Stellungnahme des Gemeinderates der Gemeinde Taufkirchen (Vils) zum geplanten Bau einer Umfahrung für die B 388

Das Ergebnis der vor kurzem erst veröffentlichten Zahlen der amtlichen
Verkehrszählung 2005 hat es wieder deutlich gemacht: Taufkirchen
(Vils) droht im Verkehr zu ersticken, wenn keine Umfahrung gebaut wird.

  • 15.575 Kfz/Tag am Marktplatz, davon 1.359 Lkw
  • 6.527 Kfz/Tag auf der B 15 an der nördlichen Ortseinfahrt,
    davon 762 Lkw
  • 7.761 Kfz/Tag auf der B 15 an der südlichen Ortseinfahrt, davon
    754 Lkw
  • 8.819 Kfz/Tag auf der B 388 an der westlichen Ortseinfahrt, davon
    729 Lkw
  • 6.699 Kfz/Tag auf der B 388 an der östlichen Ortseinfahrt,
    davon 525 Lkw
  • 1.928 Kfz/Tag auf der Kreisstraße ED 26 am Kellerberg, davon
    82 Lkw
  • 1.308 Kfz/Tag auf der Kreisstraße ED 26 an der Attinger Straße,
    davon 116 Lkw

Diese Zahlen sind erschreckend, denn sie sind nur die Durchschnittsbelastung.
Die Spitzenbelastung ist wesentlich höher: 30.000 Kfz/Tag . Auch
wenn allgemein die Bestrebungen groß sind, zur Verwirklichung der
Klimaschutzziele den Güterverkehr weitgehend auf die Schiene zu
verlagern, was die Gemeinde Taufkirchen (Vils) unterstützt, so wird
nach den Verkehrsprognosen dennoch ein weiterer Anstieg der Verkehrsfrequenz
erfolgen, d. h. die Verkehrsprobleme in Taufkirchen (Vils) werden sich
noch weiter verschärfen.

Die hohe Verkehrsbelastung führt im Einzelnen zu folgenden Problemen:

Verkehrssicherheit

  • Gefährdung für Fußgänger beim Überqueren
    der Fahrbahn
  • Gefährdung für Radfahrer, vor allem durch Schwerlastverkehr
  • Beeinträchtigung der Schulwegsicherheit
  • Gefährdung durch den Schwerlastverkehr, besonders an Engstellen
  • Gefährdung durch Gefahrguttransporter
  • Hohe Verkehrsgeschwindigkeiten aufgrund der sehr abschüssigen
    Ortseinfahrten
  • Gefährdung durch Verkehrsverstöße (Geschwindigkeitsüberschreitungen)

Immissionen, die das Leben im Ortskern einschränken

  • Lärm
  • Abgase
  • Feinstaub

Verlagerung des überörtlichen Verkehrs auf innerörtliche
Gemeindestraßen

  • Ausdehnung der Verkehrsbelastung auf den gesamten Ort

Auswirkungen auf das Wohnen sowie auf Handel, Handwerk und
Dienstleistung

Die enorme Verkehrsbelastung beeinträchtigt das Wohnen im Ortskern
in unzumutbarer Weise. Die in der Ortsmitte ansässigen Einzelhandelsgeschäfte
sowie die Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe werden zum Teil sogar
in ihrem Bestand gefährdet. Sie spüren bereits deutlich die
negativen Auswirkungen, da die Situation für Kunden immer schwieriger
wird. Die An- und Abfahrt zu den Geschäften und Betrieben wird zunehmend
erschwert, teilweise ist sie auch mit Gefahren verbunden und der Aufenthalt
für Fußgänger wird unattraktiv. Abwanderungen und Geschäftsaufgaben
sind die Folge, die Versorgungsfunktion wird damit geschwächt, was
sich nicht nur für die Geschäftswelt, sondern für Bewohner
von Taufkirchen und Umgebung nachteilig auswirkt.

