VIP des Monats Oktober: Carl Hierl

Was
mache ich nur, dachte ich bei mir, wie soll ich einen Artikel über
jemanden schreiben, den ohnehin wirklich jeder kennt und auch seine
immense Bedeutung für unsere Gemeinde Taufkirchen (Vils)? Da
habe ich ein ähnliches Problem wie Carl Hierl mit seiner anstehenden
Geburtstagsfeier. Als wir miteinander telefonierten, war er arg
geplagt von dem bevorstehenden Jubiläum, von der Unmöglichkeit,
alle einzuladen, denen er sich zu Dank verpflichtet fühlt,
die er bei sich haben will, die ihm beim Aufbau von Himolla geholfen
haben und auch allen anderen lieben Menschen, denen er im Laufe
seines langen Lebens begegnet ist. „Das sind bestimmt 1000
oder mehr“, so Carl Hierl am Telefon.

Unser VIP des Monats und Ehrenbürger Taufkirchens
ist ein dankbarer Mensch, einer, der alles, was ihm von anderen
Menschen zuteil wurde, dankbar annahm und dessen Bedeutung für
sein unglaubliches Lebenswerk sehr wohl zu schätzen weiß
– ganz anders als manche erfolgreichen Menschen, die gerne alles
Gute in ihrem Leben zu hundert Prozent als Eigenleistung definieren,
die schief geratenen Dinge aber gerne auf widrige Umstände
schieben. So einer ist Carl Hierl nicht. Er ist ein offener Mensch,
sensibel, unkonventionell manchmal, aktiv, kreativ und liebevoll
dem Leben gegenüber. So eine Kombination von Charaktereigenschaften
findet man nicht oft. Und dass Carl Hierl das nicht nur ist, sondern
vor allem geblieben ist, das ist noch einmal eine besondere menschliche
Leistung. Was hat er nicht alles gesehen, erfahren – wenn man ein
Jahrhundert in seinen Kinderschuhen kennen lernt und es durchlebt,
bis es erwachsen wird und zu Ende geht, wenn man auch noch in das
nächste Jahrhundert mit Freude am Leben blickt, dann ist das
etwas besonderes, ein echter Schatz. Immer noch bei recht guter
Gesundheit, geistig und körperlich aktiv, spürt er inzwischen,
dass sich das Alter bemerkbar macht. Was Wunder, mit 90 Jahren!

Ich habe Carl Hierl auch als einen Menschen erlebt,
der geben kann – vor einigen Jahren, als die Taufkirchner Jugend
aktiv wurde und am Waldbad ein Open Air aufzog, da kam er vorbei
und spendierte Blumen in Hülle und Fülle – einfach so.
Für mich ist er der beste Beweis, dass es immer wieder Menschen
gibt, die geben ohne Angst, nichts mehr zurückzubekommen. Seine
positive Lebenseinstellung begeistert mich, und ich denke mir, wer
schlechte Zeiten, zwei Weltkriege erlebt und überlebt hat,
der hätte sich nachvollziehbar auch anders entwickeln können.

Diese Leistungen sind rein menschlicher Natur, denen
großer Respekt gebührt. Und dann gibt es natürlich
noch ein gigantisches Projekt Namens Himolla …

Am 25.11. 1911 geboren in Taufkirchen (Vils) als Sohn
von Carl und Maria Hierl, die ein Geschäft in der Sattlerei-,
Polsterei- und Wagenbaubranche betrieben, sah es für Carl Hierl
zunächst gar nicht so gut für seine Zukunft aus, denn
der Vater verstarb, als er erst ein Jahr alt war. Durch all die
Wirren von wirklich schlimmen und verrückten Zeiten manövrierte
er den elterlichen Betrieb und legte mit viel Phantasie, Organisationstalent,
Überzeugungskraft und Unternehmergeist den Grundstock für
das spätere Himolla-Werk.

GRATULATION für einen erfolgreichen Unternehmer:
Carl Hierl trifft 1963 Konrad Adenauer.

Nach 22 Jahren der Ehe verstarb seine Frau Elisabeth,
geb. Keilhacker, die ihm zwei Kinder schenkte. In derselben Zeit,
Mitte der 60er Jahre, schloss sich die expansive Aufbauphase der
Firma Carl Hierl Polstermöbelwerk, später Himolla, an.
An deren Ende beherbergte unser Ort eines der größten
Polstermöbelwerke Europas, und nicht nur das: Sein großes
soziales Engagement, seine zutiefst christliche Lebenseinstellung
half einer Vielzahl von Vereinen, Institutionen und Menschen. Auch
an zahlreichen kommunalen Einrichtungen wie dem Waldbad oder der
Realschule hatte Carl Hierl durch ideelle und finanzielle Unterstützung
großen Anteil. Ein besonderes Lebenswerk und ein ganz besonderer
Mensch – weiterhin alles Gute, Carl Hierl!      (jh)