Abschied von Franziska Keilhacker

„Wissen
macht das Gesicht freundlich, lässt die strengen Falten verschwinden.“
Mit diesen Worten ließ Pfarrer Bernhard Haslinger beim Seelengottesdienst
noch einmal das gütige, immer freundliche Gesicht der am 28.
November 2002 verstorbenen Franziska Keilhacker vor den Trauernden
erscheinen. Es war ihr Herzenswunsch, dass der Seelsorger und enge
Freund sie auf ihrem letzten Weg begleitete, so wie sie seinen Werdegang
50 Jahre lang wohlwollend begleitet hatte.

In einfache Verhältnisse sei sie hineingeboren
worden, ohne Vater aufgewachsen. Diese Hypothek habe sie immer belastet,
sie konnte nie ganz ausgeglichen werden. Vaterstolz, so Pfarrer
Haslinger, habe sie nie gestützt. Dafür habe ihr der geliebte
Lehrer und Bruder Carl sowie die Mutter Maria Halt gegeben.

Ihren Mann Peter Keilhacker hatte sie während
der Unwägbarkeiten des Krieges geheiratet. Am Tag der Geburt
ihres einzigen Sohnes sei auch die Vermisstenmeldung des Mannes
eingetroffen. „Den Vater nie gekannt, den Mann kaum umarmt,
liebte sie in ihrem Sohn auch den Vater.“

Dann kam Himolla und damit begannen wohl ihre wichtigsten
Jahre an der Seite ihres Bruders. Zurückhaltend, freundlich,
still arbeitete sie in der ehemaligen Sattlerwerkstatt, die zur
Geschäftszentrale geworden war. Franziska Keilhacker sei eine
vertraute Zuflucht für Männer und Frauen gewesen. Hier
konnten sie sich ausreden und nicht selten ausweinen. Ihre christlichen
Pflichten habe sie mit großer Verantwortung erfüllt.
Nur wenn ihr Innerstes angekratzt worden sei, habe sie sich zurückgezogen,
bemerkte Pfarrer Haslinger.

Die wohl schwerste Phase ihres Lebens sei es gewesen,
die Firma in turbulenten Zeiten vor dem Untergang zu bewahren. Das
habe ihre Kräfte fast überstiegen, die damals geschlagenen
Wunden seien nie ganz vernarbt.

Es folgten die stillen Jahre, in denen sich ihr Leben
vor allem in ihrer großen Wohnung abgespielt habe. Die vielen
Erinnerungen der Vergangenheit seien zunehmend ihre Wirklichkeit
geworden.

Dankbar und frei genoss sie in den letzten Jahren ihre
Geburtstage. Doch Krankenhausaufenthalte wurden mit zunehmendem
Alter häufiger. Dankbar nahm sie die Hilfe und Unterstützung
derer an, die zu ihr kamen, bei ihr blieben oder sie begleiteten.

Am Grab dankte Bürgermeister Franz Hofstetter,
der ihre Bedeutung für den wirtschaftlichen Aufbau Taufkirchens
würdigte. Sie habe durch unternehmerischen Einsatz wieder vielen
Menschen die Aussicht auf eine sichere Existenz gegeben, was damals
nicht selbstverständlich gewesen sei. „Sie war immer die
stabilisierende Kraft im Unternehmen und stieg, wenn nötig,
auch mal auf die Bremse.“ Auch ihr soziales Engagement, sowie
ihre Fürsorgepflicht der Belegschaft gegenüber zeichneten
sie aus. Immer sei es ihr wichtig gewesen, in Not geratenen Menschen
zu helfen.

Himolla-Geschäftsführer Karl Sommermeyer
äußerte seinen tiefempfunden Dank und Respekt gegenüber
Franziska Keilhacker. Er habe sich gefreut, dass er ihr zum 50-jährigen
Firmenjubiläum den, nach ihren Worten schönsten Tag ihres
Lebens bereiten durfte. Als ihr Wohnungsnachbar erinnerte er sich,
dass sie jeden Sonntag um 22 Uhr auf ihrer Terrasse gestanden sei,
den Himolla-Lastwägen beim Verlassen des Werkes zugesehen und
für die Fahrer gebetet habe. „Der Geist, den sie und ihr
Bruder im Werk gelegt haben, wird nie verschwinden.“

Hans Wegmann betonte im Namen der von ihr ins Leben
gerufenen Stiftung „Komunitas“, welch wunderbare Einrichtung
damit entstanden sei. Bereits Ende der 80-er Jahre habe sie sich
Gedanken gemacht, wie sie nach ihrem Leben weiterhin Bedürftigen
helfen, Kirche, Kultur und Bemühungen um eine Ortverschönerung
unterstützen könne.

Die Geschichte Taufkirchens in der zweiten Hälfte
des letzten Jahrhunderts wird stets eng mit dem Namen Franziska
Keilhacker verbunden bleiben.                        Birgit
Lang

Nachruf

Und meine Seele spannte weit
ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

 

Die Gemeinde Taufkirchen (Vils)
nimmt Abschied von

Frau Franziska Keilhacker

Die Verstorbene hat durch ihr grenzenloses Engagement
im wirtschaftlichen und sozialen Bereich das Leben in unserer
Gemeinde über Jahrzehnte hinweg mit getragen und geprägt.

Wir trauen um eine große Persönlichkeit.

Gemeinde Taufkirchen(Vils)

Franz Hofstetter, 1. Bürgermeister