Taufkirchens Tennistalent erkundet die Welt

“Ich hab sauba Hoamweh g’habt – Es war ois scheiße”, erzählt Luzia Obermeier strahlend, braungebrannt und selbstbewusst während ihres langen “Heimaturlaubs” in Moosen.

Seit eineinhalb Jahren studiert die Moosenerin in den USA. Nach einer schwierigen Anfangszeit blüht sie jetzt aber auf, in dem was sie sich hart erarbeitet hat und ihre Eltern ihr ermöglicht haben. Mit einem “scholarship”, also einer Art Stipendium, bei dem sie ihre außerordentlichen Fähigkeiten beim Tennis unter Beweis stellt und dafür keine Studiengebühren zahlen muss.

Mit ihren “teammates” reist sie während der Spielsaison im Frühjahr durch die Staaten und spielt auf den Centre-Courts anderer Universitäten, daneben hat sie zunächst Biologie studiert, jetzt Psychologie. Vor erst fünf Jahren besuchte die jetzt 20-Jährige noch die Realschule in Taufkirchen – nicht ganz so oft wie ihre Mitschüler, wie sie heute schmunzelnd eingestehen darf. Denn die ein oder andere Fehlstunde ergab sich schon damals durch ihr Tennistalent und den damit einhergehenden vielen Trainings und nationalen sowie internationalen Turnierreisen. Dass sie damals aber auf die richtige Art gefördert wurde, mit großer Flexibilität vieler Lehrer, die auch mal ein Auge zu drückten, da die Leistungen ja stets stimmten, wird sie noch lange in Erinnerung behalten.

“Sport lehrt einem viel an Charaktereigenschaften. Besonders Disziplin”, denkt Luzia an ihre Kindheit und Jugend zurück. Die Sommersemesterferien in Moosen begann sie mit einer Woche nichts tun.

Dann trieb es sie wieder auf den Sandplatz. Daneben hat sie das Joggen für sich entdeckt und gleich mal an einem Halbmarathon teilgenommen. “Beim Laufen kommen einem bald Gedanken wie “jetzt mach ich langsamer, oder eine Pause”. Da muss man sich dann pushen – und das ist etwas, was ich eigentlich erst im letzten Jahr gelernt habe”. Nicht übertriebener Ehrgeiz spricht dabei aus der jungen Taufkirchenerin, sondern ein gesunder Glaube an die eigenen Fähigkeiten.

Unter Beweis gestellt hat sie diese nicht nur bei unzähligen Tennisturnieren zuerst beim TC Taufkirchen, dann in Erding und schließlich in Waldkraiburg. Weiter ging die sportliche Laufbahn beim TC Grün-Weiß Luitpoldpark, wo sie in der Regionalliga und zweimal auch in der Bundesliga spielte.

Gleichzeitig trat Luzia immer wieder in der österreichischen Bundesliga an. Heute trainiert sie bei ihren Heimataufenthalten in Ismaning. Auch schulisch spielte sie sich mehr, als dass sie kämpfte. Auf die Mittlere Reife folgte die FOS Erding, eine 1,4 steht im allgemeinen Abiturzeugnis von Luzia Obermeier. Ein Studium an einer US-Uni war dann weniger ihre eigene Idee, als vielmehr das Ergebnis vieler Einladungen verschiedener Colleges, von denen Luzia die ersten schon mit 13 über facebook-Nachrichten erhielt. North Carolina, mehr als 7000 Kilometer von Moosen entfernt, war dann die erste Station.

Zum ersten Mal weg von zuhause, auf sich allein gestellt in einem fremden Land und mit “teammates” (Mitspielern), die im letzten Semester der neuen Deutschen nicht sonderlich viel Beachtung schenken, ist erstmal alles eben “Scheiße”. Hinzu kam eine Verletzung, Stressfrakturen im Becken, die sich auf eine Knochenzyste zurückführen lassen. Luzia kehrte nach Deutschland zurück, wurde in München operiert und hatte selbstverständlich keine große Lust, zurück nach North Carolina zu fliegen. Ihre Eltern Irmi und Robo ermutigen sie aber, über ein “transfer portal” an eine andere Uni zu wechseln. “Ich hab ganz großes Vertrauen in meine Eltern! Sie wollen immer das Beste für mich”, sagt Luzia und erinnert an die unzähligen Fahrten zum Training nach Ismaning oder zu den Spielen, dutzende Kilometer entfernt. Vollends überzeugt, einen zweiten Anlauf zu wagen, hat sie dann die Nachricht einer Freundin aus Nürnberg, die an der Saint Leo University in Florida bereits studierte, ebenfalls mit einem Tennis-Stipendium. Dass Luzia daraufhin die richtige Entscheidung getroffen hat, verrät schon allein ihr Lächeln: “Es scheint jeden Tag die Sonne, das hat mich gleich glücklicher gemacht”, erzählt sie.

Noch zwei Jahre und Luzia hat ihren Bachelor in Psychologie, denn Sport studiert sie trotz dem Fokus auf Tennis, mit vielen Trainings, nicht. Eine Tenniskarriere hält sie für “unrealistisch”: “Ich hab’ für mich beschlossen, dass ich das auch gar nicht will. Nur herumreisen und meinen ganzen Wert vom Tennisspielen abhängig machen…”. Stattdessen verfolgt sie, insgeheim schon seit Realschulzeiten, einen anderen Traum: Ärztin werden. Ermutigt wird sie dazu nicht nur von ihren Eltern, sondern auch von einem mit der Familie befreundeten Arzt. “Ich hab’ verstanden, dass es am meisten auf Fleiß und Passion ankommt”, freut sie sich auf die nächste Herausforderung. Und davon strotzt die junge Moosenerin mit dem jetzt schon interessanten Werdegang nur so. Zu ihrem Glauben an sich selbst kommt nach wie vor die Unterstützung von Irmi und Robo: “Ich bin wahnsinnig froh, dass mich das meine Eltern machen lassen und hinter mir stehen”.