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Vor 50 Jahren –Die kommunale Gebietsreform
Die Gebietsreform im Freistaat Bayern, die in den Jahren 1971 bis 1980 durchgeführt wurde, hatte das Ziel, leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen. Dies sollte durch größere Verwaltungseinheiten erreicht werden und sie in die Lage versetzen, die zumeist organisatorisch und finanziell aufwändigen Maßnahmen der Daseinsvorsorge wie Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung, Straßenbau, etc. effizienter zu bewältigen.
Durch die Gebietsreform, die seinerzeit vom Ministerpräsidenten Alfons Goppel und dem damaligen Staatsminister des Innern Bruno Merk initiiert wurde, entstanden aus vorher 143 Landkreisen insgesamt 71 neue Landkreise und 23 von ehemals 48 kreisfreien Städten verloren ihre Kreisfreiheit.
Die Gemeindegebietsreform, die ab 1972 zunächst auf freiwilliger Basis durchgeführt und im Jahr 1978 mit Zwangseingemeindungen abgeschlossen wurde, verringerte die Zahl der bayerischen Gemeinden von 6.962 im Jahr 1970 um über zwei Drittel auf 2.051 kreisangehörige Gemeinden. Davon sind derzeit 982 Gemeinden in 311 Verwaltungsgemeinschaften organisatorisch zusammengeschlossen.
Nachdem der Landkreis Erding nur 75.000 Einwohner hatte und damit unter der anvisierten Mindestgröße von 80.000 Einwohnern lag, stand er bei den damaligen Reformüberlegungen zunächst auch auf der „Abschussliste“.
Nach einer Lösungsvariante der Regierung von Oberbayern sollten Dorfen und Isen dem Landkreis Wasserburg und die restlichen Gebiete dem Landkreis Freising zugeordnet werden. Bürgermeister Bartl Wegmann erklärte: „Wir bleiben treu, solange der Landkreis Erding Aussicht hat, bestehen zu bleiben.“
„Aber wenn was passiert“, fügte er hinzu, „und der Landkreis mit Freising zusammengelegt wird, dann wollen wir lieber nach Landshut“. Dazu kam es aber nicht. Landrat Simon Weinhuber erinnerte mit einem Protestschreiben den Innenminister Bruno Merk an eine ursprünglich gemachte Zusage und nach intensivem politischen Tauziehen wurde schließlich nicht der Landkreis Erding sondern der Landkreis Wasserburg aufgelöst und die Gemeinden Isen, Mittbach, St. Wolfgang und Schiltern dem Landkreis Erding zugeschlagen. Hinzu kam außerdem die Gemeinde Schwindkirchen aus dem Landkreis Mühldorf, womit der Landkreis Erding seine heutige Ausdehnung erreichte.
Im Landkreis Erding hat sich – wie auch in anderen Landkreisen – die Zahl der Gemeinden deutlich verkleinert. Ursprünglich waren es 46, nach ersten freiwilligen Zusammenschlüssen 1972 noch 34 und nach Abschluss der Gebietsreform 1978 nur noch 26.
Die Neuordnung im Landkreis Erding war damals vielen strategischen Überlegungen unterworfen. Auch Landrat Simon Weinhuber versuchte Einfluss zu nehmen und hat, wie man einem Zeitungsbericht entnehmen kann, zu Hofkirchens Bürgermeister Alois Lanzinger gesagt: „Geht’s ihr mir net zu Dorfen oder Taufkirchen, damit die net zu stark werden“. Die Hofkirchner folgten diesem Rat jedoch nicht und haben sich bereits im April 1971 per Bürgerversammlung für die Fusion mit Taufkirchen entschieden. Im Juli stimmte auch Wambach für einen Anschluss an Taufkirchen; im September folgte Moosen, verbunden mit der Forderung, dass der Ort an die Taufkirchner Wasserversorgung angeschlossen wird und im Oktober schließlich Gebensbach. In allen Fällen hatten sich die BürgerInnen mehrheitlich für einen Zusammenschluss mit Taufkirchen ausgesprochen.
Nach den Vorstellungen der Ortsplanungsstelle bei der Regierung von Oberbayern sollten neben den vier genannten Gemeinden auch die Gemeinden Hohenpolding, Sulding, Steinkirchen, Hofstarring, Inning und der Nordteil von Eibach in die Gemeinde Taufkirchen eingegliedert werden. Dazu kam es aber nicht; Hohenpolding und Sulding wurden zusammengefasst, genauso Steinkirchen und Hofstarring. Nach Taufkirchen kam dann mit Wirkung vom 1. Januar 1972 gemeinsam mit den Gemeinden Gebensbach, Hofkirchen, Moosen und Wambach nur noch ein kleiner Teil der Gemeinde Eibach mit den Ortschaften Kienraching, Schnaupping und Wicheling.
Das Vertrauen, das die Bevölkerung von Gebensbach, Hofkirchen, Moosen und Wambach bei den Bürgerabstimmungen zur Fusion in den Zusammenschluss gesetzt hat, wollte die Gemeinde Taufkirchen (Vils) nicht enttäuschen. So wurde bereits im November 1971, also vor dem Inkrafttreten der Fusion, mit dem Bau der Wasserleitung nach Moosen begonnen und der Ausbau der Gemeindeverbindungsstraße von Taufkirchen über Breitenweiher und Tegernbach nach Hofkirchen in Angriff genommen. Darüber hinaus folgten zeitnah zur Fusion viele weitere Maßnahmen, die die Anschlussgemeinden in ihren Fusionsbeschlüssen verlangt haben, an vorderster Stelle der Ausbau von Straßen, der Anschluss an die zentrale Wasserversorgung, die Errichtung einer geordneten Abwasserbeseitigung, die Bestandserhaltung der Ortsfeuerwehren, die Erhaltung der Grund- und Teilhauptschule Moosen mit Neubau einer Schulturnhalle sowie die Ausweisung und Erschließung neuer Baugebiete in Moosen.
Nach 50 Jahren kann festgestellt werden, dass die Fusionsvereinbarungen nicht nur komplett umgesetzt wurden, sondern man mit erheblichen Leistungen weitaus mehr geschaffen und damit die Anschlussbereiche spürbar gestärkt hat.
_Konrad Karbaumer
Gemeinden Bürgermeister Fläche Einwohner
Taufkirchen (Vils) Bartholomäus Wegmann 1.711 ha 5.159
Gebensbach Georg Purainer 675 ha 290
Hofkirchen Alois Lanzinger 1.711 ha 673
Moosen Paul Weger 1.623 ha 1.225
Wambach Mathias Huber 1.082 ha 356
Teil von Eibach 216 ha 190
Gesamt 7.018 ha 7.893
GemeindearchivGroße Ausstellung im Schaudepot: 800 Exponate aus Handwerk und Handel, Haushalt, Religiöses, Vereine 950 themenbezogene Dokumentenordner 100 Filme auf VHS und DVD 700 Schautafeln in Hängeregisterschränken 500 archäologische und geologische Gegenstände (Bodenfunde)
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