Helferkreis Asyl

Eigentlich wollten wir in dieser Kompass-Ausgabe um Hilfe bei der Wohnungssuche für anerkannte Flüchtlingsfamilien bitten. Die unfassbaren und menschenverach­tenden Anschläge von Paris lassen andere Themen jedoch verblassen und unser ganzes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer.

Die Terroristen, die für diese schrecklichen Attentate verantwortlich sind, haben über 130 Menschen getötet, zahlreiche Familien ins Unglück gestürzt und ganz Europa in Schock versetzt. Sie sind oftmals auch der Auslöser, dass so viele Menschen aus ihrer Heimat fliehen und bei uns Schutz und Sicherheit suchen.

Gerade in Zeiten von Bedrohung sollten wir uns noch stärker als ohnehin darauf besinnen, uns gegenseitig zu unterstützen und die guten zwischenmenschlichen Beziehungen, die in den letzten Monaten durch das gegenseitige Kennenlernen gewachsen sind, weiter festigen. Wir sind zuversichtlich, dass wir in unserer Gemeinde gemeinsam auf einem guten Weg sind und weiterhin zusammen ein für uns alle bereicherndes Miteinander in die Tat umsetzen können.

Seine Geschichte

Mein Name ist Ali Mohammed. Ich wurde im Norden von Somalia in der Stadt Mogadischu geboren. Meine Familie, meine Eltern, drei Schwestern, zwei Brüder und ich, lebten im Zentrum der Stadt in einem Armenviertel. Mein Vater betrieb dort einen kleinen Gemischtwarenladen in unserem Haus.

Ich war 10 Jahre alt, als zum ersten Mal bewaffnete Banden durch die Viertel zogen und Menschen auf offener Straße erschossen. Drei Jahre lebten wir dann in einer benachbarten Stadt, bis wir trotz der Unruhen nach Mogadischu in das notdürftig reparierte Haus zurückkehrten und dort die kommenden neun Jahre trotz der Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen verbrachten.

Mein Vater und zwei meiner Geschwister verstarben in dieser Zeit. Ich selbst wurde schwer verletzt und erlitt einen Durchschuss am Arm.

2010 entschied ich mich schweren Herzens, meine Mutter und Geschwister zurückzulassen und ins angrenzende Äthiopien zu gehen. In Dire Dawa konnte ich, mit Hilfe eines Freundes, für zwei Jahre in einer Autowerkstatt arbeiten, bis ich auch hier wieder weg musste. Meine Flucht führte durch den Sudan und Libyen, wo ich eingesperrt und geschlagen wurde, weil ich kein Lösegeld zahlen konnte. Schließlich gelangte ich zur Küste, wo ich einen alten Freund aus Somalia wieder traf. Er war der Lotse eines Schlauchbootes und nahm mich aus Mitleid unentgeltlich mit. 95 Leute waren auf dem überladenen Boot und nach 14 Stunden, als das Boot schon viel Luft verloren hatte und zu kentern drohte, wurden wir von einem deutschen Containerschiff gerettet und in Italien abgesetzt.

Ich war überglücklich nach dieser Odyssee. Mein Wille zu leben und mein Glaube haben mir geholfen, all die Strapazen und Attacken zu überstehen. Ein Zug brachte mich nach Venedig und eine Frau aus Somalia lieh mir Geld, damit konnte ich mit dem Bus nach München kommen und mich im Auffanglager der Bayernkaserne melden.

Jetzt warte ich auf mein Asylverfahren und hoffe, in Deutschland leben zu können – einem Land ohne Hunger, ohne Krieg.