen (Vils) angestrebt hat. Auf Beschluss des Gemeinderates vom 03. Dezember 1952 richtete er einen entsprechenden Antrag an das Bayerische Staatsministerium des Innern. Wie daraus hervor ging, sollte nach den Vorstellungen der Gemeinde das Wappen so gestaltet werden, wie das Wappen der Freiherrlichen Familie von Moreau, Schlossherren von 1823 bis 1863 – mit einem halben Löwen, der sich ein Schwert durch den Rachen stößt, so wie es auch auf dem Grabstein der Freifrau Elisabeth von Moreau am Haupteingang der Taufkirchener Pfarrkirche abgebildet ist.
Nach umfangreichen und sehr zeitraubenden Ermittlungen – so steht es geschrieben – kam das Bayerische Hauptstaatsarchiv damals dann jedoch zu dem Ergebnis, dass das Königliche Bayerische Reichsheroldenamt im Jahre 1824 den Ort Taufkirchen im Landkreis Erding mit dem Ort Taufkirchen im Landkreis München verwechselt und der Freifrau Elisabeth von Moreau irrtümlicherweise das Wappen der ausgestorbenen Taufkirchener zu „Taufkirchen bei München“, später auch „Taufkircher (Adelsgeschlecht) zu Höhenrain“ genannt, verliehen hatte.
Nachdem man auf einem Irrtum nicht aufbauen konnte und der Vorschlag der Gemeinde historisch und heraldisch nicht begründbar war, erstreckten sich die weiteren Überlegungen zur Gestaltung des Wappens auf die im 12. Jahrhundert ansässigen Adeligen „von Taufkirchen“, die – so vermutete man – sich nach Guttenburg am Inn verzweigt hatten. Die Verknüpfung zu Guttenburg ist jedoch unter Historikern umstritten, so dass es nicht vertretbar war, im Gemeindewappen auf das Guttenburger Geschlecht Bezug zu nehmen.
Das Bayer. Staatsarchiv hat sodann in einer Stellungnahme schließlich erklärt, dass es aus rechtsgeschichtlicher sowie in heraldischer Hinsicht durchaus begründet wäre, das Stammwappen der Schlossherren Fugger, Puech, Freiberg, Rosenbusch oder Lerchenfeld zu übernehmen. Keines dieser Adelsgeschlechter war jedoch so lange im Besitz von Schloss Taufkirchen wie die Fraunberger, die die Schlossherrschaft mit einer kurzen Unterbrechung von 1377 bis 1554 innehatten. Deshalb wurde empfohlen, auf das Wappen der Fraunberger – im Schildhaupt bestückt mit einem silbernen Pfahl auf rotem Grund – zurückzugreifen, welches merkwürdigerweise mit dem Stammwappen der späteren Grafen von Taufkirchen-Guttenburg fast völlig übereinstimmt (Anmerkung: Das Schloss Guttenburg war auch der Wohnsitz von Nico Forster, der das Schloss Taufkirchen 2005 gekauft hat).
Um das Familienwappen der Fraunberger vom Gemeindewappen jedoch deutlich zu unterscheiden, sollte das Wappen in der unteren Hälfte mit einem Beizeichen versehen werden. Vom Bayerischen Staatsarchiv wurde dabei zunächst vorgeschlagen, einen Flusslauf darzustellen und so die Vils zu symbolisieren.
Der Gemeinderat stimmte der Übernahme eines Teiles des Fraunberger-Wappens zu, nicht jedoch der Aufnahme des vorgeschlagenen Fluss-Symbols. Stattdessen beschloss man, in das Wappen die 1890 abgebrochene und in ihrem Aussehen durch ältere Abbildungen bekannte Taufkapelle, ein achteckiges Baptisterium aus der Romanik aufzunehmen.

Diese Entscheidung des damaligen Gemeinderates war ausgesprochen feinsinnig, da durch die Aufnahme der Taufkapelle, die in anderer Ausprägung wohl schon im 9. Jahrhundert, d.h. zur Zeit der Christianisierung bestand, bildlich verdeutlicht wird, wieder Ortsname entstand und das Wappen somit ein „redendes“ ist.
Die Taufkapelle ist besonders gut auf dem Kupferstich von Michael Wenig aus dem Jahr 1698 zu sehen. Sie zeigt sich auch in weiteren Abbildungen als prächtiger Rundbau der Romanik und deutet in der Großartigkeit seiner Architektur an, dass diese Taufstätte im Vilstal eine erhebliche Bedeutung besessen haben muss.
Die Anfertigung des Gemeindewappens erfolgte durch den Münchner Kunstmaler Emil Werz. Das Bayerische Staatsministerium des Innern hat mit Ministerialentschließung vom 8. März 1954 die Führung des Wappens genehmigt und die offizielle Wappenbeschreibung wie folgt formuliert: „Unter rotem, mit einem silbernen Pfahl belegten Schildhaupt in Blau eine silberne Rundkapelle in romanischen Bauformen.“
Das Wappen wird von der Gemeinde insbesondere im Dienstsiegel, auf dem Briefkopf sowie den Gemeindefahnen geführt. Die Fahnen sind rot-blau, abgeleitet wahrscheinlich vom Gemeindewappen.
Nach den Bestimmungen der Bayer. Gemeindeordnung dürfen Wappen und Gemeindefahnen nur mit deren Genehmigung verwendet werden. Diese Genehmigung wurde bisher zur Anfertigung von Werbemitteln wie Krügen, Tellern, etc. und in seltenen Fällen auch an Vereine erteilt, so z.B. der Freiwilligen Feuerwehr Taufkirchen (Vils), die das Gemeindewappen auf ihrer Dienstkleidung führt.

Besonders gut gelungen ist das durch den Heimat- und Verschönerungsverein mit Blumen gestaltete Wappen, das in den Sommermonaten auf dem Rathausplatz aufgestellt ist und als Blickfang das Ortsbild bereichert.
_Archiv-Team