Heimatkundliches Gemeindearchiv

Bilder aus vergangenen Tagen – Johann Rieder (1843 – 1918)

V.l.: Xaver Pecht, Josef Liebl, Johann Rieder

Eine in der Geschichte Taufkirchens unvergessliche Persönlichkeit

… so die Bezeichnung auf einem Erinnerungsblatt in der hiesigen Pfarrchronik. Johann Baptist Rieder stammte aus Gröttelsberg bei Wambach (damaliger Hausname Brodmann, heute Hanslbauer), wo er 1843 geboren wurde. Nach seiner Heirat mit Ursula Eicher im Jahre 1877 zog er nach Taufkirchen (Vils). Die Pfarrchronik beschreibt ihn als einen überaus unternehmenslustigen, aber auch tüchtigen Mann, der es von kleinen Anfängen zu Ansehen und Reichtum brachte (kursiv = wörtlich aus der Pfarrchronik).

Johann Rieder betätigte sich zuerst als Zimmermann, alsbald aber wurde er ein Bauunternehmer, der eine ganze Reihe Häuser in Taufkirchen errichtete. Er war nach dem Urteil eines hiesigen Maurermeisters (Barth. Schwarzbötzl) ein ausgezeichneter Baumeister, bei dem man hat etwas lernen können.

Sein erster Bau war 1873 das Haus des Barth. Huber an der Erdinger Straße (später Sofie Empl – Damenhüte). Im Jahr 1875 folgte dann an der Landshuter Straße das Wohn- und Geschäftshaus Rampeltshammer und 1877 das Obere Schulhaus, das nach dem Neubau der Schulgebäude am Pfarrweg an die Firma Glas-Grün verkauft und später abgebrochen wurde.

1882 erbaute er die Steinbrücke über den Kirchlerner Mühlbach an der Dorfener Straße und im gleichen Jahr am Pfarrer-Wegerl bei der Brücke über den Stephansbrünnlbach ein Sägewerk, das 1894 abgebrannt ist. Ersatzweise wurde von ihm daraufhin 1895 ein neues und größeres Dampfsägewerk am Bahnweg erstellt.

1884 reparierte er den Turm der Pfarrkirche. Unentgeltlich nahm er die Kugel mit dem Kreuze herab und setzte sie nach Vergoldung derselben wieder auf.

1885 übernahm er den Bau des Pfarrhofes, oben am Pfarrweg, dort wo heute das Mehrgenerationenhaus steht. Er erwarb den alten Pfarrhof schräg gegenüber der Pfarrkirche, brach ihn ab und baute 1887 an seiner Stelle ein Kaufhaus (das heutige Eberle-Haus), das er bis 1899 mit der Bezeichnung „Rieders Bazar“ selbst als Kaufmann führte und zu großer Blüte brachte, so dass sogar Leute von Dorfen kamen, um einzukaufen.

Die Ansichtskarte, die von Johann Rieder selbst verlegt wurde, wird geprägt durch den „Hauptplatz mit Rieders Bazar“. Außerdem sieht man weitere von Rieder erstellte Bauwerke, rechts das „Obere Schulhaus an der Landshuter Straße“ und unten links den neu erstellten „Pfarrhof am Pfarrweg“.

1889 erbaute er dann das Wohnhaus auf der Höhe beim alten Friedhof an der Kellerstraße (heute Heilmeier) und 1899 ganz in der Nähe ein weiteres Wohnhaus (später beim Winkler), das er vorübergehend selbst bewohnte, nachdem er sein Kaufhaus an Raimund Kraus von Erding verkauft hatte.

Schließlich erstellte er im Jahr 1900 noch bei seinem Dampfsägewerk am Bahnweg eine Villa (später Sengmüller-Villa, heute Barthel), bevor er dann seinen Besitz verkaufte und nach München zog.

Johann Rieder engagierte sich nicht nur im handwerklichen Bereich, sondern ebenso im örtlichen Vereinsleben. So war er u.a. auch Gründungsmitglied des TSV 1893 Taufkirchen, der aus dem 1886 gegründeten Verein „Rauch-Club-Fidelia“ hervorgegangen ist. Ein Foto (siehe Beginn des Beitrags) zeigt ihn mit anderen honorigen Vereinsmitgliedern, dem späteren Bürgermeister Xaver Pecht und dem Kaufmann Josef Liebl (Eisen-Liebl).

1918 ist Johann Rieder in München verstorben. Er wurde im alten Friedhof auf dem Berg an der Kellerstraße begraben.

Konrad Karbaumer