kbo-Klinikum Taufkirchen (Vils)

Huntington- Zentrum Süd

Seit 32 Jahren konzentriert sich im kbo-Klinikum Taufkirchen (Vils) eine eigene Station auf die Huntington-Krankheit. Die Betroffenen leiden an nicht kontrollierbaren Muskel­zuckungen und überschießenden Bewegungen, im weiteren Verlauf können Persönlichkeitsveränderungen und ein kog­nitiver Abbau hinzukommen. Ursache ist eine genetische Veränderung, die zum Abbau bestimmter Hirnareale führt.

Benannt wurde die früher als „Veitstanz“ bezeichnete Krankheit nach dem US-amerikanischen Arzt George Sumner Huntington, der 1872 erstmals die Vererbbarkeit dokumentierte. Sie bricht meist zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr aus und wird mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 50 % vererbt. Um diesen Menschen – in Deutschland schätzungsweise bis zu 8.000 Fälle – zu helfen, die Ursachen besser zu verstehen und Therapien für den bis heute unheilbaren Verlauf zu ent­wickeln, gründete Prof. Dr. Matthias Dose 1998 das Huntington-Zentrum Süd, als Teil des kbo-Isar-Amper-Klinikums.

kbo-Huntington Presse
Pressegespräch im kbo-Klinikum, von links: Dr. Alzbeta Mühlbäck (Oberärztliche Leitung Huntington), Prof. Dr. Peter Brieger (Ärztlicher Direktor), Bürgermeister Stefan Haberl, Pflegedienstleiter Rudof Dengler und Prof. Dr. Matthias Dose.

In einem Pressegespräch stellten kürzlich der ärztliche Direktor des Isar-Amper-Klinikums, Prof. Peter Brieger und Dr. Alzbeta Mühlbäck, die oberärztliche Leiterin des Huntington-Zentrums Süd, ihre Kooperation mit der medizinischen Fakultät der Universität Ulm vor. Brieger sprach von einem „wichtigen Schritt für Forschung, Lehre und klinische Versorgung“, Mühlbäck sah in dem Zusammenschluss den Beginn einer „neuen Ära“ auf ihrem Fachgebiet.

Dass die Gemeinde diese Neuausrichtung nach Kräften unterstützt, dessen versicherte Bürgermeister Stefan Haberl die Gesprächsrunde. „Das kbo-Klinikum gehört zu Taufkirchen wie das Wasser in der Vils“, formulierte er die enge Verbundenheit der Gemeinde mit der psychiatrischen Einrichtung. Mit Stolz erfülle ihn die Vorstellung, ein Vorzeigeprojekt für ganz Deutschland im Ort entstehen zu sehen. Einen besonderen Dank richtete Haberl an Prof. Dr. Dose für dessen Jahrzehnte langen Einsatz auf dem Gebiet der Huntington-Krankheit.

Die Krankheit selbst, die Hintergründe und die Behandlung stellte Prof. Dr. Bernhard Landwehrmeyer, Leiter des Huntington-Zentrums Ulm und Kooperationspartner des kbo, vor. Bis heute wurden einige Möglichkeiten, die Symptome medikamentös und therapeutisch zu behandeln, entwickelt. Auf der genetischen Ebene laufen derzeit mehrere Projekte. Prof. Landwehrmeyer berichtete von einer „konkreten Hoffnung“, den Erkrankungsbeginn aufschieben oder verhindern zu können. Dazu sollen bestimmte Gene „leise geschaltet“ werden.

Die stationäre Einrichtung, die in Taufkirchen (Vils) entstanden ist, bezeichnete Landwehrmeyer als ein „Alleinstellungsmerkmal“. 19 Betten bietet die Klinik momentan, hinzu kommt neben der medizinischen Versorgung die weitere Betreuung durch Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten.

kbo-Huntington Gruppe
Mit Abstand im Freien: Prof. Dr. Matthias Dose (vorne, 3. von rechts) mit Gesprächsteilnehmern vor dem Konferenzgebäude.

Text: Fabian Holzner

kbo-Klinikum Taufkirchen (Vils)

Leiser Abschied nach 25 Jahren

Pflegedirektor Hermann Schmid wechselt in den Ruhestand

Es war ein leiser Abschied im kleinen Rahmen, zu dem ­Hermann Schmid einlud. Nach mehr als 25 Jahren verabschiedete sich der Pflegedirektor von seinen Kolleg*innen und Mitarbeitern mit einem Glas Sekt, einem kleinen Imbiss und ein paar launigen Worten. Eine größere und intimere Feier verbot Covid-19. „Der Abschied fällt mir schon schwer, immerhin habe ich hier mehr als ein Vierteljahrhundert gewirkt, die Menschen und das Klinikum sind mir ans Herz gewachsen“, so Schmid.

Intensiv warb er um die weitere Qualifizierung des Pflegeberufs. Sein Herzensthema war die Akademisierung der Pflege, die in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Auch deswegen war Schmid über viele Jahre berufspolitisch aktiv, u.a. in der Bundesfachvereinigung Leiten­der Krankenpflegepersonen der Psychiatrie (BFLK) und im Verband der Pflegedienstleitungen Psychiatrischer Kliniken Bayern (VdP psych. Bayern e.V). Genauso wichtig war auch die enge Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft in München.

kbo-Abschied Schmid Spuren „Sie haben viel bewegt und das kbo-Klinikum Taufkirchen (Vils) und das kbo-Isar-Amper-Klinikum sehr geprägt“ ­bedankte sich Geschäftsführer Franz Podechtl bei Hermann Schmid für sein Engagement. Der war nämlich nicht nur Pflegedirektor in Taufkirchen (Vils), sondern seit 2016 auch für acht Standorte des kbo-Isar-Amper-Klinikums in und um München verantwortlich. Rudolf Dengler, langjähriger Begleiter und Vertreter des Pflegedirektors, übergab ein kleines Abschiedsgeschenk des Klinikums: Ein eigens erstelltes Fotobuch mit Erinnerungen aus 25 Jahren Taufkirchen (Vils).

Seinen letzten „Arbeitstag“ im Klinikum konnte Schmid genießen. Zuhause von Rudolf Dengler und Günter Badura abgeholt, ging er zum letzten Mal über alle Stationen und verabschiedete sich von den Mitarbeitern.

Auch die Gemeinde Taufkirchen (Vils) verabschiedet sich auf diesem Wege bei Hermann Schmid. Wir bedanken uns für die ausgezeichnete Zusammenarbeit und wünschen ihm einen stressfreien, sportlichen und allzeit angenehmen Ruhestand.