Taufkirchen und seine Ortsteile wollen mit Weitblick in die Zukunft

Passt oiss, oder brauchts einmal a bisserl Nachdenken zur Lage der Gemeinde? Denn es könnte ja sein, dass nur scheinbar alles gut ist. Das Ergebnis von zwei Tagen Arbeit voraus: Direkt schlecht lebt sichs nicht in der Gemeinde Taufkirchen (Vils) – könnte aber besser sein. Und mit Plan in die Zukunft würde nicht schaden.

Was auch nicht schadet: Sich die Frage nicht nur daheim im Wirtshaus zu stellen (falls überhaupt noch vorhanden), sondern sich der Problematik mit etwas Distanz und in arbeitsamer Atmosphäre zu nähern – und darum hatten sich im Mai zwei Dutzend Gemeindebürger in Thierhaupten eingefunden, um unter der Leitung von Andreas Raab, einem promovierten und erfahrenen Stadt- und Regionalplaner, herauszufinden, wo man in unserer Gemeinde nachjustieren sollte, welche Bedürfnisse vorhanden sind, welche Visionen man in den einzelnen Gemeindeteilen (vielleicht) hat und, wichtigste Frage: Ob es notwendig ist, ein Gemeindeentwicklungsprojekt zu starten.

Taufkirchener Gemeindebürger und -räte beim Seminar in Thierhaupten

Nun, Not herrscht akut keine, aber für die Lebendigkeit unseres ländlichen Raumes scheint in manchen Bereichen eine gewisse Wende nicht verkehrt.

In der Landwirtschaft ist die Kurve unübersehbar – das Bäuerliche verschwindet aus den Dörfern, wie geht’s dahinter weiter? Immer mehr landwirtschaftliche Gebäude stehen leer, eine gewaltige Bausubstanz, für die man sich neue Nutzungen überlegen könnte (bevor man das nächste Gewerbegebiet ausweist): Im Außenbereich ebenso wie in den Dörfern, wo die Kerne buchstäblich hohl werden und sich das Wohnen – vom Dorfleben wird man hier kaum sprechen – in die oft künstlich angehängten Siedlungen verlagert. Neue Baugebiete, so die einhellige Meinung der Tagungsteilnehmer, brauchts nicht mehr. Außer in Taufkirchen (Vils) und Moosen (Vils), den zwei unstrittigen, ausbaufähigen Haupt­orten des Gemeindegebietes.

Lieber sollte man sich die Frage stellen, wie man in den Dörfern zukünftig soziales Miteinander und vielleicht auch Arbeitsplätze sichert: u. a. durch eine gewerbliche Nutzung einst landwirtschaftlicher Gebäude, durch die Gestaltung entweder nicht (mehr) vorhandener oder „greisliger“ Dorfplätze, durch ggf. moderate Schließung von Baulücken durch Einheimische.

Das alles wird dennoch Stückwerk bleiben, wenn man nicht auch die Vernetzung schafft: Von Ort zu Ort und vor allem zum Zentrum Taufkirchen (Vils). Ganz praktisch auf der Straße: Weil ja nicht zu erwarten ist, dass künftig regelmäßig öffentliche Busse von Hofkirchen, Gebensbach oder Wambach nach Taufkirchen (Vils) fahren, könnte die allgemeine Mobilität in der Gemeinde mehr und mehr die Aufgabe einer effektiven Nachbarschaftshilfe werden. Etwas ideeller im Kopf: Dahoam in Gebensbach, Moosen, Hofkirchen, Angerskirchen, Wambach – aber mit gewissem Stolz ein Bürger einer lebensfrohen und visionären Gemeinde Taufkirchen (Vils).

Seminarleiter Andreas Raab (links) fordert die Teilnehmer.

Herausforderungen also genug, die durchaus kreativen Weitblick vertragen. Um dieses Potential zu aktivieren, hat der Gemeinderat aufgrund der Empfehlungen des Thierhauptener Seminars beschlossen, zusammen mit einem noch zu wählenden Planer und Vordenkern aus allen Gemeindeteilen ein Gemeindeentwicklungskonzept zu erarbeiten. Die Arbeit wird noch in diesem Jahr beginnen.

Markus Tremmel