Der Gemeinderat hat sich diesen Problemen zufolge in den vergangenen
Jahren mit einer Flut von Anträgen befasst, Anträge von Anwohnern,
Elternbeiräten, Senioren, Ortsverkehrswacht usw. in Bezug auf weitere
Verkehrsampeln, Fußgängerüberwege, Fußgängerampeln,
Zebrastreifen, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Sperrungen für
Lkws, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und Umleitungsmaßnahmen.
Alle Anträge wurden mit Verkehrsexperten eingehend erörtert,
ohne jedoch spürbare Verbesserungen zu erzielen. Der Gemeinderat
ist sich deshalb absolut darüber einig:

Die drastischen Verkehrsprobleme in Taufkirchen (Vils) können
nur gelöst werden, wenn eine Umfahrung gebaut wird.

Auf den Bau einer großräumigen Umfahrung hat die Gemeinde
bereits zu Beginn der Ortskernsanierung, Anfang der 90er Jahre, hingewirkt.
Die Gemeinde ließ durch den damaligen Verkehrsplaner, das Ingenieurbüro
Niggl, sogar einen eigenen Planungsvorschlag ausarbeiten, der eine großräumige
Umfahrung ab Hubenstein, nördlich von Granting und Aham vorgesehen
hätte. Diese großräumige Lösung hatte jedoch nicht
die geringste Realisierungschance und ist an der Kosten-Nutzen-Analyse,
mit der über die Aufnahme in den Bundesfernstraßenplan und über
die Rangfolge der darin enthaltenen Projekte entschieden wird, gescheitert.

Die Gemeinde bemühte sich auch im Zuge der Erstellung einer Rahmenplanung
in den Jahren 2002/2003 für das Gebiet Taufkirchen-Nordwest, ebenfalls
wieder durch Einschaltung eines kompetenten Verkehrsplaners, dem Ingenieurbüro
Lang + Burkhart aus München, auf die Höhenlage und Führung
der Trasse Einfluss zu nehmen. Aus Lärmschutzgründen und aus
Gründen der Ortsgestaltung drängte die Gemeinde dabei vor allem
bei Atting auf eine verträglichere Kreisverkehrslösung (anstatt
einer Talbrücke), leider jedoch ohne Erfolg. Sowohl vom Ministerium
als auch vom Straßenbauamt wurde der Gemeinde entgegengehalten,
dass eine überörtliche Straße die entsprechende Charakteristik
aufweisen müsse und eine Umfahrung nur dann angenommen wird, wenn
sie auch einen entsprechenden Verkehrsfluss gewährleistet.

Grundlage bei der Trassenauswahl war eine Prüfung in Bezug auf
die Umweltverträglichkeit. Dabei wurde in den Jahren 2000/2001 untersucht,
welche von insgesamt 6 Trassenvarianten (2 im Norden und 4 im Süden
von Taufkirchen) am umweltverträglichsten ist. Die Überprüfung
erstreckte sich dabei auf folgende Schutzgüter :

  • Mensch
  • Tiere und Pflanzen
  • Boden
  • Wasser
  • Luft und Klima
  • Landschaft
  • Kultur- und Sachgüter

Ergebnis dieser Umweltverträglichkeitsstudie war, dass die Nordumfahrung
(Wahltrasse 1) in der Gesamtbetrachtung aller Schutzgüter relativ
geringe Umweltbeeinträchtigungen aufweist. Nach sorgfältiger
Abwägung aller Vor- und Nachteile hat man sich daher für die
nördliche Variante entschieden.

Die nördliche Linie ist nun Gegenstand des laufenden Planfeststellungsverfahrens,
das durch die Regierung von Oberbayern durchgeführt wird. Im Rahmen
dieses Planfeststellungsverfahrens hat der Gemeinderat einstimmig in
seiner Sitzung am 27.06.2006 insgesamt 9 Forderungen an die Regierung
von Oberbayern gerichtet, hauptsächlich mit dem Ziel, Beeinträchtigungen
für die Anwohner weitestgehend zu vermeiden und etwaige Nachteile
so gering wie möglich zu halten. Soweit es nicht möglich ist,
die Trassierung und Höhenlage der Straße zu ändern, müssen
nach Ansicht des Gemeinderates zum Schutz der Wohngebiete „Landessiedlung“ und „Ziegelfeld“ und
zum Schutz der unmittelbar tangierten Häuser in Atting, Emling und
Reckenbach aktive Lärmschutzmaßnahmen (Lärmschutzwälle
und Lärmschutzwände) durchgeführt werden, auch wenn diesbezügliche
Berechnungen im Rahmen der Planung zu einem anderen Ergebnis geführt
haben.

