Taufkirchen für alle – eine Gemeinde praktiziert Inklusion

Von Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey wurden wir in Berlin mit dem Preis „DemografieGestalter 2018“ ausgezeichnet. Wir waren Gewinner in der Kategorie „Partizipationsprozesse“, oder mit den Worten der Ministerin: „Nichts ist so wichtig für Menschen wie andere Menschen, die sich kümmern“.

Warum haben wir den Preis eigentlich bekommen? So weit sind wir in Taufkirchen nun auch wieder nicht, was das Thema angeht.

Den Preis haben wir nicht bekommen, weil wir schon alles erreicht haben, sondern weil wir auf Gemeindeebene systematisch Strukturen geschaffen haben, um gemeinsam am Thema Inklusion zu arbeiten. Wir haben erkannt, dass wir das Thema selber anpacken müssen. Das Leben findet nun mal hier statt.

Was uns auch auszeichnet ist, dass wir nicht mehr vor allem in verschiedenen Zielgruppen denken, also „alt“, „behindert“, „Migrationshintergrund“. Wir arbeiten in Handlungsfeldern, da wir bemerkt haben, dass sich die Themen der verschiedenen Menschen auch ähneln. Wir arbeiten ZUSAMMEN, und nicht gegen- oder nebeneinander.

Schön und gut. Doch warum befassen wir uns überhaupt mit diesem Thema?

Weil jeder das Recht hat, teil zu haben am Leben – unabhängig von Geschlecht, Lebensalter, Herkunft, Sprache, Hautfarbe, Religion, Bildungsstand, Behinderung, Krankheit. Es gibt zahlreiche Gesetze, Chartas und Konventionen, die uns das zusichern. Doch um diese „bedruckten Papiere“ mit Leben zu füllen ist es nötig, dass jeder bei sich selbst beginnt, in der Familie, in der Nachbarschaft, im Verein, in der Arbeit. ICH muss anfangen, nicht MAN. Deshalb haben wir in der Gemeinde diesen Prozess gemeinsam ins Leben gerufen.

Und was ist mit denen, die gar nicht teilhaben wollen? Das soll es ja auch geben.

Wichtig ist: Unser Handeln basiert auf den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland. Und wir zwingen niemanden, teil zu haben oder sich zu beteiligen. Wir möchten Brücken bauen zu allen hier lebenden Menschen. Ob er oder sie über die Brücke gehen will, muss dann natürlich jeder selbst entscheiden.

Gleichzeitig wissen wir, dass es Menschen gibt, die wir deshalb kaum sehen, weil es ihnen an Infos über die Veranstaltungen oder Fahrgelegenheiten mangelt, die nicht mitmachen, weil sie oder ihre Angehörigen sich schämen für vielleicht ungewöhnliche Verhaltensweisen; die wissen: ich stoße auf bauliche Barrieren oder Vorurteile. Dann kommen sie erst gar nicht. Viele fühlen sich nicht eingeladen und angesprochen. Wichtig ist uns deshalb eine einladende Haltung und dass wir aufeinander zu gehen. Jeder Mensch ist an seiner Stelle wichtig. Manchmal hilft es, sich die Fragen zu stellen: Wie möchte ich behandelt werden, wenn ich alt, gebrechlich oder behindert bin oder wo ich fremd bin?

Und wenn ich mitmachen will?

Dann freuen wir uns! Gemeinsam erreichen wir mehr. Viele Menschen arbeiten mittlerweile ehrenamtlich, hauptamtlich oder als Betroffene in einem oder mehreren der sieben Handlungsfelder an der Umsetzung von Maßnahmen:

  • Bildung und Erziehung
  • Arbeitswelt
  • Bauen und Wohnen
  • Vereine, Freizeit und Sport
  • Kultur
  • Öffentliches Leben und Mobilität

Fragen? Interesse? Anregungen? Kritik? Bitte melden Sie sich bei Katharina Gaigl vom MGH (Tel. 08084 2578-22, katharina.gaigl@caritasmuenchen.de) oder Carolin Stanglmayr vom Rathaus (Tel. 08084 3724, stanglmayr@taufkirchen.de).

Mehr Infos auch unter: www.taufkirchen.de