Christophorus Hospizverein Erding e.V.

Ehrenamt mit Verantwortung

Christophorus Hospizverein Erding e.V.
v.l. Angelika Eckl, Ottilie Kober und Barbara Schalk

In einer hilflosen Situation können sich Familienmitglieder befinden, wenn die eigene Mutter im hohen Alter plötzlich nicht mehr isst und trinkt. Wen um Rat fragen? Wen um Beistand bitten?

Das Sterben findet heute häufig im Krankenhaus statt und durch das Verschwinden großfamiliärer Lebensgemeinschaften ist Wissen verloren gegangen, das früher zum Leben gehörte. Nicht der Hausarzt und auch kein ambulanter Pflegedienst haben es zur Aufgabe, abseits der medizinischen Versorgung für ein friedliches und würdevolles Versterben zuhause zu sorgen.

Schon vor 30 Jahren sah Jürgen Bickhart, damals Chefarzt am Klinikum Erding, diese Lücke im sozialen Gefüge und rief den Christophorus Hospizverein ins Leben. Ihm gelang es, eine bis heute wachsende Struktur zu schaffen, in der Menschen aus der Gesellschaft heraus und ehrenamtlich als Hospizbegleiter Hilfe bieten. Immer wieder machen diese Ehrenamtlichen heute die Erfahrung, dass das Wissen über das Angebot des Christophorus Hospizvereins Erding immer noch nicht so verbreitet ist, wie es notwendig wäre. In einer Sitzung des Gemeinderates im März 2023 stellten Vorstandsvertreter und langjährige Engagierte deshalb ihre Arbeit und die Struktur des Hospizvereins genauer vor.

Neben dem aktuell 60 Personen starken Team aus ehrenamtlichen Hospizbeglei­tern sind drei sog. Koordinatorinnenhauptamtlich aktiv und bilden die erste von drei Säulen der Hospizarbeit. Diese Arbeit ist für die Betroffenen nicht mit Kosten verbunden. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen, die auch ärztliche oder pflegerische Leistungen erforderlich machen, ermöglicht das Palliativteam als zweite Säule das Versterben zuhause. Verordnet werden die Leistungen des Palliativteams, die auch aus medizinischer Begleitung bestehen, von einem Arzt, die Kosten tragen die Krankenkassen. Das gilt auch für die Aufnahme in das erst seit einem Jahr bestehende Sophienhospiz, der dritten Säule, wo Schwerstkranke ihre letzten Wochen verbringen können.

Im Mittelpunkt der Gespräche mit den Gemeinderäten stand der rein durch Spenden getragene und auf freiwilligem Engagement basierende häusliche und nicht pflegerische Einsatz. Ein Einsatz, der bedeutet, Mitmenschen in oft äußerst schweren Stunden etwas von der eigenen Kraft zu schenken und Trost zu spenden. „Es sind meist Menschen, die der Gesellschaft etwas zurückgeben möchten. Viele Ältere lassen sich daher über unseren Verein in mehreren Schulungen zu Hospizbegleitern ausbilden“, erzählt Angelika Eckl, die als Fachkraft für Palliativpflege und Hospizarbeit den Einsatz der Ehrenamtlichen koordiniert. „Aber auch jüngere Menschen, die Erfahrung mit Sterbebegleitung gemacht haben und hierin ein sinnvolles Engagement finden, kommen in unser Team“, ergänzt sie.

Regelmäßige Fortbildungen, offene Türen im Verein und Gespräche mit einem externen Supervisor schaffen das strukturierte und Rückhalt gebende Umfeld für die Ehrenamtlichen. Mit diesem Vorwissen schenken die Begleiter den Familien die meist dringend benötigten Pausen in der Pflege der Angehörigen, und den Sterbenden, je nach Situation, Gesellschaft oder einfach nur Nähe. „Es entstehen Freundschaften, unsere Ehrenamtlichen werden zu Vertrauten, Beichtvätern oder Bringer von Freunden“, erzählt Koordinatorin Eckl.

Dass Hospizarbeit schön und bereichernd sein kann, bestätigt Barbara Schalk, die neben ihren Aufgaben als Beisitzerin im Vorstand des Christophorus Hospizvereins auch als Begleiterin tätig ist: „Man bekommt von den Menschen immer etwas zurück“. Eine vereinsamte Pflegeheimbewohnerin, beispielsweise, schloss in ihren letzten Wochen Freundschaft mit der Mitarbeiterin des Hospizvereins. So kam die Begleiterin in den ersten Frühlingstagen gerne dem Wunsch der Seniorin nach, trotz Rollstuhl und zahlreicher Barrieren, gemeinsam ein Eis essen zu gehen. „Es wurde viel gelacht und gekleckert, die beiden hatten wunderschöne Stunden. Tags darauf verstarb die Heimbewohnerin friedlich“, berichtet Eckl.

Ottilie Kober, die im Vorstand den ersten Vorsitzenden Dr. Johannes Schollen vertritt, knüpft an diese Geschichte beispielhaft den Grundgedanken der Hospizbewegung: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, lautet eines der bekanntesten Zitate von Cicely Saunders, der Begründerin der modernen Hospiztradition, die vor vielen Jahren ein erstes stationäres Hospiz in England schuf. Unter dieser Philosophie sind auch die ehrenamtlichen Hospizbegleiter im Landkreis Erding tätig, wobei zur Verstärkung des Teams stets neue Mitglieder gesucht und ausgebildet werden.

Dass Familien aber auch Alleinstehende, die dieses (leider noch nicht in allen Bereichen der Gesellschaft bekannte) Angebot wahrnehmen und nichts dafür bezahlen müssen, versteht sich für den Hospizverein von selbst. Schließlich arbeiten Hospizbegleiter aus einem Gedanken der Nächstenliebe, ohne Bindung an eine Religion. Unterstützungswillige, sei es durch Spenden oder eigenes Engagement in diesem „Ehren-Amt“, finden hier passende Angaben. _Fabian Holzner

Kontakt

Hospizverein Erding e.V.
Tel. 08122 901683
www.hospizverein-erding.de
IBAN: DE14 7005 1995 0000 1586 75BIC: BYLADEM1ERD