Eine der wesentlichen Forderungen des Gemeinderates aus der Sitzung
vom 27.06.2006 war zudem die Tieferlegung der Straße im „Nordostquadranten“ von
der Abzweigung Hilpolding bis zur B 15. Hier konnte, wie sich nun abzeichnet,
bereits ein Teilerfolg erzielt werden, und zwar insofern, dass zumindest
in dem Abschnitt von der B 15 bis Reckenbach die Straße zum Teil „eingegraben“ wird,
wodurch sich besonders für die Landessiedlung ein wirksamer Lärmschutz
ergibt.

Ebenfalls berücksichtigt wird aller Voraussicht nach die vom Gemeinderat
am 27.06.2006 aufgestellte Forderung, die Verbindungsrampe an der Anschlussstelle
B 388/B 15 von der Ost- auf die Westseite der B 15 zu legen. Auch dies
ist eine deutliche Verbesserung in Bezug auf den Lärmschutz, insbesondere
für das Anwesen Emling Nr. 3 und für den nördlichen Teil
der Landessiedlung.

Wesentlich problematischer stellt sich dagegen die geforderte Verschiebung
der Trasse nach Norden dar. Wie das Staatliche Bauamt Freising in der
Gemeinderatssitzung am 19.06.2007 deutlich machte, hat eine derartige
Verschiebung wegen der einzuhaltenden Kurvenradien eine so großräumige
Auswirkung, dass das gesamte Verfahren nochmals durchgeführt und
eine völlig neue Planung erstellt werden müsste. Die Verschiebung
hätte zudem zur Folge, dass die Straße über Steinkirchener
Gemeindegebiet führen und insbesondere die Ortschaft Eldering tangieren
würde, d. h. bisherige Betroffenheiten würde man somit in das
nachbarliche Gemeindegebiet verlagern, was weitere Probleme verursacht.
So betrachtet sind die Realisierungschancen einer großräumigeren
Umfahrung gering, die Wahrscheinlichkeit dagegen, damit das gesamte Projekt
zu gefährden, sehr groß, da man mit einer derartigen zeitlichen
Verzögerung wohl kaum die derzeit hohe Priorität im Bundesverkehrswegeplan
aufrechterhalten kann.

Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens muss man deshalb nun abwägen,
was sinnvoller ist,

  • die Planung grundsätzlich zu akzeptieren oder
  • eine weiträumigere Lösung anzustreben, auch auf die Gefahr
    hin, dass große zeitliche Verzögerungen eintreten und
    die Realisierung des Projektes generell in Frage gestellt wird.

Der Gemeinderat vertritt hierzu mit überwiegender
Mehrheit die Meinung, dass Taufkirchen (Vils) dringend die
Ortsumfahrung braucht und insofern alle Bestrebungen darauf
abzielen müssen, dass dieses Projekt nun zeitnah umgesetzt
wird. Jede andere Vorgehensweise wäre gegenüber
den Bewohnern im Ort nicht zu verantworten, da die Belastung
nun ein Maß erreicht hat, das nicht mehr zumutbar ist.

Der Gemeinderat wird sich im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens
allerdings so, wie bisher auch, mit allem Nachdruck dafür
einsetzen, dass die vorliegende Planung noch deutlich verbessert
wird, um so Nachteile für die Anwohner weitestgehend
zu vermeiden und die Betroffenheiten so gering wie möglich
zu halten.

Taufkirchen (Vils), 17. Juli 2007

1. Bürgermeister Franz Hofstetter

Gemeinderatsmitglieder:

Bachmaier Hermann
Becker Birigt
Christofori Erich
Elas Anton
Fanger Josef
Galler Josef
Götzberger Karl-Heinz
Huber Martin
Liebl Karl
Maier Alois
Maier Wolfgang
Obermaier Richard
Puschmann Christoph
Schweiger Anton
Slawny Manfred
Traber Gottfried
Zeilbeck Otmar
Zistler Peter